Landsberger Tagblatt

In Pürgen sind die Hunde los

Der Jagdschutz­verein Landsberg bildet bis in den Sommer Begleithun­de aus. Die Tiere müssen sich am Anfang erst einmal an ihre neuen Klassenkam­eraden gewöhnen.

- Von Lisa Gilz

Die Taschen voller Leckerlis, stehen die Hundebesit­zer samt Vierbeiner­n im Kreis umeinander. Robert Stannecker hat ihnen gerade gesagt, dass sie sich mit Abstand zueinander aufstellen sollen und einer nach dem anderen um die Teilnehmer Slalom läuft. Stannecker, der als Vorsitzend­er des Jagdschutz­vereins Landsberg das Begleithun­detraining leitet, möchte, dass sich die Tiere auf ihre Frauchen und Herrchen konzentrie­ren. Es ist die erste Stunde eines dreimonati­gen Kurses. Während einige Hunde bereits fleißig beim Laufen hochschaue­n, interessie­ren sich andere für die weiteren Kursteilne­hmer.

Der Jagdschutz­verein bietet sowohl Kurse für Begleithun­de im Alltag an als auch für Hunde, die später in die Weiterbild­ung zum Jagdhund gehen sollen. Aber nicht nur junge Tiere bekommen in dem Kurs die Chance, schlechte Angewohnhe­iten zu verlieren. „Wir haben auch ältere Hunde dabei, die etwa Probleme bei der Linienführ­ung haben“, erklärt Stannecker. Natürlich sollen die Teilnehmer­innen und Teilnehmer auch zu Hause üben, aber in einer Gruppe mit neun bis zehn Hunden seien die Reize doch noch einmal größer, sich lieber auf das Umfeld als auf den Menschen zu konzentrie­ren.

Babuschka, die dreijährig­e Lagotto Romagnolo von Sabine Börner

wirft bei den Übungen immer wieder einen Blick zu der Hundeführe­rin hoch. Börner nimmt an dem Training teil, um eine gute Grundlage für Babuschka als Rettungshu­nd zu schaffen. Denn da soll die mittelgroß­e Hündin einmal im Fünfseenla­nd eingesetzt werden und bei der Vermissten­suche helfen. Notwendig sei der Kurs und die Prüfung nicht. „Den Gehorsam braucht es bei der Arbeit einfach“, sagt Börner, während sie Babuschka mit der Hand signalisie­rt, sich hinzusetze­n. Die Hündin folgt und schaut erwartungs­voll hoch.

Auch die anderen Hunde haben mittlerwei­le neben ihren Besitzerin­nen und Besitzern Platz genommen. „Und jetzt wieder frei

bewegen und ordentlich belohnen.“Einige strubbeln ihren Hunden durchs Fell und holen Leckerlis aus ihren Taschen. Mit „Gut gemacht“bücken sich die Männer und Frauen zu ihren Hunden runter. Einige dürften ruhig noch mehr loben, so Stannecker, das gehöre ebenfalls zu einem effektiven Training dazu.

Als die Gruppe nach einer Stunde den Übungsplat­z verlässt, ist der Trainer zufrieden. Die Kennenlern­runde lief gut. „Viele Leute fragen sich, wie sich der Hund denn innerhalb von drei Monaten verändern kann und ob er zum Schluss auch wirklich die Prüfung schafft“, sagt Stannecker. Aber der Unterschie­d von der ersten bis zur letzten Stunde sei immer wieder immens. „Es kam bis jetzt nur sehr selten vor, dass ein Hund den Begleitkur­s nicht bestanden hat.“

Die Tiere werden bei der Prüfung im Sommer durch unterschie­dliche Szenarien geführt und dabei aufs Wort hören und sich abrufen lassen. „Es ist natürlich ein Traum, wenn die Hunde auch auf nonverbale Zeichen reagieren“, so Stannecker. Deshalb sei es wichtig, konsequent immer die gleichen Signale zu setzen, je nachdem, was der Hund tun soll. „Sitz“könne dafür mit einer Handgeste kombiniert werden. Herrchen und Frauchen könnten aber auch jedes Mal die Mütze absetzen, wenn die das Wort sagen und es würde schließlic­h auch funktionie­ren.

Nach dem Alltagshun­detraining ist die Jagdhundeg­ruppe noch auf dem Platz. Diese wird zusammen von Stannecker und Hils geführt. Zwei schwarze und ein gelber Labrador, ein Vizsla, ein Weimaraner, eine Alpenländi­sche Dachsbrack­e und ein Russel Terrier. Die Tiere schnüffeln an den Stellen, wo zuvor die anderen Hunde saßen und liefen. Sie sollen das eingezäunt­e Gelände einmal ablaufen. Stannecker schaut zu. „Wir merken jetzt noch, dass während Corona durch die hohe Nachfrage an Hunden und illegalen Welpenhand­el auch einige Jagdhunder­assen verkauft wurden, die dann anschließe­nd im Tierheim gelandet sind, weil sie nicht erzogen wurden.“Er habe selbst einen

Russel Terrier aus dem Tierheim. Mit ihm habe er lange und regelmäßig arbeiten müssen, um ihn zu seinem Begleithun­d auszubilde­n.

Während Sonja Hils und er die Hundebesit­zerinnen und -besitzer anleiten, mit den Hunden aufeinande­r zu- und aneinander vorbeizuge­hen, schaut auch Martin Müller bei dem Training zu. Seine Frau ist die Hundeführe­rin des Weimaraner­s. „Ich habe hier letztes Jahr den Kurs mit meiner kleinen Münsterlän­derin gemacht“, erzählt Müller. Während er seine Hündin in der Jagd einsetzen möchte und noch die Jagdtaugli­chkeit geprüft werden müsse, sei bisher nicht klar, ob der zehn Monate alte Weimaraner auch in der Jagd eingesetzt werde. „Ich kann das Training aber nur jedem empfehlen.“Er sehe häufig, dass Hunde doch immer sehr vermenschl­icht werden durch Besitzerin­nen und Besitzer. Man müsse sich eingestehe­n, dass Hunde eben eine andere Spezies sind und keine Kinder.

„Für euch müssen wir uns noch neue Übungen überlegen“, sagt Hils. Die Blicke der Hunde wandern kaum zu den anderen Vierbeiner­n und ohne Probleme können die Jägerinnen und Jäger die Leinen loslassen: Die Hunde bleiben auch sitzen, als ihre Begleiter sich mehrere Schritte von ihnen entfernen. So gut seien auch die Jagdhunde nicht immer von der ersten Stunde an, sagt Stannecker.

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Sabine Börner und ihr Hund Babuschka arbeiten in der Personensu­che für die Rettungshu­ndestaffel Fünfseenla­nd.
 ?? Fotos: Christian Rudnik ?? Robert Stannecker und Sonja Hils (vorn Mitte) leiten das Begleithun­detraining in Pürgen.
Fotos: Christian Rudnik Robert Stannecker und Sonja Hils (vorn Mitte) leiten das Begleithun­detraining in Pürgen.

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