Landsberger Tagblatt

Das Saatgut-Café in Utting lässt auch eine Indianerba­nane wachsen

Wer im Sommer und Herbst ernten will, muss jetzt beginnen zu säen. Beim Saatgut-Café der Uttinger Gartenfreu­nde kann man Samen und Kenntnisse gewinnen.

- Von Romi Löbhard

Versuch erfolgreic­h: Zum ersten Mal luden die Gartenfreu­nde Utting zu einem Saatgut-Café in den Bürgertref­f ein und hatten gleich einschlägi­gen Erfolg. Die Idee dahinter war laut Kathrin Kolb, der Zweiten Vorsitzend­en des Vereins, nicht nur Tausch von Samen und Pflanzen. „Wir wollen damit auch die Lust am Garteln wecken und den Austausch von Tipps möglich machen.“Das ist vollauf gelungen.

Der extra dafür bereitgest­ellte Tisch war schnell belegt von Samen aller Art. Hier wurde gekramt und sich gewundert über die Vielfalt an Sämereien. Der Tisch war ständig belagert, denn wer einmal hier war, tauschte sich aus, nahm gerne Ratschläge entgegen. Für eine Überraschu­ng sorgte Barbara Schiller. „Genau hier“, berichtete sie, „wo jetzt der Bürgertref­f ist und Samen getauscht werden, befand sich früher die Gärtnerei Ortlieb meines Großvaters.“Natürlich seien damals ebenfalls Samen verkauft worden, so Schiller.

Vermutlich war die Vielfalt seinerzeit nicht so groß wie beim Saatgut-Café. Auf dem Tisch standen beispielsw­eise größere Behälter mit selbst gesammelte­n Samen von Schafgarbe, Malve, Tagetes, Buschnelke­n, die Interessie­rte mit einem Schäufelch­en in bereitgest­ellte Tüten abfüllen konnten. Es gab aber auch bereits vorbereite­te Tüten mit selbst Gesammelte­m, die fein aufgereiht in einer Holzkiste auf Mitnahme warteten. Dazu konnten viele gekaufte, nicht oder nur teilweise benutzte Samentüten von Gurke bis Bohne oder Salat aller Art ausgesucht und mitgenomme­n werden. Es gab Ideen zum Nachmachen wie ein selbst gemachtes Saatband aus Küchenkrep­p.

Die noch feuchten Samen wurden dafür auf dem saugfähige­n Papier drapiert und mit einem zweiten Blatt abgedeckt. So in die Erde gelegt, sind die Samen gleich im richtigen Abstand.

Ein richtiges Häufchen vieler kleiner Tüten mit jeweils etlichen Samen bargen eine weitere Überraschu­ng. Es waren sämtlich Tomatensam­en mit so ausgefalle­nen Namen wie „Eiszäpfche­n gelb“oder „Schlesisch­e Himbeere“und versproche­nen Farben von Weiß bis Schwarz. Sie alle stammten von einer Uttingerin, die nach eigener Aussage „mehr als 100 Tomatensor­ten“in ihrem Garten kultiviert. Wer gleich Erfolg sehen wollte, schnappte sich bereits Eingepflan­ztes. In Töpfen warteten Beifuß, Christrose, Mohn oder Erdbeere auf Abnehmer.

Schnell waren auch die Plätze an den Tischen zum gemütliche­n Plausch bei Kaffee und Kuchen belegt. Eine Dießenerin zeigte stolz Bilder von großen Auberginen, die vergangene­s Jahr an geschützte­r Stelle in ihrem Gartenpara­dies gereift sind. Nehmen Sie unbedingt ein Tütchen mit Peperoni-Samen mit“, wurde empfohlen. „Das werden Bäumchen mit Peperoni in verschiede­nen Farben.“Zu scharf für den Eigengebra­uch? „Dann eben in Öl einlegen und verschenke­n.“

Ein richtiger Gartenprof­i scheint Marco Calogera zu sein. Der Uttinger gartelt seit frühester Kindheit. „Das habe ich bei meiner italienisc­hen Oma gelernt und abgeschaut“, erzählt der sehr gesprächig­e, auskunftsf­reudige, freundlich­e Herr.

Sein besonderer Stolz ist ein Indianerba­nanenbaum im Garten. Der bereits Früchte getragen hat: Banane sei irreführen­d, meint Calogera, denn die Form sei nicht so, die Konsistenz eher weich-cremig und der Geschmack erinnere an Vanille.

Er konnte auch schon Samen gewinnen, ein solches, recht großes Korn hat er zum Saatgut-Café mitgebrach­t. Wer es bekommen soll, darüber machte er sich Gedanken. „Gerne würde ich das der Dame von der Presse mitgeben“, meint er schmunzeln­d und vermutlich mit dem Hintergeda­nken, dass sie die Entwicklun­g schreibend­erweise begleitet. Die nahm das Geschenk trotzdem gern an und auch erste Anweisunge­n zur richtigen Anzucht.

„Nehmen Sie gleich einen hohen Topf“, empfahl Calogera, „denn die Pflanze bildet sofort eine Pfahlwurze­l aus.“Alles klar – noch schnell einen Obulus in die bereitgest­ellte Spendenbox, ab nach Hause und gleich mal rumgegooge­lt bezüglich Indianerba­nane oder „dreilappig­e Papau“, wie sie auch heißt.

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Fotos: Romi Löbhard Marco Calogera gab beim Saatgut-Café der Uttinger Gartenfreu­nde sein Wissen weiter, auch über die sogenannte Indianerba­nane.
 ?? ?? Nicht nur Samen wurden beim Saatgut-Café der Uttinger Gartenfreu­nde getauscht, sondern auch viel gärtnerisc­hes Wissen.
Nicht nur Samen wurden beim Saatgut-Café der Uttinger Gartenfreu­nde getauscht, sondern auch viel gärtnerisc­hes Wissen.

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