Herrenstraße und Hofmark: Was Anlieger sagen
Jetzt ist öffentlich, welche Ideen es für den Neubau von Herrenstraße und Hofmark in Dießen gibt. Bei den Anliegern lösen diese wenig Enthusiasmus aus.
Die im Dießener Gemeinderat vorgestellten Ergebnisse der Feinuntersuchung für den Neubau von Herrenstraße und Hofmark stoßen bei Anliegern auf ein eher verhaltenes Echo. Das betrifft sowohl Personen, die an den beiden viel befahrenen Straßen wohnen, als auch dort ein Gewerbe betreiben, drei nehmen dazu Stellung.
Christian Loh vom gleichnamigen Einzelhandelsgeschäft mit Reformhaus und Drogerie sagt, ihm sei es „eiskalt den Rücken runtergelaufen“, als er am Montag vor einer Woche zum ersten Mal in einer Gemeinderatssitzung war. Anlass für dieses Schaudern war vorwiegend die Frage, wie es mit den Parkplätzen vor seinem Geschäft weitergehen könnte. Die vorgestellten Planungsvarianten sehen nämlich einen weitgehenden bis völligen Wegfall dieser Parkplätze vor.
Komplett würden die Parkplätze entfallen, wenn in der Herrenstraße eine Querungshilfe errichtet werden würde. Aus Platzgründen wäre es nur vor dem Anwesen Loh möglich, einen Fahrbahnteiler zu errichten. Allerdings müssten dann die Stellplätze aufgegeben werden. „Ich habe dem Gemeinderat am nächsten Tag auch geschrieben, dass dies unwiderruflich dazu führen würde, dass ich zusperre.“
Loh verweist auf die Erfahrungen, die er sammelte, als an dieser Stelle probeweise eine Fußgängerampel aufgestellt war und ebenfalls die Stellplätze wegfielen. „Da haben wir 40 bis 50 Prozent Umsatzverlust gehabt.“Gäbe es bei ihm keine Parkplätze mehr, würden die Leute nur noch dort einkaufen, wo Autos abgestellt werden können: vor den Supermärkten und Discountern außerhalb des Ortskerns. Die für Loh zweitschlechteste Variante wäre, die bisherigen Schrägparkplätze durch Längsparkplätze zu ersetzen. Dies fordert nach Darstellung des Marktes Dießen das Staatliche Bauamt in Weilheim, weil es immer wieder vorkommt, dass die Hecks geparkter Autos in die Fahrbahn ragen.
Das ist für den Geschäftsinhaber nicht nachvollziehbar. Es müsste nur mit Linien gekennzeichnet werden, in welchem Winkel die Autos abgestellt werden müssen. Dann hätten bei einer Parkplatzlänge von fünf Metern und einer Breite von 2,70 Meter neun Autos Platz, ohne dass sie in die Fahrbahn ragen. Das Problem bestehe nur deswegen, weil keine Linien vorhanden sind und teilweise kreuz und quer geparkt werde, meint Loh. Außerdem, sagt er, trage das Schrägparken auch dazu bei, dass der Verkehr entschleunigt werde. Die Verkehrssicherheit sei deswegen nicht beeinträchtigt: „Es hat nie Unfälle gegeben, keine Streifschäden, es hat gar nichts gegeben, die Leute passen auf und notfalls bleiben sie stehen und wir wollen hier keine Autobahn“, betont Loh.
Sein Vorschlag, um es Fußgängern zu erleichtern, die viel befahrene Straße zu überqueren, lautet: Auf Höhe des Haushaltswarengeschäfts Hudler sollte ein Zebrastreifen errichtet werden. Denn dort gingen die meisten Leute über die Straße.
Nicht wirklich zufrieden mit
den Ergebnissen der Feinuntersuchung ist auch Peter Kaun junior. Der Gastro- und Marktunternehmer wohnt an der Ecke Herren-/ Von-Eichendorff-Straße. „Ich bin
überrascht, dass die Anlieger davon überhaupt nichts gewusst haben, im Planungsprozess hat es keine Befragung gegeben“, kritisiert er. Zumindest eine Postwurfsendung
wäre gut gewesen, um die Meinungen der Anlieger zu erfragen, meint er mit Blick auf die Bürgerbeteiligung, die es etwa vor der Neugestaltung der Mühlstraße gegeben habe.
In den vorliegenden Planungsentwürfen sieht Kaun insbesondere keine Verbesserungen bei der Schulwegsicherheit: „Es gibt nach wie vor Stellen, da ist der Schulranzen breiter als der Bürgersteig.“Kaun vermisst auch Anstrengungen, die beiden Straßen vom Verkehr zu entlasten. „Ich sehe nichts davon, dass andere Straßen ertüchtigt werden und der Verkehr verteilt wird“, bemängelt Kaun. Neben dem Schwerlastverkehr spricht Kaun auch den Ausflugsverkehr an, der auch an den Wochenenden keine Ruhepause in den beiden Straßen zulasse.
Ebenfalls zurückhaltend beurteilt Martin Gensbaur aus der Hofmark die vorgelegten Ausbaupläne. Die Ampelregelung in der Hofmark-Kurve sei schon seit Jahren im Gespräch. Lobend erwähnt er eine Initiative des CSU-Landtagsabgeordneten Alex Dorow: „Erst musste wieder einmal eine Nachtbaustelle stattfinden, damit das Fass überläuft. Darauf hinauf hat er sich dankenswerterweise für unser Anliegen verwendet und Ende Januar alle Verantwortlichen zu einem Ortstermin vor unserem Kunstfenster eingeladen. Jetzt endlich, Anfang März, wird auch im Dießener Gemeinderat über das Problem verhandelt. Wäre der Sitzungssaal in der Hofmark (beispielsweise im ehemaligen CarlOrff-Museum), dann würde das sicher helfen, schneller zu handeln“, schreibt Gensbaur.
Die Feinuntersuchung sei längst überfällig. Dass noch mehr Fläche für die Straße statt für einen Gehweg vorgesehen sei, bei dessen Benutzung die Außenspiegel vorbeifahrender Fahrzeuge jetzt schon eine ernsthafte Gefährdung darstellen, mache aber wenig Hoffnung.
Wenn Mitglieder des Gemeinderats bei der Umsetzung anderer möglicher Verbesserungen immer noch zögern, lasse das an Karl Valentin denken: „Mögen hätt’ ich schon wollen, aber dürfen hab’ ich mich nicht getraut.“