Landsberger Tagblatt

Das wandernde Osterfest

Während Heiligaben­d immer auf den 24. Dezember fällt, ist der wichtigste Feiertag des Christentu­ms stets an einem anderen Datum. Und die zeitliche Spanne dabei ist groß.

- Von Benedikt Dahlmann

Es ist wieder die Zeit gekommen, in der sich viele Skifahreri­nnen und Skifahrer darüber beschweren, dass Ostern „dieses Jahr wieder so spät ist“. Denn gefühlt waren sie ja die letzten Jahre immer Mitte März in den Bergen. Aber stimmt das? Und wer bestimmt eigentlich, wann Ostern ist? Einen Teil der Antwort gibt der Lauf des Mondes.

Pfingsten, Fronleichn­am, Christi Himmelfahr­t – am Osterdatum orientiere­n sich alle bewegliche­n Feiertage des Christentu­ms. Dass an Ostern die Auferstehu­ng Jesu gefeiert wird, ist gemeinhin bekannt. Was viele nicht wissen: Die Kreuzigung von Jesus Christus soll sich zur Zeit des jüdischen Pessachfes­tes begeben haben. Beim Pessachfes­t feiern gläubige Juden den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Für alle, die im Religionsu­nterricht nicht so gut aufgepasst haben: Das war die Geschichte Moses, der das Meer teilt.

Nach jüdischem Kalender beginnt das Pessachfes­t immer mit den Vorbereitu­ngen am Vorabend des 15. Nisan. Nisan ist der jüdische Frühlingsm­onat, der nach gregoriani­schem, also dem heute weltweit gängigsten Kalender immer zwischen Mitte März und Mitte April beginnt. Viel genauer wussten die Christen zur Kaiserzeit das auch nicht, denn die Umrechnung

zwischen den Kalendern ist sehr komplizier­t. Erst im 19. Jahrhunder­t sollte der große Mathematik­er Carl Friedrich Gauß die sogenannte Gauß’sche Oster-Formel

entwickeln, mit der man die Kalender einfacher umrechnen und damit das Osterdatum Jahr für Jahr aufs Neue und exakt bestimmen konnte.

Als Juden und Christen noch zusammenle­bten, war das Fehlen dieser Formel kein Problem. Doch als die Juden um 70 n. Chr. ermordet und vertrieben wurden, wussten die Christen nicht mehr, wann sie Ostern feiern sollen. Jahrhunder­telang herrschte Chaos um das Datum. Erst im vierten Jahrhunder­t legte die Kirche fest, dass Ostern stets am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsv­ollmond zu feiern sei. Man hatte sich erinnert, dass das Pessachfes­t der Juden zeitgleich zum ersten Frühlingsv­ollmond stattfand. Gleichzeit­ig legte die Kirche direkt noch den 21. März als Tag des Frühlingsa­nfangs fest. Der astronomis­che Frühlingsa­nfang – das Datum der Tag-Nacht-Gleiche – kann drei Tage früher liegen. Trotzdem zählen erste Frühlingsv­ollmonde vor dem 21. März noch heute nicht für die Festlegung des Osterdatum­s. Der früheste Ostersonnt­ag kann demzufolge der 22. März sein. Das gab es letztmalig im Jahr 1818 und wird das nächste Mal im Jahr 2160 sein. Der späteste Ostersonnt­ag ist der 25. April. Das war das letzte Mal 1943 der Fall, das nächste Mal ist es 2038. Am häufigsten fällt der Ostersonnt­ag allerdings auf den 19. April. Mit dem 31. März ist Ostern dieses Jahr also sogar vergleichs­weise früh dran.

Wenn Sie also mal wieder ein Skifahrer fragt, warum Ostern „dieses Jahr so spät ist“, können Sie sagen: Der Mond ist schuld.

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Foto: Daniel Karmann, dpa Der Mathematik­er und Astronom Carl Friedrich Gauß (hier seine Büste in der Walhalla in Donaustauf bei Regensburg), erfand die Formel zur Errechnung des Osterdatum­s.

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