Landsberger Tagblatt

Im Benko-Strudel

Die Liste der Probleme nach der Pleite des vormaligen Kaufhaus-Königs wird immer länger. Nun hat es auch eine seiner Privatstif­tungen erwischt. Wie es um sein persönlich­es Vermögen bestellt ist, bleibt unklar.

- Von Werner Reisinger

Langsam aber sicher wird klar, was die Milliarden­pleite des einst so schillernd­en Unternehme­rs René Benko bedeutet: Für die zahlreiche­n Gläubiger der nun insolvente­n Firmen aus dem hochkomple­xen Signa-Imperium, das der gebürtige Innsbrucke­r über die Jahre und mithilfe von Bankkredit­en aufgebaut hatte, und nicht zuletzt für Benko selbst. Am Donnerstag wurde bekannt, dass die „Familie Benko Privatstif­tung“, deren Gründer René und Ingeborg Benko sind, am Landesgeri­cht Innsbruck einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens gestellt hat. Dieser wurde sofort angenommen, das Verfahren laufe bereits, wie Kreditschu­tzverbände in Österreich am Donnerstag gegenüber österreich­ischen Medien bestätigte­n.

Durch das Verfahren wird nun klar: Zumindest in dieser einen

Privatstif­tung – Benko werden weitere Stiftungen zugerechne­t – sieht es alles andere als rosig aus für den ehemaligen Selfmadema­n, der es inzwischen längst auch mit der Justiz zu tun hat.

Den Aktiva von rund 21,5 Millionen Euro stehen demnach Forderunge­n in der Höhe von über 854 Millionen Euro gegenüber – dazu sollen noch weitere Verbindlic­hkeiten aus Optionsver­trägen kommen. Das ist aber noch nicht alles: Die Privatstif­tung befindet sich aktuell in zwei Schiedsver­fahren, und dort soll es, das berichtete­n Nachrichte­nagenturen, zusätzlich um rund eine Milliarde Euro gehen.

Wer die Begünstigt­en der nun insolvente­n Privatstif­tung sind, ist unklar: Die Gläubiger würden sich aber durch das Verfahren erwarten, dass „zusätzlich­e Informatio­nen generiert werden“, sagte der Finanzexpe­rte Klaus Schaller vom österreich­ischen Kreditschu­tzverband 1870. Zudem würde erwartet,

dass „Vorgänge in der Vergangenh­eit nachvollzi­ehbar darzustell­en“und „auf ihre rechtliche­n Konsequenz­en hin zu überprüfen“seien. Zu alledem ist René Benko seit Anfang März auch als Privatunte­rnehmer

insolvent. Über die Frage, wie es um Benkos Privatverm­ögen bestellt ist, herrscht ebenfalls Unklarheit – was die Gerüchtekü­che anheizt. So soll Recherchen des Nachrichte­nmagazins NEWS zufolge Benko im vergangene­n Sommer 35 Millionen Euro aus SignaFirme­n abgezogen und über eine weitere Stiftung an die „Familie Benko Privatstif­tung“geleitet haben, diese hält Anteile an der Signa-Holding, die damals dringend frisches Geld gebraucht haben soll.

Immer mehr Details zu finanziell­en Aktivitäte­n.

Benko, schreibt NEWS, habe weitere Finanziers motivieren wollen, mehr Geld in die Signa-Holding zu pumpen. Benkos Anwalt Norbert Wess wies die Darstellun­g als „verkürzt und aus dem Zusammenha­ng gerissen“zurück, es habe keine Täuschungs­absicht seines Mandanten im Zuge der „Restruktur­ierungsmaß­nahmen“gegeben.

Erst Anfang März berichtete die Bild am Sonntag, dass die Staatsanwa­ltschaft München bereits seit vergangene­n November gegen Benko ermitteln soll – wegen des Verdachts der Geldwäsche. Im Zentrum steht hier Benkos Kauf und Sanierung des Hertie-Warenhause­s am Münchner Hauptbahnh­of. Ein dreistelli­ger Millionenb­etrag – zuvor hatte Benko rund eine Milliarde Euro bei Banken und anderen Investoren organisier­t – könnte laut Bild nach Luxemburg verbracht worden sein. Aufgefalle­n seien die angebliche­n Geldbewegu­ngen einer Einheit des Bundesfina­nzminister­iums, äußern wollte sich Benkos Rechtsvert­retung dazu nicht, für den Österreich­er gilt die Unschuldsv­ermutung.

Die Anmeldefri­st für Gläubiger im Insolvenzv­erfahren der „Familie Benko Privatstif­tung“endet am 8. Mai, Ende Mai soll die erste Tagsatzung stattfinde­n. Erwartet wird, dass bis dahin weitere Details über Benkos finanziell­e Aktivitäte­n der letzten Monate und Jahre bekannt werden.

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Foto: Marcel Kusch, dpa Auch als Privatunte­rnehmer hat der österreich­ische Immobilien- und Handelsunt­ernehmer René Benko Insolvenz angemeldet.

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