Was macht den Lechrain aus?
Bei der Jahresversammlung des Historischen Vereins in Landsberg lässt Dr. Albert Thurner an seinen Recherchen teilhaben. Es gibt mehrere Ehrungen.
Von 670 Mitgliedern des Historischen Vereins hatten circa zehn Prozent zur Jahresversammlung im Pfarrsaal Mariä Himmelfahrt Platz genommen. Der Vorsitzende Dr. Werner Fees-Buchecker hieß neben Jubilaren und Ehrenmitgliedern Mandatsträger sowie Vertreter der Stadt Landsberg und Kreisratsmitglieder willkommen. Die bei der kürzlich stattgefundenen Veranstaltung mit dem Beitrag über die Osterfeuer vorgestellten „Landsberger Geschichtsblätter“konnten noch abgeholt werden. Fees-Buchecker hatte sich bereits bei allen Autoren bedankt, die einen Bogen vom Mittelalter bis zur aktuellen Lage am Lechrain spannten.
Nach der Totenehrung für die 22 während der vergangenen Jahre verstorbenen Mitglieder bedankte sich Fees-Buchecker bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern, auch bei Michael Häussinger, der nach dem Tod von Axel Flörke kommissarisch die Aufgaben des Schatzmeisters übernommen hatte. Dieser stellte den Kassenbericht vor. Nachdem Kassenprüfer Peter
Greiter die ordnungsgemäße Durchführung aller Buchungen bescheinigt hatte, beantragte Sigrid Knollmüller die Entlastung des Vorstands, der einstimmig stattgegeben wurde. Da Michael Häussinger das Amt des Schatzmeisters aus Zeitgründen nicht dauerhaft übernehmen kann, wählten die Mitglieder per Akklamation mit drei Enthaltungen Sybille Schnapp zur Schatzmeisterin.
14 Mitglieder konnten für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt werden, von denen Peter Greiter für seinen Vater Erich Greiter, Franz Xaver Haibl, Monika Kleinert, Eva Rössle und Erich Schmelzer die Urkunde persönlich entgegennehmen
konnten. Nicht anwesend waren Andreas Grobmüller, Thomas Muggli, Ilse Mühlbauer, Michael Neher, Raymonda Polenz-Hansen, Hans-Günter Schwanzer, Walter Trimkowski, Hermann Wohlgschaft und Klaus Wuchner. Seit 40 Jahren gehören Hans-Jürgen Tzschaschel und seit 50 Jahren Wolfgang Buttner zum Historischen Verein. Ein besonders Jubiläum für 65 Jahre Mitgliedschaft konnte Ingrid Ludwig feiern.
Der Historiker und Vilgertshofens Bürgermeister Dr. Albert Thurner hatte sich schon länger intensiv mit der Frage beschäftigt, was den Lechrain eigentlich ausmacht, und ließ in seinem informativen Vortrag die Mitglieder des Historischen Vereins an seinen umfangreichen Recherchen teilhaben. Der in der Bayerischen Chronik des Aventinus 1523 erstmals genannte Lechrain tauche bis ins 19. Jahrhundert nur als rein geografische Landschaftsbezeichnung auf. 1850 charakterisierte der Schriftsteller und Ethnograph Joseph Friedrich Lentner die Lechrainer als schwäbisch-bajuwarische Mischung und hielt sie für gebildeter und talentierter als die restlichen Baiern.
In seinem interessanten Aufsatz griff Thurner die Definitionen von Sagensammlern, Autoren und Historikern auf, die in ihren Schilderungen beschrieben, wie aus der bloßen geografischen Landschaft eine Kulturregion ohne feste Grenzen, aber harten Kernen, mit eigener Sprache, Speisen und Festen wurde. Dieses Sonderbewusstsein verlor in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung. Inzwischen durfte der Lechrain mit der Namensnennung in Banken, Vereinen oder Musikgruppen eine gewisse Renaissance erfahren. Am Ende seiner Ausführungen rief Dr. Albert Thurner Ortschronisten und Heimatforscher dazu auf, frühe Belege für den Lechrain-Begriff zu melden, um daraus eine Serie in den Landsberger Geschichtsblättern zu publizieren.