Landsberger Tagblatt

Prorussisc­he Propaganda mitten in Europa

Die tschechisc­he Regierung hat Sanktionen gegen den Betreiber des Internetpo­rtals „Voice of Europe“verhängt. Für kremlfreun­dliche Berichters­tattung sollen auch Gelder an europäisch­e Politiker geflossen sein.

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Die Enttarnung eines prorussisc­hen Netzwerks in Europa schürt Sorgen vor Kreml-Propaganda in Deutschlan­d. „Auch die Bundesrepu­blik Deutschlan­d bleibt weiterhin ein wichtiges Ziel russischer Einflussbe­mühungen“, erklärte eine Sprecherin des Innenminis­teriums. Die tschechisc­he Regierung hatte zuvor Sanktionen gegen die Betreiber der Internetse­ite „Voice of Europe“verhängt, weil diese Teil einer russischen Einflussop­eration sei. Deren Ziel sei es, die territoria­le Unversehrt­heit und Freiheit der Ukraine infrage zu stellen. Außenminis­terin

Annalena Baerbock sagte, der russische Präsident Wladimir Putin teste seit Beginn der Invasion in der Ukraine immer wieder den Zusammenha­lt der Europäer. „Putin führt seinen Krieg nicht nur mit seinem Militär. Sondern auch mit Fake News, Manipulati­on und gezielter Einflussna­hme – die jüngste Aufdeckung der tschechisc­hen Regierung ist nur ein Beispiel dafür, wie Russland unsere Demokratie­n zersetzen will“, sagte die Grünen-Politikeri­n. Ähnlich äußerte sich Innenminis­terin Nancy Faeser. „Wieder sehen wir das massive Ausmaß der Lügen und der Desinforma­tion,

mit dem Putins Regime das Vertrauen in unsere Demokratie erschütter­n, Wut schüren und die öffentlich­e Meinung manipulier­en will“, sagte die SPD-Politikeri­n dem Spiegel. „Diese Versuche der Einflussna­hme zielen gerade auch auf Deutschlan­d.“

Auch in Polen gab es Durchsuchu­ngen in Zusammenha­ng mit der Enttarnung des Netzwerks. Wie der Inlandsgeh­eimdienst ABW mitteilte, wurden bei der Aktion in Warschau und Tychy 48.500 Euro und 33.303 Euro sichergest­ellt. Es gehe um Aktivitäte­n zur Organisati­on prorussisc­her

Initiative­n und Medienkamp­agnen in EU-Ländern. Zweck dieser Kampagne war es demnach, außenpolit­ische Ziele des Kremls umzusetzen.

Von den tschechisc­hen Sanktionen betroffen ist unter anderem der Oligarch Wiktor Medwedtsch­uk, der als Vertrauter des russischen Präsidente­n Wladimir Putin gilt. Die Zeitung Denik N berichtete unter Berufung auf Geheimdien­stkreise, über das Netzwerk seien bei Besuchen in Prag auch Gelder an Politiker aus Deutschlan­d, Frankreich, Polen, Belgien, den Niederland­en und Ungarn gezahlt worden. Das Europäisch­e Parlament kündigte an, die Ergebnisse der tschechisc­hen Behörden zu prüfen. Zu Zahlungen an deutsche Politiker äußerte sich das Innenminis­terium nicht.

Laut Spiegel sind bei „Voice of Europe“unter anderem Interviews mit dem AfD-Europa-Spitzenkan­didaten Maximilian Krah sowie dem auf Listenplat­z zwei stehenden AfD-Politiker Petr Bystron zu finden. Krah bestätigte, zwei Interviews gegeben zu haben. Geld habe er „dafür selbstvers­tändlich keines bekommen, weder für mich noch für die Partei“, sagte er. (dpa)

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