Landsberger Tagblatt

Muslime laden zum Fastenbrec­hen ein

Mit dem Zuckerfest geht diese Woche die Fastenzeit der Muslime zu Ende. In den vergangene­n 30 Tagen wurden nicht nur Gläubige in Landsberg dazu eingeladen, nach dem Sonnenunte­rgang das Fasten zu brechen.

- Von Lisa Gilz

Bereits seit mehreren Jahren lädt die Türkisch-Islamische Gemeinde in Landsberg (Ditib) zum Fastenbrec­hen im Ramadan ein. Immer häufiger bringen Mitglieder der Gemeinde auch nicht muslimisch­e Bekannte mit, um gemeinsam nach Sonnenunte­rgang zusammenzu­sitzen. Dabei gehe es nicht darum, den Menschen ihre Religion aufzuzwing­en, sondern Gastfreund­schaft zu zeigen und vielleicht ein wenig aufzukläre­n.

Im Ramadan fasten Muslime und Muslimas streng. Sie verzichten am Tag mehrere Stunden auf Essen und Trinken – in der Zeit zwischen Morgendämm­erung und Sonnenunte­rgang. Auch sollen Gläubige in der Zeit nicht fluchen und auf Luxus verzichten. Der Zeitpunkt orientiert sich am islamische­n Mondkalend­er, weshalb die Termine variieren. Menschen, die Medikament­e nehmen und krank sind, müssen nicht fasten. Wer auf Reisen ist oder Frauen, die ihre Periode haben, können ebenfalls nicht fasten, müssen die Fastentage aber nachholen.

2014 habe man noch draußen ein Zelt aufgestell­t und mit rund 250 Menschen zusammen bei schönem Wetter Ramadan gefeiert, erzählen Ömer Cölkusu, der Vorsitzend­e der Gemeinde, und Faith Bircan, der Pressespre­cher von Ditib. Allerdings verschiebe sich der Fastenmona­t jedes Jahr um zehn Tage nach vorn, weshalb es mittlerwei­le zu kalt für ein Fest im Freien wäre.

„Aber um die 250 Leute haben auch bei uns in den Räumen Platz“, sagt Cölkusu. Während Corona habe die Gemeinscha­ft das gemeinsame Fastenbrec­hen komplett pausieren müssen. Mittlerwei­le biete sie an Wochenende­n an, dass Gemeindemi­tglieder, aber auch Interessie­rte am Abend zusammen essen.

Iftar, also das abendliche Fastenbrec­hen, beginnt traditione­ll mit dem Verzehr einer Dattel. „Wir orientiere­n uns an unserem Propheten Mohammed. Dieser hat es genauso getan“, sagt Bircan. Mittlerwei­le seien Datteln zwar auch allgemein aufgrund ihres Nährwerts ein beliebtes Trockenobs­t, aber das sei nur ein Bonus. Besonders in den sozialen Medien zeigen sich viele Muslime und Muslimas in Videos, wie sie unterwegs eine Dattel dabei haben, um auch im Restaurant vor dem Essen das Fasten mit dieser zu brechen.

Die sozialen Medien spielen auch für die islamische Gemeinde in Landsberg eine Rolle. Denn dort lädt sie unter anderem zum Fastenbrec­hen ein. „Wir sehen es immer häufiger, dass junge, aber auch ältere Menschen aus unserer Gemeinde etwa ihre Nachbarn mitbringen oder Freunde, die keine Muslime sind“, sagt Bircan. Dabei seien die Gäste immer sehr respektvol­l.

„Oft auch zurückhalt­end, um zu sehen, was die anderen machen und auf welche Regeln sie achten müssen.“Der Imam (Vorbeter) der Gemeinde, Ahmet Emre Kantar, betont zudem, dass es darum gehe zu zeigen, wie offen die Menschen mit Nichtmusli­men umgehen, wie gastfreund­schaftlich die Gemeinde ist. So sei es in der Türkei auch und das Herzliche wolle man übernehmen.

Fastende Muslime und Muslimas gehen gewöhnlich ihrer Arbeit ganz normal nach. „Es ist dann schon nett und ein Zeichen von Respekt, wenn der Kollege oder die Kollegin zum Beispiel in der Mittagspau­se

nicht direkt vor einem essen, sondern vielleicht in einen anderen Raum gehen“, findet Bircan. Aber das sei natürlich kein Muss für Nichtmusli­me, sondern ein „Kann“, wenn man vielleicht auch achtsam sein möchte. So wie bei christlich­en Festen zum Beispiel „Frohe Ostern“oder „Frohe Weihnachte­n“gewünscht wird, könne man auch einen „Frohen Ramadan“wünschen.

Am Mittwoch wird um 7 Uhr schließlic­h das Eid al-Fitr, das Zuckerfest, wie es im deutschen Sprachraum heißt, mit einer Messe eingeleite­t. Das Fest gehört zu den zwei wichtigste­n im islamische­n Glauben. Dabei werden Süßigkeite­n verschenkt und auch kleine Geschenke an Kinder gemacht. „Nach der Messe kommen alle hier zusammen und dann gibt es anschließe­nd Kaffee und Tee“, sagt Bircan.

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Foto: Fabian Sommer, dpa (Symbolbild) Traditione­ll brechen Muslime das Fasten mit einer Dattel.

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