Zwei Investoren wollen Galeria kaufen
US-Milliardär wagt einen neuen Anlauf
Essen Nach der jüngsten Pleite von Galeria Karstadt Kaufhof haben viele dem Warenhaus die Zukunft abgesprochen. Nun hat der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus wohl zwei Investoren gefunden, die vom Gegenteil überzeugt sind. Der amerikanische Milliardär Robert Baker und der deutsche Unternehmer Bernd Beetz wollen die Warenhauskette übernehmen. Das berichtete am Montag zunächst das Handelsblatt. Eine offizielle Erklärung dazu gab es zunächst von keiner der beteiligten Parteien. Am Mittwoch will Denkhaus den Investor aber öffentlich vorstellen.
Der 58-jährige Baker ist mit seinem Unternehmen NRDC im Immobilienund Grundstücksgeschäft tätig. Die Firma hält auch die Mehrheit am Handelskonzern HBC, der in Nordamerika und Kanada etwa unter den Marken Hudson’s Bay oder Saks Fifth Avenue aktiv ist. Baker hat bereits einmal versucht, in Deutschland Fuß zu fassen. Mit der Übernahme der Warenhauskette Kaufhof von der Metro im September 2015 wollte er seine Geschäfte nach Europa ausweiten. Der Plan floppte. Kaufhof schrieb unter dem neuen Eigentümer tiefrote Zahlen. Knapp drei Jahre später zog HBC die Reißlinie und der nun so tief gefallene Galeria-Eigentümer René Benko kam ins Spiel. Nachdem sie beim Ringen um Kaufhof zuvor leer ausgegangen war, einigten sich HBC und Benkos Signa-Gruppe 2018 auf eine Fusion von Kaufhof und Karstadt, 2019 übernahm Signa alle Anteile. Das Ende ist bekannt.
Auch der zweite Name, der nun auf der Investorenliste auftauchte, hat eine Verbindung zu Kaufhof. Bernd Beetz hat als Aufsichtsratschef von Kaufhof die Fusion mit Karstadt besiegelt. Beetz, 73, ist heute Präsident und Mäzen des Fußball-Drittligisten Waldhof Mannheim und selbst noch als Unternehmer tätig, mit Taschen und Brillen im Luxussegment. In
Mannheim hat der gebürtige Sinsheimer sich auch das Rüstzeug für eine beachtliche Karriere geholt, wie er in einem Gespräch mit der Hochschulzeitung betonte.
Anfang der 2000er-Jahre kam Beetz zum angeschlagenen USParfümund Kosmetikkonzern Coty und formte das beinahe insolvente Unternehmen zum weltgrößten Hersteller von Düften für den Massenmarkt – mit Parfümmarken wie Adidas, Calvin Klein und Joop. Auf so eine Erfolgsgeschichte hoffen wohl auch die verbliebenen 12.800 Galeria-Beschäftigten. Dennoch dürften längst nicht alle ihre Jobs behalten.
92 Filialen hat Galeria noch. Insolvenzverwalter Denkhaus hat mehrfach betont, eine Zerschlagung des Unternehmens sei nicht sein Ziel. Er strebe einen Verkauf von mindestens 60 Filialen plus X im Paket an. Allerdings seien derzeit auch 16 Filialen unrentabel – vor allem wegen zu hoher Mieten. Ob eine Übernahme durch Baker und Beetz zustande kommt, entscheidet die Gläubigerversammlung. Die findet am 28. Mai in Essen statt. (mit dpa; Fotos: Oliver Zimmermann, Imago; Marcel Kusch, dpa)