In dunklen Zeiten andere Wege gehen?
Zum Bericht „Zeichen der Hoffnung in trostloser Zeit“vom 2. April:
Ja, in dunklen Zeiten hat die Hoffnung immer wieder Hochkonjunktur. Nicht nur, aber auch in christlichen Häusern und besonders natürlich zu Ostern. Aus den Landsberger Osterpredigten hört man dazu Erstaunliches: dass der Tod „ein für alle Mal besiegt sei“, wir „in letzter Konsequenz nichts zu fürchten brauchen“, ja, dass wir „mit großer Hoffnung und großer Freude nach Hause gehen könnten“. Na sowas. Warum nur will mir das einfach nicht gelingen? Vielleicht ja, weil ich die angebliche „Krake des Pessimismus“als einen Realismus erkannt habe, der angesichts der dato gegebenen Weltlage höchst berechtigt ist. Und weil es mir widerstrebt, mich den schönen und beruhigenden, sachlich aber falschen, in die Irre führenden Vertröstungen der Geistlichen zu unterwerfen.
Ist nicht vielmehr „Mut zur Angst“angesagt? Einer Angst, die nicht lähmt, sondern die furchtlos und liebend ist und uns aus den Stuben und Kirchen heraus in die Straßen treiben könnte? Um dort unsere Stimmen zu erheben gegen eine Gut-Böse-Politik, die mit ihrer inhärenten Eskalationsdynamik in eine Megakatastrophe zu führen droht. Warum sprechen die Geistlichen zu Ostern nicht das an sowie das massenhafte, unerträgliche Sterben sowohl in der Ukraine als auch in Gaza? Ein Jesus hätte doch sicherlich mit dem „Feind“gesprochen, oder?
Von den Landsberger Kanzeln aber die verklärte österliche Auferstehung als (angebliches) Hoffnungszeichen. Hoffnung aber, die die Realität vernebelt und von ihr wegführt, ist gerade nicht angesagt und verstärkt nur die Hoffnungslosigkeit der Lage.
Jürgen Karres,