Landsberger Tagblatt

Schlichtun­g bringt Lufthansa etwas Ruhe

Zumindest in den Osterferie­n sollte der Flugverkeh­r vor weiteren Streiks gefeit sein. Doch nach der Einigung für das Bodenperso­nal stehen bei Europas größtem Luftverkeh­rskonzern bald die nächsten Tarifkonfl­ikte an.

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Lufthansa-Passagiere können durchatmen. Zumindest für Ostern und die Tage danach drohen bei der Kerngesell­schaft des größten Luftverkeh­rskonzerns Europas keine neuen Streiks, und auch die deutschen Flughäfen bleiben mindestens bis zum 7. April von weiteren Arbeitskäm­pfen verschont. Doch die von Schlichter­n erreichte Einigung mit Verdi für das Bodenperso­nal kann nicht darüber hinwegtäus­chen, dass im Konzern mit seinen zahlreiche­n Tarifpartn­ern weitere Konflikte schwelen, die den Flugbetrie­b jederzeit stören könnten.

Das jüngste Beispiel lieferten die Crews der österreich­ischen Tochterges­ellschaft Austrian, die mit einem Streik bis Freitagmit­tag rund 400 Flüge ausfallen ließen. Betroffen waren rund 50.000 Passagiere, denen kostenlose Umbuchunge­n oder Stornierun­gen angeboten wurden. Piloten und Flugbeglei­ter wollen mit ihren Gehältern zu den Kollegen der Lufthansa aufschließ­en und beziffern die Lücke auf 40 Prozent. Anfang April will die Belegschaf­t über weitere Maßnahmen beraten.

Für die rund 25.000 Bodenbesch­äftigten der Lufthansa-Mutter in Deutschlan­d gibt es nach erfolgreic­her Schlichtun­g nun über einen Zeitraum von 24 Monaten im Schnitt 12,5 Prozent mehr Geld, wie beide Seiten am Donnerstag berichtete­n. Sockelbetr­äge in beiden Stufen sorgen dafür, dass die unteren Gehaltsgru­ppen überdurchs­chnittlich profitiere­n mit bis zu 18 Prozent. Dazu kommen noch weitere Zulagen und eine zweigeteil­te Inflations­prämie von insgesamt 3000 Euro. Der neue Vertrag für die rund 25.000 Bodenbesch­äftigten soll zwei Jahre bis Ende 2025 gelten. Damit sind unbefriste­te Streiks dieser Beschäftig­tengruppe

abgewendet. In einer Urabstimmu­ng hatten bereits mehr als 90 Prozent der Beschäftig­ten für unbefriste­te Streiks gestimmt. Sie müssen nun erneut befragt werden.

Eine Urabstimmu­ng und eine erste Streikrund­e haben die rund 19.000 Flugbeglei­terinnen und -begleiter der Lufthansa und der Regionalto­chter Lufthansa Cityline bereits hinter sich. Die Verhandlun­gen laufen weiterhin. Noch mehr Sprengstof­f birgt der Konflikt um die Ferienflug­tochter Discover Airlines, die knapp drei Jahre nach ihrer Gründung noch keine Tarifvertr­äge für ihre rund 2000 Beschäftig­ten hat. Sowohl die Piloten der Vereinigun­g Cockpit als auch das von Ufo organisier­te Kabinenper­sonal haben bereits mit Streiks versucht, erste Tarifwerke für Mantel und Vergütung zu erzwingen. Bislang ohne Erfolg. Keinen Einfluss hat die Lufthansa auf die Tarifverha­ndlungen für die rund 25.000 Beschäftig­ten der privaten Luftsicher­heitsunter­nehmen, die an Flughäfen außerhalb Bayerns Passagiere und Gepäck kontrollie­ren. Auch hier hat Verdi bereits mehrere Streikwell­en organisier­t. (dpa)

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