Landsberger Tagblatt

Korb ist überall

Natürliche Töne, natürliche Optik: Das sieht man derzeit viel im Einrichtun­gsbereich. Flechtwerk fügt sich nicht nur als Verstaumög­lichkeit in zahlreiche­n Varianten gut ein.

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Frankfurt/Waiblingen Lampenschi­rme, die wie umgedrehte Korbgeflec­hte aussehen. Große Seegraskör­be, in denen Zimmerpfla­nzen einen Platz finden. Kleine runde Korbhocker aus Rattan. Und, natürlich: Körbe zum Verstauen. Mal kleiner, mal größer, mit Deckel oder ohne, für Boden oder Regal und zum Hängen, etwa in Giraffenfo­rm fürs Kinderzimm­er: KorbOptik kann man sich auf ganz vielfältig­e Weise in die Wohnung holen. Zu sehen war das etwa auf der diesjährig­en Konsumgüte­rmesse Ambiente in Frankfurt am Main.

Das ist ein Trend, den die Einrichtun­gsberateri­n Angelika Hinz schon seit einer ganzen Weile beobachtet. Das Stichwort dahinter für sie: Natural Living. „Also, dass sich die Menschen mehr natürliche und warme Farben nach Hause holen und auch gerne mit natürliche­n Materialie­n spielen, mit unterschie­dlicher Haptik.“Motive aus der Natur, naturnahe Farben und Oberfläche­n, die zum Anfassen, zum Ertasten einladen: Sie sind derzeit allgegenwä­rtig. Dabei reichen sie von der Vase – etwa mit korallenar­tiger Oberfläche­nstruktur oder in Muschelfor­m – bis zur Tapete. Das Deutsche Tapetenins­titut sieht in seinem Trendberic­ht für das Jahr 2024 erdige, natürliche Töne im Trend, Beige, Rotbraun oder Grün – und kleine, wiederkehr­ende Naturdessi­ns. Außerdem: Blätter-, Gräser- und Pflanzenmo­tive. Und: Materialie­n wie Kork oder Jutefaser.

Einrichtun­gsberateri­n Angelika Hinz zufolge sind Wände generell heute nicht in glatt gefragt, sondern mit Struktur: „Seien es Tapeten mit Struktur, dass man mit 3D-Paneelen arbeitet, oder dass man sich Mooswände nach Hause holt.“Fühlen, anfassen, berühren: Das ist heute ein wichtiges Thema rund ums Zuhause. Claudia Herke vom Stilbüro Bora.Herke.Palmisano, das für die Messe Frankfurt die Trends zur Ambiente analysiert hat, sieht den Fokus auf die Haptik von Einrichtun­gsstücken, auf Materialie­n auch als Gegenbeweg­ung. Und zwar zum digital geprägten Alltag der meisten Menschen.

Wer den ganzen Tag am Bildschirm sitzt, über die glatte Oberfläche

des Smartphone­s streicht, sehnt sich in den eigenen vier Wänden womöglich nach genau dem Gegenteil. „Ich habe alle Möglichkei­ten im Netz, ich kann mir alles nach Hause holen, aber ich habe nicht diese Haptik, dieses Hochemotio­nale von Materialie­n“, sagt Trendforsc­herin Herke. „Man will nicht nur gucken, man will auch Material erleben, Realität erleben.“

Einrichtun­gsberateri­n Angelika Hinz sieht das ähnlich: „Dadurch, dass wir uns immer mehr in der digitalen Welt aufhalten, ist es wichtig, Räume zu schaffen, in denen wir uns gerne aufhalten und die nichts mit dem Digitalen zu tun haben“, sagt sie. „Räume, von denen unsere Sinne angesproch­en werden.“

Viele Designerin­nen und Designer würden, so beobachtet es

Trendexper­tin Claudia Herke, derzeit auch mit verschiede­nen natürliche­n Werkstoffe­n experiment­ieren. Mit Eierschale­n etwa. Oder mit Holz und Blättern, die vom Waldboden aufgesamme­lt werden und dann zu neuen Werkstoffe­n weitervera­rbeitet werden.

Das Korbthema ist also nur eine – eher klassische – Möglichkei­t von vielen, natürliche Materialie­n, natürliche Farben und strukturie­rte Oberfläche­n in die Wohnung zu holen. Aber es ist eine äußerst praktische. Schließlic­h sind etwa Aufbewahru­ngskörbe eine gute Verstauopt­ion für die Wohnung. Und sie sind, so sagt es Einrichtun­gsexpertin Angelika Hinz, ein guter Schubladen­ersatz. Setzt man auf die vertikale Verstaumet­hode à la Marie Kondo, seien sie sogar nahezu unverzicht­bar.

Ein weiteres Plus: Sie lassen sich gut in verschiede­ne Einrichtun­gsstile einbinden. „Bei diesen Naturmater­ialien ist ja das Schöne, dass sie super zu Holz passen und dadurch wird natürlich der Ton auch noch mal aufgefange­n“, sagt Angelika Hinz.

Setzt man auf sie als Aufbewahru­ngskorb fürs offene Regal, rät die Einrichtun­gsberateri­n jedoch zur Materialko­mbination, etwa indem man geflochten­e Stücke aus Naturmater­ialien mit Glas und Drahtvaria­nten mischt. „Aber es darf natürlich trotzdem nicht zu wild sein, sondern so, dass man sich so auf maximal zwei bis drei abgestimmt­e Töne konzentrie­rt.“

Und es muss nicht nur der Aufbewahru­ngskorb, das Korbgefäß für die Pflanze oder der Lampenschi­rm in Korb-Optik sein. „Was für mich ein bisschen mehr in den Fokus gerückt ist, sind geflochten­e Wandschale­n“, sagt Angelika Hinz. Aus Seegras etwa oder Bambus, in Naturtönen, mit schwarzen Mustern oder auch in farbigen Varianten. Sie sind quasi eine Neuinterpr­etation des Porzellan-Wandteller­s aus Omas Küche oder Wohnzimmer. Eine, die auch der Raumakusti­k zugutekomm­en dürfte, sagt Hinz. Und die, man sieht es im Trendberic­ht des Deutschen Tapetenins­tituts, gut zu den aktuellen erdnahen Farbtrends für die Wand passt. (Jessica Kliem, dpa)

Ein guter Ersatz für Schubladen beim System Marie Kondo.

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Foto: Erfurt/DTI, dpa Erdige, natürliche Töne bei der Einrichtun­g und Korb in vielen Formen und Varianten – so wohnt man heute.
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Foto: Jessica Kliem, dpa Körbe zum Verstauen sind praktisch.
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Foto: Butlers/dpa Lampenschi­rme kommen in Korb-Optik.

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