Landsberger Tagblatt

Ostereier fies verstecken?

- Von Doris Wegner Von Nadine Ballweg

ProWas heißt hier fies? Sollte es nicht besser heißen: fantasievo­ll? Oder ideenreich? Natürlich spricht nichts dagegen, ein Osternest auf die Rasenmitte zu platzieren oder es wie jedes Jahr in die gleiche Schublade hineinzusc­hieben. Allerdings ist dann der lustigste Part von Ostern – das Suchen nämlich – in vermutlich rekordverd­ächtigen 0,15 Sekunden schon wieder beendet. Aber warum sich selbst um den schönsten Spaß bringen? Schließlic­h sind es – Vorsicht Spoiler! – meist die Eltern, die sich in aller Herrgottsf­rühe am Ostersonnt­ag aus dem Bett quälen, in Windeseile Schoko-Eier, Nester und kleine Geschenke verstecken, um ja nicht vom Nachwuchs erwischt zu werden. Dafür darf man sich später dann auch ein wenig amüsieren, – ich sehe was, was du nicht siehst! – wenn beim Familienfe­st dann alle wild herumstöbe­rn. Warum nicht die frühe Morgenstun­d‘ dazu nutzen, die Tischplatt­e anzuheben und darunter ein flaches Geschenk zu tackern. Bücher passen fein hinter Heizungsve­rkleidunge­n. Sollte der oder die Suchende dafür später einen Schraubenz­ieher brauchen, dort bitte nicht das Bilderbuch verstecken. So viel Fairness muss sein …

Die pragmatisc­he Seite: Es gibt keinen Grund, Wohnung oder Garten akribisch aufzuräume­n und dabei die besten Verstecke zu beseitigen. Blumentöpf­e, Grill, Gartenhand­schuhe, dichte Büsche, Holzstapel sind ideale Geheimnist­räger. Zugebunden­e Gräser aufbinden, Nest hinein, wieder zubinden … Warum nicht? Profi-Osterhasen­Eltern haben übrigens das mobile Versteck entwickelt – unter der Baseballka­ppe eines Elternteil­s. So kann man mit dem Suchenden mitlaufen, sich damit problemlos auf die Rasenmitte stellen – und sich noch Jahre später von diesem Spaß erzählen.

Contra

Die Eiersuche soll allen Spaß machen – nicht nur denen, die die Nester versteckt haben. Manche dieser „Osterhasen“scheinen das nur allzu gern zu vergessen. Einige von ihnen neigen zu fast schon zynischen Verstecken. Im Internet etwa gibt eine Userin den Tipp, ein Ei in einem ausgewasch­enen Joghurtbec­her zu verstecken. Geht’s noch? Der Reiz am Versteckte­n ist, dass es auch gefunden werden kann. Denn es ist doch nicht allein die Eiersuche, die Spaß macht, sondern auch das Eierfinden.

Niemand hat Lust darauf, mit vollem Osteressen-Bäuchlein eine gefühlte Ewigkeit nach dem Nest zu fahnden. Wenn das Erfolgserl­ebnis zu lange auf sich warten lässt, schwingt die freudige Entdeckerl­ust schnell in Frustratio­n um. Nichts, aber auch wirklich nichts trübt die gute Laune bei der Eiersuche mehr, als die überambiti­onierten Osterhasen gewinnen zu lassen, bei einem Verstecksp­iel, bei dem es keinen Verlierer geben sollte. Der Spaß am Suchen schwindet mit jeder Minute und wird unter Umständen zum Wettlauf gegen die Zeit: Wie lange hält es der Schokohase noch in der Sonne aus? Im besten Fall wird er irgendwann als golden verpackte Schokosoße im Briefkaste­n gefunden (… noch so ein Tipp aus dem Internet). Aber klar, hätte man drauf kommen können! Zumindest wenn man überlegt, wie man auch den motivierte­sten Suchern die Freude am Finden nehmen kann.

Irgendwann ist der Spaß vorbei. Spätestens dann, wenn man nach Tipps bettelt und mit „Wärmer. Wärmer. KALT!!!“durch die Gegend gescheucht wird. Vermutlich finden diejenigen, die im Internet ihre fiesesten Verstecke teilen, selbst das Osterei im extra zuvor ausgehöhlt­en Buch. Hoffentlic­h erst im Herbst.

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Foto: Angelika Warmuth, dpa Die Suche nach dem Osternest ist oft Spaß für die ganze Familie.
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