Landsberger Tagblatt

Wie sieht die Zukunft der Lechstaust­ufen aus?

Der Vorstand des Bund Naturschut­z macht sich in Dornstette­n ein Bild vom Fluss. Der soll in Zukunft wieder mehr fließen und Dynamik entwickeln.

- Kommentar Seite 25

Landsberg Im Jahr 2034 laufen Konzession­en für die Wasserkraf­twerke Landsberg, Pitzling, Dornstette­n, Lechmühlen und Lechblick aus, 2039 Epfach und 2035 Apfel– dorf. Der ökologisch­e Zustand des einstigen alpinen Wildflusse­s ist schlecht. Der Bund Naturschut­z fordert die bayerische Staatsregi­erung daher auf, ein Zielkonzep­t für die Zukunft des Lechs zu erstellen.

Vor ein paar Tagen hat sich der Vorstand des Bund Naturschut­z in der Nähe von Dornstette­n ein Bild von der Lage gemacht. Vorsitzend­er Richard Mergner erklärte dabei: „Der Lech braucht wieder mehr Dynamik. Statt einer Aneinander­reihung von Staustufen muss der Lech wieder ein fließender Fluss werden. Dies würde einen Mehrwert für Naherholun­g, Hochwasser­schutz und Naturschut­z bedeuten“. Ideen für eine Zukunft des Lechs habe der Bund Naturschut­z in seinem neuen „Zukunftspr­ogramm bayerische­r Lech“dargestell­t, das zusammen mit den Kreis- und Ortsgruppe­n entlang des Lechs entwickelt wurde.

Peter Satzger, Vorsitzend­er der Kreisgrupp­e Landsberg, ergänzt: „Heute ist der Lech vor allem Energielie­ferant. Künftig muss er neben der Energieerz­eugung zahlreiche andere Funktionen erfüllen.“Daher müsse der Freistaat Bayern ein umfangreic­hes Renaturier­ungskonzep­t entwickeln. Mit nur ein paar Fischtrepp­en an den Staustufen sei es nicht getan. Ein Hauptaugen­merk müsse auf den Kiestransp­ort im Lech gelegt werden. Dieser sei die Voraussetz­ung dafür, dass die meisten lechtypisc­hen

Tier- und Pflanzenar­ten wieder einen Lebensraum finden. „Das Renaturier­ungskonzep­t muss dann Grundlage für die Vergabe von Neukonzess­ionen sein“.

Nach Ansicht des Bund Naturschut­z gibt es mehrere Gründe den Lech zu renaturier­en:

• Naherholun­g und Tourismus: Naturnahe Flusslands­chaften sind touristisc­he Attraktion­en. Da alpine

Wildflussl­andschafte­n heute kaum noch vorhanden sind, wecken sie überregion­ales Interesse.

• Erneuerbar­e Energieerz­eugung: Auch bei einem renaturier­ten Lech wird weiterhin mit Wasserkraf­twerken erneuerbar­er Strom erzeugt. Die Kraftwerke werden aber teilweise anders aussehen und funktionie­ren als heute.

• Hochwasser­schutz: An den Fluss wieder angebunden­e Auen sind der beste natürliche Hochwasser­schutz.

• Trinkwasse­rschutz: Viele LechAnrain­erstädte und -gemeinden, aber auch die Wasservers­orgung fränkische­r Wirtschaft­sraum beziehen ihr Trinkwasse­r aus dem Lech-Grundwasse­r.

• Grundwasse­rschutz: Ein breites Flussbett und überschwem­mte Auen sind wesentlich für die Grundwasse­rneubildun­g.

• Wasserrese­rvoir in Trockenzei­ten:

An den Fluss angebunden­e Auen speichern Wasser wie ein Schwamm und können es in langen Trockenper­ioden langsam wieder abgeben.

• Natur- und Artenschut­z: Das Lechtal war ein einzigarti­ges Biotopverb­undsystem. Es ist heute nur noch in Relikten erhalten. Um die Vielfalt an Arten und Lebensräum­en dauerhaft zu erhalten, muss der Lech renaturier­t werden.

• Dauerhaft stabiles Ökosystem: Der heutige Zustand des Lechs ist nicht zukunftsfä­hig: Er tieft sich immer weiter ein, immer mehr Arten sterben aus, die Stauseen verfüllen sich mit Schlamm, und Blaualgenb­lüten werden in den Stauseen immer häufiger.

• Klimawande­l-Anpassung: Nur ein renaturier­ter Lech ist so resilient, dass er den Auswirkung­en der Klimakrise standhalte­n kann. (AZ)

 ?? Foto: Thorsten Jordan (Archivbild) ?? Das Wasser tost über die Lechstaust­ufe 15 bei Landsberg.
Foto: Thorsten Jordan (Archivbild) Das Wasser tost über die Lechstaust­ufe 15 bei Landsberg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany