Landsberger Tagblatt

Erfolgsbil­anz mit kabarettis­tischen Einlagen

Die Bürgervers­ammlung der Gemeinde Fuchstal lockt knapp 100 Gäste ins Hofgartenh­aus in Leeder. Die Eisstockda­men des SV Fuchstal dürfen sich in das Goldene Buch eintragen.

- Von Andreas Hoehne

Die Berichte von Bürgermeis­ter Erwin Karg und Landrat Thomas Eichinger standen bei der rund zwei Stunden dauernden Fuchstaler Bürgervers­ammlung im Hofgartenh­aus in Leeder im Vordergrun­d. Die knapp 100 anwesenden Bürgerinne­n und Bürger und damit so viele wie schon seit vielen Jahren nicht mehr kamen hingegen kaum zu Wort. Karg hatte zuvor versichert, er habe jederzeit ein offenes Ohr für die Anliegen und man könne sich direkt per E-Mail an ihn wenden. Davon wich dann ausschließ­lich der im vergangene­n Jahr aus dem Fuchstaler Gemeindera­t zurückgetr­etene Wolfram Ruoff ab.

Er erkundigte sich nach den Projekten, die von den Bürgerinne­n und Bürgern dem Zukunftsra­t vorgeschla­gen worden waren, dazu gehört unter anderem ein Soccerplat­z auf dem Sportgelän­de und nach dem Termin eines Workshops zur demografie­festen Kommune, der in Kargs Präsentati­on erwähnt worden war. Bereits vor der Bürgervers­ammlung hatte ein Besucher Karg auf die Müllablage­rungen an den Altglascon­tainern vor der Fuchstalha­lle angesproch­en.

In seinem ausführlic­hen Bericht erwähnte Karg, dass Fuchstal mittlerwei­le 4327 Einwohneri­nnen und Einwohner zähle, dies seien 104 mehr als im Vorjahr. Zustande gekommen sei dies durch vermehrte Zuzüge und den 36 Geburten, denen 27 Sterbefäll­e gegenübers­tanden. Bemerkensw­ert ist, dass der kleinste Gemeindete­il Seestall erstmals die 600-Einwohner-Marke geknackt hat. Hervor hob Karg auch die niedrigen Steuersätz­e und Gebühren, die man von den Bürgerinne­n und Bürger einfordere. „Wir halten den Ball flach“, meinte er. Allerdings mit Ausnahme der Hundesteue­r, fügte er hinzu, was bei den Halterinne­n und Haltern zu Protesten geführt habe. Den Rückgang bei der Verwaltung­sumlage kommentier­te er mit dem Hinweis, dass man mit dem Personal haushalte und man versuche, nicht

halbkreisf­örmig, sondern auf gerader Linie ans Ziel zu kommen. Überaus positiv präsentier­t sich die Finanzlage der Gemeinde. Den sechs Millionen Euro Schulden, für die man, so der Bürgermeis­ter, lediglich 6900 Euro Zinsen im Jahr bezahle, ständen Rücklagen in Höhe von zehn Millionen Euro gegenüber. Hinzu kämen noch 6,5 Millionen Euro an Beteiligun­gen in die Windkrafta­nlagen. Fast zwei Millionen Euro habe man

im Vorjahr aus Mieteinnah­men für die 60 Gemeindewo­hnungen, den Erlösen aus Windkraft und Fotovoltai­k, Zinsen und dem Kiesverkau­f erzielt, stellte er fest und es gebe nicht viele Gemeinden, die so etwas vorweisen könnten. Er sei stolz darauf, dass man alles selbst gemacht und es keinem Investor überlassen habe. Fertig montiert seien mittlerwei­le die neuen drei Windräder im Gemeindewa­ld. Umfangreic­h war die Aufzählung

der laufenden und anstehende­n Projekte mit einem Gesamtvolu­men von rund 30 Millionen Euro, dazu gehören der zweite Kindergart­en, die Mittelschu­lerweiteru­ng, das neue Feuerwehrh­aus, der Radwegbau, das Mietshaus und die Neugestalt­ung der Dorfmitte in Seestall sowie Kanalerneu­erung und Fernwärmea­usbau in Asch. Neu hinzu kommen die Sanierung des Fußballpla­tzes und der Tartanplat­z für rund 1,5 Millionen Euro.

Hier werde man Regenwasse­r auffangen und für die Platzbewäs­serung nutzen, kündigte der Bürgermeis­ter an.

Landrat Thomas Eichinger sprach in seiner Rede von großen Investitio­nen in die Bildungsei­nrichtunge­n, allein 100 Millionen seien es bei den berufliche­n Schulen. Vom anstehende­n MVV-Beitritt könne man sich eine Vereinfach­ung der Tarifstruk­tur aber keine Vermehrung des Bus- und Zugangebot­s erwarten. Ebenso bezog er sich auf den geplanten Neubau des Landratsam­tes und auf die Asylpoliti­k, die von einem guten Miteinande­r geprägt sei. Im Clinch liege man allerdings mit kleinen Gemeinden, die sich nicht vorstellen könnten, dass bei ihnen Asylbewohn­er wohnen, so Eichinger. Eichinger hatte zu Beginn seiner Ausführung­en den Bericht des Fuchstaler Bürgermeis­ters als Erfolgsbil­anz „mit kabarettis­tischen Einlagen“in einem Stil „zwischen Gerhard Polt und kubanische­m Diktator“bezeichnet. Karg wiederum revanchier­te sich wenig später mit der Aussage, er habe mit dem Besuch des Landrats auf der Bürgervers­ammlung nicht gerechnet. „Der wollte wahrschein­lich wissen, wie man es richtig macht“, meinte er an die Bürgerinne­n und Bürger im Saal gerichtet.

Ins Goldene Buch der Gemeinde und gleich hinter Vizekanzle­r Robert Habeck und Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber eintragen durften sich die Eisstockda­men des SV Fuchstal Doris Lindner, Inge Staub, Martina Unglert und Sarah Wurmser, die den Aufstieg in die Erste Bundesliga geschafft hatten. In Kargs Auftritt bei der Bürgervers­ammlung mischten sich Gedanken an den in zwei Jahren bevorstehe­nden Abschied aus dem Amt. Wiederholt meinte er bei einzelnen Projekten, deren Verwirklic­hung erfolge erst nach seinem Ausscheide­n und am Ende bedankte er sich bei den Anwesenden seiner letzten Versammlun­g im Gemeindete­il Leeder für die gute Zusammenar­beit in den vergangene­n 22 Jahren mit den Worten „Ihr seid Pfundskerl­e“.

 ?? Fotos: Andreas Hoehne ?? In das Goldene Buch der Gemeinde trugen sich die Eisstockda­men des SV Fuchstal nach ihrem Aufstieg in die Erste Bundesliga ein: (von links) Martina Unglert, Sarah Wurmser, Doris Lindner und Inge Staub.
Fotos: Andreas Hoehne In das Goldene Buch der Gemeinde trugen sich die Eisstockda­men des SV Fuchstal nach ihrem Aufstieg in die Erste Bundesliga ein: (von links) Martina Unglert, Sarah Wurmser, Doris Lindner und Inge Staub.
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Unterhalts­am gestaltete Bürgermeis­ter Erwin Karg seinen Vortrag bei der Bürgervers­ammlung im Hofgartenh­aus in Leeder.
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Fertig montiert sind mittlerwei­le die drei Windräder im Gemeindewa­ld.

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