Leserbriefe Raumplanung ist zu kurz gedacht
Zum Artikel „Wie das Stadtmuseum mit Hitlers Vergangenheit in Landsberg umgeht“vom 18. März:
Im Rahmen der Tagung „Die Weimarer Republik und Adolf Hitler, 1919 – 1932“wurden auch Einblicke in das Konzept der geplanten „Ausstellung zur Zeitgeschichte“im Stadtmuseum gegeben. Aus Sorge vor einer unfreiwilligen Propagierung und dem Schaffen eines neuen Wallfahrtsortes für Neonazis wird eigentlich nur mit Symbolik gearbeitet. Das dürfte der falsche Weg sein.
Die Aufgabe eines Museums besteht darin, Sachverhalte möglichst im Original darzustellen und eine pädagogische Aussage zu treffen. Für beide Tatbestände ist eine Gesamtdarstellung des Dritten Reichs notwendig und nicht nur ein Ausschnitt. Nämlich von Hitlers Festungshaft 1924 in Landsberg bis zur Hinrichtung von Kriegsverbrechern durch den Strang in den Jahren 1946 bis 1951, ebenfalls in Landsberg. Die jetzige Justizvollzugsanstalt steht in ihrer Geschichte für Anfang und Ende des Dritten Reichs. Nirgends auf der Welt sind solch weltgeschichtlichen Ereignisse so wenige Meter voneinander entfernt geschehen. Damit hat die Stadt Landsberg eine herausragende Verantwortung, der sie gerecht werden muss.
Die derzeitige Raumplanung ist meines Erachtens zu kurz gedacht. Vielmehr sollten mehrere Phasen in der NS-Zeit dargestellt werden, neben dem Erstarken der NSDAP bis 1932, dem Aufstieg zur Wirtschaftsmacht in den 1930er-Jahren, der Zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 mit 50 Millionen Toten und der anschließenden Sühne (Landsberg war das „War Criminal Prison No. 1“).
Im Blickpunkt müssen meiner Meinung nach neben den allgemeinen politischen Feststellungen auch die Schicksale Landsberger Bürger stehen. Die Lehre aus diesen 30 Jahren darf nicht fehlen: Niemand sollte sich extremen Parteien – egal ob rechts oder links – anschließen. Die vermeintlichen Erfolge der NSDAP in den 1930erJahren dürfen niemanden blenden, da die Katastrophe zulasten Millionen Unschuldiger sofort folgte. Wer kann ein derartiges Museum planen? Ich sehe hier nur eine überragende Persönlichkeit, den Architekten Daniel Libeskind. Dr. Rainer Gottwald, Landsberg