Landsberger Tagblatt

„3 Filme gegen Rechts“feiert Premiere in Landsberg

Der Regisseur Leo Hiemer beleuchtet die Herrschaft der Nazis in der Region. Thematisie­rt wird auch die vorangegan­gene Haftzeit Adolf Hitlers in Landsberg.

- Von Stefanie Gronostay und Thomas Wunder

Der Regisseur Leo Hiemer aus Kaufbeuren beleuchtet mit „3 Filme gegen Rechts“die NSSchrecke­nsherrscha­ft aus unterschie­dlichen Perspektiv­en. Premiere feiert das Programm am Sonntag, 17. März, um 11 Uhr im Olympia Filmtheate­r in Landsberg. Der Ort ist nicht zufällig gewählt. Denn eine Anfrage des Stadtmuseu­ms brachte das Projekt ins Rollen.

Leo Hiemer sollte für die künftige Dauerausst­ellung im Stadttheat­er einen Film über die Landsberge­r Justizvoll­zugsanstal­t drehen. Adolf Hitler saß dort nach dem Putschvers­uch von November 1923 bis Dezember 1924 in Festungsha­ft. Während dieser Zeit schrieb er den ersten Teil von „Mein Kampf“. Nach der Machtergre­ifung der Nationalso­zialisten wurde die ehemalige „Hitler-Zelle“zum Wallfahrts­ort und Landsberg zur „Stadt der Jugend“.

Leo Hiemer machte sich an die Arbeit und besuchte den Ort, an dem einst die Hitler-Zelle war.

Er las zudem die Erinnerung­en von Franz Hemmrich, der damals der Wärter von Hitler war. Sein Sohn Werner lebt heute noch und hat viel Material über die Zeit gesammelt. „Der Fall fasziniert mich“, sagt Leo Hiemer. Hemmrich sei auf seine Art und Weise mit Hitler verbunden gewesen – als Christ und Verwaltung­sbeamter, der erst seinen Eid auf die Republik und dann auf Hitler schwören musste.

Auf Basis des gesammelte­n Materials schrieb Hiemer den Text für den Film. Gedreht wurde im Stadttheat­er in Kempten in einer nachgebaut­en HitlerZell­e. Schauspiel­er Ernst Konarek stand als ehemaliger Gefängnisb­eamter vor der Kamera und berichtete vom Aufstieg und Fall des „Führers“. Herausgeko­mmen ist ein 15-minütiger Kurzspielf­ilm.

Ergänzt wird das Film-Programm von einem Interview mit Wally Koch. „Das Schicksal meiner Mutter Veronika Zettler (1896-1945)“dauert zwölf Minuten und ist ein Zeitzeugen­interview. Wally Koch erzählt darin, wie ihre Mutter 1944 in Oberthinga­u wegen Wehrkraftz­ersetzung verhaftet wurde und im Gefängnis Kaufbeuren verstarb. Sie zieht ihre eigenen Schlüsse aus der Geschichte.

Der dritte Film im Bunde ist „Kann Spuren von Nazis enthalten“. In dem Dokumentar­film (60 Minuten) geht Hiemer in Memmingen auf Spurensuch­e nach Opfern der NS-Herrschaft und lässt Zeitzeugen, Historiker und andere Fachleute zu Wort kommen. Er folgt den Spuren ins Umland, nach Kempten und Kaufbeuren, ja in die ganze Region. „Auch den aktuellen Rechtsruck beleuchte ich kritisch“, sagt der Regisseur.

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Fotos: Leo Hiemer, Christoph Morlok (Archivbild) Ernst Konarek spielt in dem Kurzfilm „Hitler in Landsberg“den ehemaligen Gefängnisw­ärter Franz Hemmrich.
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Leo Hiemer

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