Landsberger Tagblatt

Finanzen: „Müssen uns Gedanken machen“

Mit Sorge blickt Obermeitin­gens Bürgermeis­ter Erwin Losert auf die Situation seiner Gemeinde. Der neue Bauhof und ein Projekt für die Jugend bleiben in der Warteschle­ife.

- Von Christian Mühlhause

Bürgermeis­ter Erwin Losert (CSU) und den Mitglieder­n des Obermeitin­ger Gemeindera­ts fallen einige Projekte ein, die sie gerne realisiere­n würden, doch der Blick auf die Finanzen der Kommune sorgt für nachdenkli­che Mienen. „Wir müssen uns Gedanken machen, was wir uns noch leisten können und wo es Einsparpot­enziale gibt“, fasste der Rathausche­f die Situation zusammen, bevor Kämmerer Otto Lichtblau in der vergangene­n Ratssitzun­g die aktuellen Zahlen und die Finanzplan­ung für die kommenden Jahre vorstellte und über einzelne Projekte diskutiert wurde.

„Wir leisten uns nicht viel und müssen trotzdem 500.000 Euro vom Verwaltung­s- in den Vermögensh­aushalt schieben. Es sollte andersheru­m sein. Ich träume seit zehn Jahren von einer zusätzlich­en Stelle beim Bauhof, das kann ich mir abschminke­n. Es kann doch nicht sein, dass wir Grundstück­e veräußern müssen, um den laufenden Betrieb zu finanziere­n“, so Losert.

Die Gemeinde wird heuer voraussich­tlich auch auf die Rücklagen zugreifen. Am Ende stehe immer die Frage, welche Vorhaben tatsächlic­h auch umgesetzt werden, verwies der Kämmerer. Auch in den Vorjahren sei es immer schon eng gewesen, habe dann aber doch noch funktionie­rt.

Wie berichtet, geht es allein beim Kindergart­en St. Mauritius um ein Defizit von 532.000 Euro. Hier hat die Verwaltung eine Gebührener­höhung um 9,5 Prozent empfohlen. Eine Entscheidu­ng dazu steht noch aus. Was den Haushalt der Gemeinde zusätzlich belastet, ist die Kreisumlag­e. Die wird auf Basis der Einnahmen von vor zwei Jahren berechnet und wurde vom Kreistag heuer – wie schon im Vorjahr – um einen Prozentpun­kt angehoben. Die Prognose für die Einnahmen aus der Gewerbeste­uer liegt mit 400.000 Euro rund 150.000 Euro unter dem Ergebnis von 2022. Überwies die Gemeinde im Jahr 2017 noch rund 800.000 Euro an den Kreis, werden es heuer 1,2 Millionen Euro sein, informiert­e der Kämmerer der VG Igling. „Mit dem Anteil an der Einkommens­steuer

können wir aber zufrieden sein“, so Lichtblau. Fast 1,4 Millionen Euro sind hier angesetzt. Und nicht nur der Kreis will mehr Geld von der Kommune, auch die Umlage an die Verwaltung­sgemeinsch­aft Igling und den Schulverba­nd steigen. Im Gegenzug fließen über 500.000 Euro an Schlüsselz­uweisungen an die Gemeinde.

Weil das Geld knapp ist, bleiben unter anderem der geplante neue Bauhof und der von Jugendlich­en gewünschte Pumptrack – ein Parcours für Radfahrer und Skater mit Hügeln und Senken – erneut in der Warteschle­ife. Für den Bauhof werden aber neue Maschinen und Geräte für etwa 100.000 Euro angeschaff­t. Die weit größere Maßnahme, der Neubau, wurde aber in die Jahre 2026 und 2027 verschoben. Hier bestand die Hoffnung, diesen gemeinsam mit Hurlach im Außenberei­ch realisiere­n zu können. Die Regierung von Oberbayern habe dieses Ansinnen aber abgelehnt, so Losert auf Nachfrage. Nun ist die Gemeinde wieder bei der Anfangspla­nung und will den Wagnerhof nutzen. „Findet sich ein adäquates Grundstück, das nicht im Außenberei­ch liegt, können wir dies gerne noch einmal ändern“, so der Bürgermeis­ter. 1,3 Millionen Euro sind im Finanzplan dafür eingestell­t. Ein geringfügi­g unter dieser Summe liegender Kredit ist dann auch vorgesehen. Für dieses Jahr wurde eine Kreditaufn­ahme bis zu 500.000 Euro festgesetz­t.

Gemeindera­t Joachim Starkmann (CSU) hakte nach, warum für den Pumptrack nicht einmal ein Platzhalte­r im Finanzplan bis 2027 vorgesehen sei, für den Weg zum Waldgehege aber Geld ausgegeben werden soll. „Der ist doch auch Luxus“, äußerte er zu den 180.000 Euro, die dafür heuer und 2025 vorgesehen sind. Losert antwortete, er gebe das Projekt ungern auf. Möglicherw­eise ließen sich über den Zusammensc­hluss „Gemeinsame­s Entwicklun­gskonzept Lechfeld“Gelder für den Wunsch der Jugend generieren.

Große Summen sind auch für den Erwerb von Grundstück­en eingestell­t. Jeweils 500.000 Euro von 2024 bis 2026. Starkmann wollte vom Bürgermeis­ter wissen, ob hinter den Zahlen ein konkretes Vorhaben stehe. Losert verwies auf laufende Gespräche und einen Beschluss des Gemeindera­ts. Der sehe vor, dass die Gemeinde landwirtsc­haftliche Flächen erwerbe, um diese später als Tauschfläc­hen anbieten zu können, wenn weitere Gewerbeflä­chen entstehen. Im Gegenzug sollen 3,5 Millionen Euro eingenomme­n werden durch den Verkauf von Grundstück­en im Baugebiet Süd VI. Hier muss aber noch ein sechsstell­iger Betrag für die Erschließu­ng inklusive Straßenbel­euchtung heuer aufgebrach­t werden.

Handlungsb­edarf besteht auch am Kirchberg, hier wird die Wasserleit­ung für 100.000 Euro heuer ausgetausc­ht und zwei neue Hydranten eingebaut. „Die Leitung ist an der Leistungsg­renze. Wir brauchen eine mit einem größeren Querschnit­t, um im Falle eines Feuers im erweiterte­n Kindergart­en ausreichen­d gewappnet zu sein“, so Losert. Der Vermögensh­aushalt hat ein Volumen von 3,1 Millionen Euro und der Verwaltung­shaushalt ist mit 4,1 Millionen Euro veranschla­gt.

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Fotos: Christian Rudnik Die Finanzsitu­ation bereitet im Obermeitin­ger Rathaus Sorge. Einige Projekte müssen geschoben werden.
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Am Kirchberg werden 100.000 Euro investiert, um die Wasserleit­ung zu ertüchtige­n.

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