Früher Zapfenstreich auch in Geltendorf
Fast im ganzen Landkreis Landsberg ist bei Vereinsfesten seit vielen Jahren um 3 Uhr Schluss. Nur Geltendorf machte bislang eine Ausnahme. Doch das ist jetzt vorbei.
Die Gemeinde Geltendorf hat ein Alleinstellungsmerkmal verloren: Seit 2008 durfte in keiner anderen Kommune im Landkreis so lange gefeiert werden wie in der S-Bahn-Gemeinde. Doch jetzt ist der Spaß vorbei. Der Gemeinderat hat einen entsprechenden Grundsatzbeschluss von 2008 aufgehoben. Die Verwaltung soll sich bei Sperrzeitverkürzungen für Feste nun auch an dem landkreisweiten Zapfenstreich um 3 Uhr orientieren.
Wobei die Polizei Feste, die bis zum Morgengrauen dauern, gar nicht so spaßig findet, wie der Sprecher der Landsberger Inspektion, Markus Fischer, in der Gemeinderatssitzung betonte. Er war zusammen mit Sebastian Peischer vom Amt für Jugend und Familie im Landratsamt nach Geltendorf gekommen, um für ein früheres Ende von Festen zu werben. Das ist bereits seit 2008 im ganzen übrigen Landkreis Praxis. Nur in Geltendorf war bisher ein Grundsatzbeschluss
wirksam, dass solche Sperrzeitverkürzungen bis 5 Uhr gestattet werden.
Während dies Peischer vorwiegend mit Blick auf den Jugendschutz kritisch sah (sollen 16-Jährige mit sogenanntem Mutti-Zettel bis 5 Uhr unterwegs sein, fragte er), sah Markus Fischer hauptsächlich ein exponentiell ansteigendes Sicherheitsrisiko, wenn bis um 5 Uhr gefeiert wird. „Nach 3 Uhr steigen tatsächlich Körperverletzungen deutlich an“, sagte er. Längeres Feiern verursache auch einen höheren Personaleinsatz bei der Polizei, etwa durch „Folgemaßnahmen“wie Blutentnahmen.
Wie oft es denn in den vergangenen Jahren im Raum Geltendorf zu Straftaten bei Festen am frühen Morgen gekommen sei, wollte daraufhin Michael Veneris (Bürgerforum) wissen. „Ich kann das nur gesamtstatistisch sagen“, räumte daraufhin Fischer ein, Zahlen habe er nicht. Laut Geschäftsstellenleiter Patrick Naumann finden in der Gemeinde Geltendorf jährlich fünf bis zehn Feste statt, die bis 5 Uhr morgens dauern dürfen, darunter sind
Après-Ski-Partys, Weinfeste und Faschingsbälle.
Er habe jedenfalls in den 25 Jahren, in denen er in der Gemeinde lebe, „nicht wahrgenommen, dass es Probleme gibt“, meinte Veneris daraufhin. Somit sehe er keinen Grund, von der bisherigen Sperrzeitenpraxis in Geltendorf abzugehen. Doch das war im Gemeinderat eine Minderheitsmeinung, der sich nur zwei weitere Gemeinderäte anschlossen.
Alle anderen schwenkten auf die landkreisweite Gepflogenheit ein. „Irgendwann muss Schluss sein“, meinte etwa Josef Weiß (CSU). Solche
bis zum Morgen dauernden Feste seien auch eine „Belästigung“für die Umgebung, besonders im Sommer. Man brauche nicht die ganze Nacht „Halligalli“, an deren Ende dann „Besoffene rumlaufen und raufen“, ergänzte Weiß’ Fraktionskollegin Marion Wisura.
Anschließend berichtete Markus Fischer von der Polizei von der Tätigkeit der Sicherheitswacht in Geltendorf. Die siebenköpfige Truppe (13 der für den Raum Landsberg/Geltendorf/Kaufering/ Penzing vorgesehenen ehrenamtlichen Stellen können bislang nicht besetzt werden) sei in Geltendorf hauptsächlich an der Schule und am Spitzer Weiher tätig. An der Schule hatte es Meldungen von Sachbeschädigungen gegeben. Fischer sagte, die Sicherheitswacht könne aber niemanden wegschicken, da es nicht verboten sei, sich außerhalb der Unterrichtszeiten im Pausenhof aufzuhalten. Das solle auch so bleiben, machte Bürgermeister Robert Sedlmayr (ÖDP) klar: Der Schulhof sei der einzige Treffpunkt für Jugendliche in Geltendorf, „und es wäre schade, wenn wir diesen den jungen Leuten verwehren würden“. Der Gewinn durch die Sicherheitswacht liege darin, dass es aufgrund von deren Präsenz keine unguten Vorkommnisse mehr gegeben habe.
Am Spitzer Weiher werde insbesondere der benachbarte Weiher mit Kiesabbau bestreift, um zu verhindern, dass dort gezeltet wird, berichtete Fischer weiter. Am Bahnhof sei die Sicherheitswacht nicht unterwegs, ergänzte der Polizist auf Nachfrage von Thomas Stoklossa (Unabhängige Bürger). Zumindest habe die Sicherheitswacht darüber nicht berichtet.