Nachfolge gesichert
Ein Maschinenbau-Unternehmer aus Asch suchte jahrelang nach einem geeigneten Nachfolger für seine Firma. Mittlerweile ist er fündig geworden. Der Neue bringt innovative Ideen mit.
Ein Jahr ist es bald her, dass unsere Redaktion die Firma Kleber Maschinenbau im Gewerbegebiet Asch besucht hat. Der Grund: Josef Kleber, Gründer und Geschäftsführer, war schon seit Jahren auf der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin. Denn wie bei so vielen, die nicht auf den eigenen Nachwuchs oder Mitarbeitende setzen können, gestaltete sich diese Aufgabe nicht so einfach. Mittlerweile sitzt ein anderer Mann in Person von Dr. Roland Martin im Chefsessel des Unternehmens für Sondermaschinen und Automation, und beide Seiten sind äußerst zufrieden mit dem Ergebnis: Das Unternehmen und die Arbeitsplätze, aber auch das Fachwissen des Vorgängers bleiben (vorerst) erhalten. Also alles beim Alten? Nicht ganz, „der Neue“setzt auf moderne Arbeitszeitmodelle und Expansion in neue Branchen, um seine Ziele zu erreichen.
Der eine sucht einen Nachfolger, der andere ein Unternehmen: Einige Monate ist es her, dass Roland Martin und Josef Kleber durch eine Zeitungsannonce voneinander erfuhren und nach einigen Gesprächen einen Deal abschlossen. „Wir waren uns sofort sympathisch und konnten uns auf Augenhöhe unterhalten“, erinnert sich Martin im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Epfacher ist promovierter Wirtschaftsingenieur, war die vergangenen 25 Jahre selbstständig und konnte sich nicht mehr vorstellen, als Angestellter zu arbeiten. Über „Nexxt“, die Unternehmensnachfolge-Börse des Bundeswirtschaftsministeriums, sei er zuvor bereits mit zwei Anbietern ins Gespräch gekommen, schildert er. Doch beide Verkäufe seinen gescheitert „an komplett unrealistischen Kaufpreisen“, betont Martin.
Mit Josef Kleber konnte er sich hingegen „in der Mitte“einigen und das Vorhaben dank kooperativer Banken umsetzen. Nach etwa einem Monat habe man den Unternehmerwechsel abgewickelt. Doch nicht nur im Firmennamen und Logo bleibt der Gründer dem Unternehmen erhalten. Josef Kleber
arbeitet seit der Abwicklung nun als Angestellter bei Kleber Maschinenbau. „Er ist ein begnadeter Konstrukteur“, versichert einem der neue Geschäftsführer, der die erste Zeit nicht ohne das jahrzehntelange Betriebswissen seines Vorgängers hätte auskommen können.
Als Interimsmanager von Unternehmen sei Martin zuvor in seiner Laufbahn immer dann zugange gewesen, wenn es brenzlig wurde. Das sei nun anders: Im Sommer geht es mit dem Rad in die Firma; statt Nonstop-Krisenmodus stehen nun die alltäglichen Aufgaben eines Unternehmers an. „Ein großes Stück Lebensqualität“, habe er mit dem Berufswechsel gewonnen: „Die richtige Branche, zum richtigen Zeitpunkt und dann auch noch vor der eigenen Haustür: Das war der absolute Volltreffer.“
Lebensqualität ist auch das
richtige Stichwort für seinen Versuch, mit dem anhaltenden Fachkräftemangel und der starken Konkurrenz auf dem lokalen Arbeitsmarkt zurechtzukommen. Mit den Gehältern großer Unternehmen wie Hilti und Hirschvogel könne er nicht mithalten, weiß Martin. Doch seiner Meinung nach müsse das Gesamtpaket, nicht nur das Gehalt passen, um Arbeitnehmende glücklich zu machen. Neben einer wertschätzenden und familiären Atmosphäre, wie sie oft in kleineren Betrieben als Vorteil genannt wird, hat Martin auch neue Arbeitszeitmodelle eingeführt, um neue Mitarbeitende zu finden und die vorhandene Belegschaft zu halten. So testen die Werkstattmitarbeiter seit einigen Monaten die Vier-Tage-Woche. Geschenkt werden einem die Arbeitsstunden jedoch nicht. Von Montag bis Donnerstag wird dafür länger gearbeitet.
„Jede Veränderung erzeugt Widerstand“, dennoch komme das verlängerte Wochenende sehr gut an, ist Martins Zwischenfazit, der sich zudem Energieeinsparungen in der Werkstatt erhofft. Seinen Ingenieuren bietet das Unternehmen dafür vermehrt die Möglichkeit an, im Homeoffice zu arbeiten. Und die Position der Bürofachkraft soll in Zukunft als Jobsharing-Stelle angeboten werden. Zwei Mitarbeitende teilen sich dabei eine Vollzeitstelle und legen Aufgaben, Verantwortungsbereiche sowie Arbeitszeiten flexibel untereinander fest. Ein Bildschirm zeigt zudem die Betriebsziele und Geschäftszahlen an, denn „alle haben das gleiche Ziel“: eine erfolgreiche Firma.
Die Belegschaft sei „größer, verjüngt, höher qualifiziert und bunter“geworden, sagt Martin. Dadurch sollen die aktuellen Unternehmensziele
erreicht werden. Dazu gehört der Wunsch nach Expansion und ein Einstieg in die Robotik-Branche. „Ich habe festgestellt, dass immer mehr Produkte sensible Greifarme benötigen“, berichtet Martin. So seien etwa für E-Autos präzisere Teile als für Verbrenner vonnöten, nennt der Wirtschaftsingenieur als Beispiel.
Josef Kleber zeigt sich nicht nur mit seinem Nachfolger und dessen Ideen zufrieden. Er könne sich wieder vor allem jener Aufgabe widmen, die ihm Freude bereitet: dem Konstruieren von Maschinenteilen – und das in Teilzeit in der bekannten Umgebung, bis er beschließt, in Rente zu gehen.
Und die kommende Nachfolge sei auch schon geklärt, bescheinigt einem Roland Martin: „Mein Sohn ist auch Wirtschaftsingenieur und wird die Firma übernehmen.“