Landsberger Tagblatt

Vom Suchen und Finden eines Trainers

- Von Tilmann Mehl

Die vergangene­n zwei Wochen haben gleich dreierlei Faktoren offenbart, die bei künftigen Trainersuc­hen zu beachten sind. Wichtige Rollen spielen dabei Julian Nagelsmann, Xabi Alonso und Major Tom.

Nagelsmann – und das ist der erste Punkt – reichten einige Indizien, wonach es bei einem Trainer nicht darauf ankommt, dass er Aufnahme in den diplomatis­chen Dienst erlangen könnte. Viel mehr erarbeitet­e sich der Bundestrai­ner die nun entstanden­e Euphorie rund um die Nationalma­nnschaft durch direkte Ansagen und das klare Formuliere­n von Vorstellun­gen. Er erteilte all denen Spielern eine Absage, die es sich durch ihre Leistungen nicht verdient hatten, nominiert zu werden. Er installier­te eine Achse und teilte jedem Spieler mit, welche Rolle er ihm zugedacht hat. Genauso kompromiss­los lässt sich im Verein selbstvers­tändlich nicht kommunizie­ren. Das klare Formuliere­n von Vorstellun­gen führt aber meist zum Erfolg. Das gilt für Vereinsver­treter wie Trainer gleicherma­ßen. Sollte es keine weitgehend­en Übereinsti­mmungen hinsichtli­ch Kaderstruk­tur und Spielweise geben: Hände weg voneinande­r.

Xabi Alonso wiederum hat mit seiner Entscheidu­ng für Leverkusen gezeigt, dass Karrierepl­äne für Trainer grundsätzl­ich Unfug sind. Hätte er nämlich einen derartigen Plan gehabt, wäre nun die passende Gelegenhei­t gewesen, das beschaulic­he Leverkusen zu verlassen und gen Liverpool oder München

zu entschwind­en. Bei Bayer dürften die Erfolge kommende Saison kaum größer ausfallen als dieses Jahr, während die Bayern recht wahrschein­lich (unter welchem Trainer auch immer) eine erfolgreic­here Spielzeit haben werden. Alonso aber entschied sich gegen Wahrschein­lichkeiten, sondern für sein Gefühl (das nicht zu verwechsel­n ist mit fußballrom­antischen Gefühlen für den vom Pharmaunte­rnehmen Bayer alimentier­ten Werksklub). Hier mag einer noch reifen, bevor er sich einem größeren Klub anschließt. Wirkliche Pläne kann es bei Trainern kaum geben. Jürgen Klopp wird als Spielertra­iner des FSV Mainz 05 nicht im Sinn gehabt haben, später mal in Liverpool kultisch verehrt zu werden. Nach seinem Ende in München dachte Carlo Ancelotti wohl nicht, dass er mit Real noch mal Titel hamstert. Jupp Heynckes war Rentner, ehe er mit dem FC Bayern die Champions League gewann.

Und – das ist der dritte Punkt – alles kommt wieder. Major Tom steigt 42 Jahre nach seiner Erstveröff­entlichung wieder auf Platz 37 in die Charts ein. Bei den Bayern gelten plötzlich Hansi Flick, Nagelsmann und Tuchel selbst als mögliche Nachfolger von Tuchel. Möglicherw­eise aber müssen sich die Münchner auch erst mal klar werden, was sie wirklich wollen. Siehe Punkt eins.

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Foto: Tom Weller, dpa Max Eberl fahndet nach einem Trainer für den FC Bayern.
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