Bürgermeister mangelt es an Selbstkritik
Wer bei einer Bürgerversammlung sagt, wie wichtig es ist, dass viele Bürgerinnen und Bürger an der Veranstaltung teilnehmen und sich für das Gemeindegeschehen interessieren, und gleich zum Anfang betont, dass er ein offenes Ohr für die Belange dieser Menschen hat, sollte sich daraufhin nicht so verhalten, als wäre das zweite Ohr ebenfalls sperrangelweit offen, sodass alles Gesagte auf einer Seite rein- und auf der anderen wieder rausgeht.
Ein Jahr habe Reichlings Bürgermeister Johannes Hintersberger es lächelnd hingenommen, dass „gegen ihn geschossen wird“. Sicherlich hat Hintersberger recht, wenn er sagt, dass eine anonyme Unterschriftenaktion nicht der richtige Weg ist, um sich über die Situation in der Gemeinde zu beschweren. Im Voraus ein direktes Gespräch mit ihm zu suchen, wäre hier die bessere Lösung gewesen. Doch die Aktion als „kurios“abzutun, ist auf dem gleichen niedrigen Niveau. Besonders, wenn Teilnehmer in der Bürgerversammlung zum Ausdruck bringen, dass sie allen voran wahrgenommen und ernst genommen werden wollen. Mal zu sagen: Ich sehe eure Sorgen und werde mich damit beschäftigen – anstatt die immer gleichen Argumente zur Abwehr zu nennen.
Dass der Job eines Bürgermeisters oder einer Bürgermeisterin kein einfacher ist, wurde bei der Versammlung ebenfalls von einem Teilnehmer Hintersberger zugestanden. Weshalb auch niemand erwartet, dass immer alles glattläuft. Wenn sich Bürgerinnen und Bürger beschweren, dann sollte das aber nicht mit einem Witz abgetan werden. Ziel sollte es für Hintersberger sein, auch selbstkritisch mal zu gestehen: Hier hätte ich oder die Gemeinde auch mal was besser machen können, es tut mir leid.