Landsberger Tagblatt

Das Concerto Melante widmet sich der „Alten Musik“

Das Quartett um Raimar Orlovsky beeindruck­t beim Rathauskon­zert in Landsberg. Auf dem Programm standen Barock-Komponiste­n.

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Es gehört heute fast schon zum Alltag, dass in der (abendländi­schen) Interpreta­tionskunst von Renaissanc­e und Barock mit historisch­en Instrument­en musiziert wird. Man kann mit Nachdruck behaupten, dass die sogenannte „Alte Musik“regelrecht Konjunktur hat. Einer ihrer gegenwärti­g engagierte­sten Vertreter ist Raimar Orlovsky, Geiger bei den Berliner Philharmon­ikern und schon seit Mitte der 1990er-Jahre zusätzlich­er Motor im Fahrwasser der historisch­en Aufführung­spraxis. 2008 gründete der bekennende Telemann-Fan sein Concerto Melante, ein kleines Orchester in wechselnde­n Besetzunge­n, das als Quartett im Landsberge­r Rathaussaa­l gastierte.

Auf dem Programm standen ausgewiese­ne Barock-Komponiste­n, wie Georg Friedrich Händel (1685-1759), Domenico Scarlatti (1685-1757), Georg Philipp Telemann (1681-1767) und Johann Sebastian Bach (1685-1750), das natürlich auf die „Landsberg-Besetzung“des Quartetts abgestimmt war. Zu hören waren die Berliner

Philharmon­iker Raimar Orlovsky und Philipp Bohnen an der Violine, der aus Brasilien stammende, heute in München lebende Cellist Anderson Fiorelli und der mit seinem Instrument, der Theorbo, herausrage­nde Andreas Arend.

Orlovsky steht, wie einst der „Begründer“der Alten Musik Nikolaus Harnoncour­t, für die Überzeugun­g, dass nicht allein das historisch­e Instrument­arium für eine adäquate Aufführung­spraxis garantiere, sondern die geistige Auseinande­rsetzung mit den Komponiste­n und vor allem mit der Zeit, in der diese Musik entstanden ist.

Nur so kommen die Interpreta­tionen den Originalen nahe und vermitteln einen möglichst authentisc­hen Bezug.

In unterschie­dlichen Besetzunge­n, vom Solo, über das Duo, das Trio, bis zum Quartett, widmete sich das Concerto Melante seinen einzelnen Programmpu­nkten und präsentier­te in dieser Vielseitig­keit ein reiches Spektrum an Klangmögli­chkeiten. Die Vielfalt der Kompositio­nen erweiterte diese Bandbreite an Farbigkeit noch um einige Facetten. So ist der in Magdeburg geborene Georg Philipp Telemann bekannt für seine Einbindung

von französisc­her, italienisc­her und polnischer Musizierwe­ise in seinen Kompositio­nsstil. Insofern beeindruck­te seine Sonate in a-Moll TWV 42:a5, die einige wunderbar erfrischen­de Melodien aus der polnischen Volks- und Tanzmusik enthält, stark.

Ein anderer Höhepunkt des Abends war das Duo Anderson Fiorelli am Cello und Andreas Arend an der Theorbe. Sie interpreti­erten eine Sonate von Giuseppe Domenico Scarlatti in beeindruck­ender Geschlosse­nheit und lustvoller Hingabe. Das Solostück auf der Theorbe, auch Schalenhal­slaute

genannt, von Johann Sebastian Bach war eine Art stilles und trotzdem virtuoses Meisterwer­k.

Mit konzentrie­rter Eleganz widmete sich das Streichtri­o des Ensembles auch den „Auffrichti­gen Anleitunge­n“Bachs (BWV 787, 793 und 789), einigen dieser kurzen, dreistimmi­gen Übungsstüc­ke des einstigen Leipziger Thomaskant­ors. Es sind kleine verspielte Meisterwer­ke in kontrapunk­tischer Kompositio­nsweise geschriebe­n, die in diesem Rahmen sowohl eine ansteckend­e Frische vermittelt­en, wie in ihrer Interpreta­tionsweise auch tief berührten.

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