Ein Besuch bei Bienen und anderen Tieren
Überall erwacht die Natur aus dem Winterschlaf. Auch im Schacky-Park in Dießen. Bei einer Frühlingsführung ist viel über die dort angesiedelte Tierwelt zu erfahren.
„Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte …“Was Eduard Mörike einst formulierte, ist derzeit auch im Schacky-Park spürbar, wenn an sonnigen Tagen die Vögel mehrstimmig zwitschern, die Bienen summen und die ersten Zitronenfalter über die Wiese flattern. Passend zur Jahreszeit stand das Frühlingserwachen der Tierwelt im Mittelpunkt einer Führung durch den neun Hektar großen Park.
Rund um die sieben Bienenstöcke auf der Wiese unterhalb des Monopteros herrscht bereits Frühlingsbetrieb. Zahlreiche Bienen haben Pollen gesammelt, der in den Stock transportiert wird. „Die Schacky-Park-Bienen sind friedlich“, versichert Imker Franz Robeller aus Raisting. Vorsicht sei trotzdem angesagt: „Wenn Bienen um ihr Leben fürchten, stechen auch die friedlichen“. Bei der Nahrungssuche fliegen die Bienen bis zu fünf Kilometer weit, aktuell werden insbesondere Frühlingsblüher, unter anderem Krokusse, Winterlinge und Haselnusssträucher angeflogen.
Rund 40.000 bis 60.000 Bienen leben demnach in einem Bienenstock, und ein Volk kann pro Jahr bei guter Pflege circa 40 bis 60 Kilo Honig produzieren. Und wenn in wenigen Wochen im Baumspalier am nördlichen Ende des Parks die historischen Apfelsorten blühen, wird das für die Schacky-Park-Bienen ebenso wie für einige Wildbienenarten, wie die Sandbiene, ein Fest werden. Sandbienen bevorzugen die sandigen Rillen der Plattenwege. Hier bohren sie kleine Röhren, in die jeweils zwei Eier abgelegt werden. Anfang Mai schlüpfen zuerst die Männchen, die dann draußen auf die Weibchen warten. „Und dann wird Hochzeit gefeiert“, sagt Christl Bernhard. In der Nachbarschaft ist auch die Rotbeinige Furchenbiene zu finden.
Nur wenige Meter entfernt bearbeitet
ein Kleiber die Rinde eines vom Sturm umgeknickten Baumes. „Das ist einer unserer Habitatbäume, die wir dringend brauchen“, sagt Christl Bernhard, zweite Vorsitzende des Fördervereins Schacky-Park. Im Totholz entwickle sich Lebensraum für unzählige Insektenarten, und vorwiegend Buntspechte bauten dort gerne ihre Höhlen.
Die zweite Vorsitzende engagiert sich auch als Vogelbeauftragte für den Förderverein. 31 Nistkästen für Vögel und vier für Fledermäuse wurden im Park angebracht. „Nach einer Schätzung des Bund Naturschutz leben rund 25 verschiedene Vogelarten bei uns im Park, und der Tisch ist mit Nussbäumen und Beerensträuchern reich gedeckt.“Die Nistkästen seien meist von verschiedenen Meisenarten, Kleibern und Staren bewohnt. „Beim letzten Monitoring haben wir festgestellt, dass zwei Nistkästen von Siebenschläfern
besetzt waren“, berichtet die Vogelbeauftragte. Possierliche Tierchen, die allerdings auch Jungvögel fressen. Noch unbewohnt sei der Waldkauznistkasten. „Aber vielleicht reicht unseren Käuzen das natürliche Wohnungsangebot noch aus“, meint Bernhard.
Für einige Nistkästen sind noch Patenschaften zu vergeben, was bedeutet, dass die Paten die Anschaffungskosten für den Kasten
(60 Euro) und die alljährlichen Kosten für das Monitoring (15 Euro) übernehmen, das von einer Fachfirma ausgeführt wird. „Die alten Nester müssen raus, damit darin keine Flöhe und Milben überleben, die den Vögeln schaden können“, sagt Christl Bernhard. An einen persönlichen, tierischen Glücksmoment im Park erinnert sie sich gerne: „Als wir eine Scheinzypresse wegen Sturmschaden fällen mussten, sprang zu meinem Schrecken ein Eichkatzl aus der Baumspitze heraus. Aber es breitete einfach seine Pfoten und seinen Schwanz weit aus und segelte wie ein Fallschirmflieger sanft und wohlbehalten zu Boden“.
Beliebter Lebensraum ist auch der Uferbereich des großen Weihers beim Monopteros, auf dem die Schackys früher gerne mit dem Ruderboot ihre Runden drehten. Hier machen sogar seltene Wildentenarten auf der Durchreise Rast, auch Gänsesäger kommen vorbei.
Und unzählige kleine Grasfrösche haben am Weiher ihr Paradies gefunden. Allerdings hat sich ihr Wohnort schon bis zu den hungrigen Störchen im benachbarten Ammermoos herumgesprochen. Auch ein Eisvogel wurde gesehen, und im Sommer gehen Rauch- und Mehlschwalben über dem Wasser auf Mückenfang. Ein Biber, der sich vor einiger Zeit am Teich und im angrenzenden Bach niedergelassen hatte, habe sich „zum Glück“, freiwillig wieder verabschiedet, freut sich Christl Bernhard.
Auf der neu angelegten Blühwiese südlich des Weihers geben sich ab Mitte April zahlreiche Käfer und Schmetterlinge ein Stelldichein. Darunter Bläulinge, Zitronenfalter, Admirale, Tagpfauenauge und gelegentlich sogar ein Schwalbenschwanz: „Ab Mitte April explodiert das Leben auf der Wiese geradezu“, freut sich Simone Egger, Schriftführerin im Förderverein und Hobby-Tierfotografin. Auch der kleine Teich vor dem Entenhaus soll sich zu einem Biotop entwickeln, in dem sich Frösche, Teichmolche und andere Amphibien ansiedeln könnten. Eine entsprechende Bepflanzung, unter anderem mit dem heimischen Froschlöffel, wurde jedenfalls schon vorgenommen.
Nebenan am Entenhaus hängt ein Insektenhotel, in dem sich Mauerbienen besonders wohlfühlen. Zu den scheuen Parkbewohnern gehören auch Füchse, Dachse, Rehe und Feldhasen. „Diese Tiere halten sich wohl eher in den ruhigen, weglosen Parkteilen im Westen auf“, meint Christl Bernhard.
Deshalb sei es besonders im Frühjahr notwendig, dass die Parkbesucher ihre Hunde an die Leine nehmen. Dann könne man vielleicht einen Hasen durch den Park hoppeln sehen. „Ich denke, der Schacky-Park ist längst ein wichtiger Biotop-Trittstein für einheimische Tiere geworden“, sagt Christl Bernhard mit strahlenden Augen.