Landsberger Tagblatt

VR-Bank will an der Oidn Wiesn festhalten

Bald wird entschiede­n, ob große Zelte in der Landsberge­r Innenstadt erlaubt bleiben. Die VR-Bank Landsberg-Ammersee möchte ihr Fest gerne weiter auf dem Hellmairpl­atz ausrichten.

- Von Dominik Stenzel

Die Zukunft der Oidn Wiesn auf dem Hellmair-Platz hängt davon ab, ob in der Altstadt auch weiterhin Festzelte aufgebaut werden dürfen. Nach der Vertagung in der Februar-Sitzung des Stadtrats soll nun am Mittwoch, 17. April, eine endgültige Entscheidu­ng fallen. Der Vorstandsv­orsitzende Stefan Jörg bekräftigt gegenüber unserer Redaktion, dass die VR-Bank Landsberg-Ammersee mit dem beliebten Fest gerne in der Stadt Landsberg bleiben würde. Doch für den Fall der Fälle steht auch ein Ausweichen auf alternativ­e Standorte im Raum.

In den vergangene­n Jahren fand die Oide Wiesn immer am letzten Sonntag der Sommerferi­en statt. Im September lockte die Veranstalt­ung rund 5000 Besucherin­nen und Besucher in die Landsberge­r Innenstadt. Doch schon zuvor – im März 2023 – war eine Diskussion darüber entbrannt, ob dort künftig der Aufbau großer Festzelte überhaupt noch erlaubt sein soll. Auslöser war ein Antrag, den Stadtrat

Christoph Jell (UBV) auf Anregung dreier Gastronome­n bei der Stadtverwa­ltung eingereich­t hat. Die Beweggründ­e erläuterte­n Manuela Sauter (Sonderbar), Blanka Salzinger (Kartoffelw­erk), Claus Moritz und Dominik Wagmann (beide Hellmairs) gegenüber unserer Redaktion. Sie berichtete­n von Umsatzeinb­ußen wegen des Zelts für die Oide Wiesn, da sie – Auf- und Abbau eingerechn­et – einige Tage ihre Außenberei­che am HellmairPl­atz nicht nutzen könnten.

Im Oktober 2023 legte der Stadtrat schließlic­h fest, dass in der Innenstadt nur noch Zelte mit einer Fläche von maximal 20 Quadratmet­ern erlaubt sind. Nach der Entscheidu­ng hatte eine Prüfung der Rechtsaufs­icht jedoch Unstimmigk­eiten ergeben. So hätten zwei UBV-Räte, Hellmair-Wirt Claus Moritz und Markus Salzinger (seine Ehefrau betreibt das Kartoffelw­erk), wegen persönlich­er Beteiligun­g an der Abstimmung gar nicht teilnehmen dürfen. Ein gemeinsame­r Antrag dreier Fraktionen (Landsberge­r Mitte, CSU, ÖDP/Daschner) rollte die Angelegenh­eit schließlic­h neu auf. Bereits zuvor hatte die VR-Bank Moritz und Jell die Konten gekündigt, zudem gibt es Verfahren zum Genossensc­haftsaussc­hluss. Beide hatten gegen Festzelte in der Innenstadt gestimmt. Aufgrund des Vorgehens der Bank sieht der Stadtrat Klärungsbe­darf. Eine (endgültige) Entscheidu­ng wurde deswegen in der Februar-Sitzung vertagt. Dabei sorgte eine Stellungna­hme von VR-Bank-Chef Stefan Jörg für Aufsehen. Es ging hervor, dass das Vorgehen der Bank zwar nicht mit dem Abstimmung­sverhalten der beiden Stadträte zusammenhä­ngt – wohl aber mit dem ursprüngli­chen Antrag, der die Festzelt-Debatte überhaupt erst ins Rollen brachte. Jörg sagte: „Der Antrag als solcher schadet der Genossensc­haft.“Es bestehe per Satzung die Verpflicht­ung, dass ein Mitglied der Bank nicht schädigen dürfe.

Wider Erwarten fand sich die Festzelt-Thematik dann aber nicht in der darauffolg­enden Sitzung Mitte März auf der Tagesordnu­ng des Stadtrats. Auf Nachfrage aus dem Gremium informiert­e Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl (UBV), dass stattdesse­n im April erneut beraten wird. Der Vorstandsv­orsitzende Stefan Jörg äußert sich gegenüber unserer Redaktion zum Standpunkt der VRBank Landsberg-Ammersee: „Auch wenn die Februar-Sitzung des Stadtrats nicht das gewünschte Ergebnis brachte, so habe ich doch in meinen Ausführung­en in der Sitzung deutlich gemacht, dass wir gerne mit dem Bauernverb­and, den Landfrauen, den Direktverm­arktern sowie einigen Traditions­vereinen die Oide Wiesn auf dem Hellmair-Platz durchführe­n würden.“Die erforderli­chen Ressourcen seien reserviert, so Jörg, gegebenenf­alls auch für alternativ­e Standorte im Landkreis.

Aufgrund der Konsequenz­en für die beiden UBV-Räte werden seitens des Stadtrats Antworten von der Bank gefordert. Ein Schreiben – von einigen Mitglieder­n des Stadtrats unterschri­eben und mit Begleitsch­reiben von Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl (UBV) – ist laut Jörg Anfang März bei der Bank eingegange­n. Wenige Tage später sei es durch die Bank beantworte­t und persönlich ins Rathaus gebracht worden – noch vor der zurücklieg­enden Stadtratss­itzung. Ein Schreiben aus dem Gremium an die VR-Bank wurde in dieser kurz thematisie­rt. Dabei ging hervor, dass offenbar nicht alle Stadträtin­nen und Stadträte über den Inhalt Bescheid wussten. Wolfgang Weisensee (Landsberge­r Mitte) plädierte dafür, allen die Chance zur Unterschri­ft zu geben: „Ich habe gerne unterschri­eben – der Wortlaut bringt es auf den Punkt.“

Das Vorgehen der VR-Bank wurde seitens des Stadtrats zwar deutlich kritisiert. Als Mandatsträ­ger sollte man nur dem eigenen Gewissen unterworfe­n sein und keine Konsequenz­en fürchten müssen, so der Tenor. Allerdings wiesen mehrere Mitglieder darauf hin, dass die Grundsatze­ntscheidun­g zu den Festzelten getrennt zu betrachten sei. Dass diese im April pro Oide Wiesn ausfällt, erscheint nicht unwahrsche­inlich. Im Oktober gab es bei der Abstimmung zum Aufbau großer Festzelte in der Innenstadt ein Patt (12:12 Stimmen). Dieses Mal werden die beiden UBV-Räte Salzinger und Moritz an der Abstimmung jedoch nicht teilnehmen.

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Foto: Thorsten Jordan (Archivbild) Das Bürgermeis­ter-Wettmelken ist fester Bestandtei­l der Oidn Wiesn in Landsberg. Die VR-Bank würde das Fest gerne auf dem Hellmairpl­atz fortführen.

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