Ihr Spiel ist verschwenderisch
Porträt Sie verhalf den Toten Hosen zu einem Hit und ärgerte sich über die Buhlschaft in Salzburg: Birgit Minichmayr spielt die Titelrolle im neuen Hader-Film.
Jede Wette: Mit Birgit Minichmayr können auch die etwas anfangen, die lieber ein Konzert der Toten Hosen besuchen, als wegen Schiller oder Hofmannsthal ins Theater oder wegen österreichischer Provinz-Komödien ins Kino gehen. Von der Burg-Mimin und nun im neuesten Josef Hader-Film „Andrea lässt sich scheiden“brillierenden Schauspielerin stammt nämlich der Refrain „an Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit“. Er verhalf der Band um Sänger Campino (mit dem Minichmayr gern ein Verhältnis nachgesagt wird) zu einem Nummer1-Hit und der Europameisterschaft 2012 zu einer inoffiziellen Hymne.
Entstanden sei diese Zeile beim
Baden im Fuschlsee, als sie gerade als Buhlschaft in der „Jedermann“-Inszenierung bei den Salzburger Festspielen auf der Bühne stand, erzählt Minichmayr in einem Interview mit dem ORF. Jener Rolle übrigens, auf die sie ungern zurückblickt, weil sie sie für unbedeutend und aufgebauscht hält. „Ich war eine Zeit lang richtig beleidigt, dass sie immer als Erste genannt wurde, wenn von meinen Rollen die Rede war.“
Dabei gibt es ja einiges aufzuzählen, das Minichmayr, geboren 1977 in Pasching bei Linz, schon gespielt hat. Bereits während ihrer
Schauspielausbildung am MaxReinhard-Seminar in Wien wurde sie für Inszenierungen des Burgtheaters verpflichtet. Und schon da beeindruckte sie mit ihrem eindringlichen, überbordend-emotionalen Spiel, das ihre Kollegin Monica Bleibtreu in einer Laudatio einmal als „verschwenderisch“beschrieb. Sie wurde gefeiert für Auftritte wie den der Dirne in Schnitzlers „Reigen“, der Ophelia im „Hamlet“, oder der Titelrolle in „Der Weibsteufel“. Auch im Kino war sie zu sehen, in „Das Parfum“, „Der Untergang“und „Kirschblüten – Hanami“. Viele
Namen bekannter Regisseure und Regisseurinnen begleiteten ihren Werdegang, prägend war aber vor allem die Zusammenarbeit mit Klaus Maria Brandauer sowie Frank Castorf, der sie an die Berliner Volksbühne holte.
2021 veröffentlichte die Schauspielerin, die mit Ehemann und Zwillingstöchtern in Wien lebt, mit der Band Quadro Nuevo und dem Pianisten Bernd Lhotzky eine Vertonung von Shakespeare-Sonetten. Man muss also auch gar nicht ins Theater oder Kino gehen, um Birgit Minichmayr und ihre prägnant aufgeraute, immer ein wenig rotzig klingende Stimme zu erleben – ein Gewinn wäre es aber allemal.