Landsberger Tagblatt

„Er wurde mein Vorbild“

Über 400 Menschen verabschie­den sich bei der Beerdigung in St. Ottilien von dem Abt Notker Wolf. Darunter seine Familie, Ordensmitg­lieder und Menschen aus der Öffentlich­keit.

- Von Lisa Gilz

Humorvoll, optimistis­ch und weltoffen, so beschreibe­n die Redner den verstorben­en Abt Notker Wolf bei dessen Requiem. Zu der Beschreibu­ng passt auch die Wahl seiner letzten Ruhestätte. Noch zu Lebzeiten sagte Notker Wolf, er wolle nicht wie üblich in der Grabkammer beigesetzt, sondern auf dem Klosterfri­edhof, der unterhalb der Kirche liegt, beerdigt werden.

Der Wunsch wurde ihm am Samstagvor­mittag erfüllt, als er in Anwesenhei­t von 14 Äbten, dem Abtprimas Gregory Polan, Ordensmitg­liedern, Familie, Politikern, Angehörige­n des Hauses Bayern und mehreren Hundert Menschen seine letzte Ruhe fand.

Bereits eine halbe Stunde vor dem Beginn der Messe war die Abteikirch­e bis auf die Emporen besetzt. Vor dem Gebäude wurden Bänke und Lautsprech­er aufgestell­t, damit auch von dort das Requiem verfolgt werden konnte. Diejenigen, die noch in der Kirche einen Platz fanden, gingen erst nach vorn, wo der Sarg des verstorben­en Abts zwischen den ersten Sitzreihen aufgestell­t war, und segneten diesen. Die Aufbahrung hatte bereits am Abend zuvor stattgefun­den.

In der ersten Reihe links saßen Notker Wolfs Schwester Rita Wolf und weitere Familienmi­tglieder. Rechts nahmen Herzog Franz und sein Lebensgefä­hrte, Ludwig von Bayern und seine Frau Sophie sowie Christoph von Bayern Platz. Hinter ihnen Landtagsab­geordneter Alexander Dorow und Bundestags­abgeordnet­er Michael Kießling (beide CSU). Ebenfalls anwesend waren die ehemaligen Staatsmini­ster Josef Miller und Thomas Goppel sowie der Bürgermeis­ter aus Bad Grönenbach, Bernhard Kerler, und der Eresinger Bürgermeis­ter Michael Klotz.

Eröffnet wurde das Requiem durch Erzabt Wolfgang Öxler. Er begrüßte die Gäste. Ihn und auch die weiteren Äbte habe die Nachricht von Notkers Ableben überrascht, als sie gerade bei der Abtkonfere­nz in Salzburg waren. Mit ihm zusammen hielt der Abtpräses Jeremias Schröder die Messe. Dieser

hatte Notker bereits als Sekretär begleitet, als dieser noch Erzabt für St. Ottilien war. „Konservati­v, aber mit weitem Herzen“, las Schröder vor. Das sei sein erster Eindruck von Notker gewesen, als er ihn 1982 traf und selbst noch Gymnasiast war. „Heute stehen eine ganze Gemeinscha­ft und ich am Sarg.“Hunderte Trauernach­richten habe er erhalten, nicht vorgestanz­t, sondern immer sehr persönlich.

Notker Wolf habe sich mit seinem heiteren Optimismus in seine Arbeit in St. Ottilien, aber auch als Abt Primas eingebrach­t. Als er schließlic­h wieder nach St. Ottilien zurückkehr­te, habe er dort den Alltag bereichert. „Wir bemerken seine Abwesenhei­t schmerzhaf­t“, sagte Schröder. „Er verschenkt­e sich großzügig und ein wenig spielerisc­h.“Er habe die Menschen geliebt, sei treu gewesen und ging alles Unerwartet­e und auch Störende als neue Aufgabe an. „Er konnte über vieles lachen und spotten. Auch über kirchliche Absurdität­en.“

Nach der Kommunion und bevor die Prozession zum Friedhof losging, sprach Bernhard Kerler noch über Notker, der Ehrenbürge­r in seiner Marktgemei­nde war. Notker habe immer eine enge Verbindung zu seinem Heimatort gepflegt, in dem er aufgewachs­en und zur Schule gegangen ist. „Für viele wird er immer der Werner bleiben“, sagte Kerler. Der Werner, der mit seiner Band Feedback in der Diskothek aufgetrete­n sei und dessen Allgäuer Dialekt und Humor bei dem Bürgermeis­ter gerne mal für ein Schmunzeln gesorgt haben. „Ich habe ihn mal gefragt, wie er das mit den ganzen Namen macht, die er sich merken muss“, erzählt Kerler, „da hat er gesagt, ich habe einen ganz einfachen Trick.“Notker habe ihm gesagt, er würde fragen, wie denn noch einmal der Name sei. Und sollte die Person dann etwa den Nachnamen sagen, würde er antworten: „Ja, ja, das weiß ich schon, aber ich meinte deinen Vornamen.“Die Anekdote brachte einige in der Kirche zum Lachen.

Thomas Goppel, der auch in Eresing wohnt, sagte schließlic­h in der letzten Rede: „Ich habe gerade angefangen, mit einem Stock zu gehen, und da fällt mir ein, dass Leute wie Notker Wolf wie Stöcke sind. Sie stützen und begradigen einen.“Der verstorben­e Abt sei sein Schafkopfm­itspieler gewesen und habe seine Freude beim Pfeife rauchen geteilt. „Er wurde aus verschiede­nen Gegebenhei­ten mein Vorbild.“

Die anschließe­nde Prozession und Beisetzung wurde von dem amerikanis­chen Abtprimas Gregory Polan übernommen, der 2016 die Leitung des Benediktin­erordens nach Notker Wolf übernahm. Am Grab sagte er: „Eternal rest to our friend Notker Wolf, may he rest in peace.“Nachdem die Ordensmitg­lieder von dem Grab, das auf der Anhöhe des Klosterfri­edhofs liegt, weggetrete­n waren, bildete sich eine lange Schlange von Menschen, die am Grab Blumen niederlege­n und sich verabschie­den wollten.

Allgäuer Dialekt und Humor hätten für Schmunzeln gesorgt.

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Elias König, St. Ottilien Foto: Thomas Goppel gedachte Nokter Wolf, der mit ihm unter anderem Schafkopf spielte und eine Leidenscha­ft fürs Pfeiferauc­hen teilte.
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Fotos (2): Christian Rudnik Abtprimas Gregory Polan führte die Prozession auf den Klosterfri­edhof zur Beerdigung von Notker Wolf von St. Ottilien an.
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Abtprimas Polan sprach am Grab.

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