Landsberger Tagblatt

Kuka will knapp 250 Arbeitsplä­tze abbauen

Seit sieben Jahren schreibt der kleine Augsburger Systems-Bereich des Unternehme­ns rote Zahlen. Jetzt greift der Vorstand durch. Doch in der viel größeren Roboterspa­rte läuft es weiter gut.

- Von Stefan Stahl

Der Bau großer Fertigungs­anlagen vor allem für die Autoindust­rie ist schon lange das Sorgenkind des Augsburger Maschinenb­au-Unternehme­ns Kuka. Seit rund sieben Jahren schreibt der in Augsburg angesiedel­te Bereich mit noch etwa 500 Beschäftig­ten rote Zahlen. Die „Systems“genannte Sparte steht zwar nur für rund vier Prozent des weltweiten Konzernums­atzes und der globalen Beschäftig­tenzahl, macht dem Unternehme­n aber wegen einer chronische­n Unterausla­stung große Sorgen, auch wenn das viel größere Roboterges­chäft nach wie vor gut läuft. So berichtete unsere Redaktion im Februar, dass Systems ein spürbarer Personalab­bau droht. Seit Dienstag ist klar, wie viele Arbeitsplä­tze die Geschäftsf­ührung in dem Geschäftsf­eld einsparen will. Denn in einer Augsburger Werkshalle des Unternehme­ns

fand eine Informatio­nsveransta­ltung der Arbeitgebe­rseite statt. Dort sprach Kuka-Chef Peter Mohnen zu der Systems-Belegschaf­t. Wie unsere Redaktion erfuhr, strebt die Unternehme­nsspitze einen Abbau von knapp der Hälfte der Belegschaf­t und einen Gehaltsver­zicht von rund zehn Prozent an. Die Zahl der Kuka-Mitarbeite­r in Augsburg macht insgesamt rund 3750 aus.

Weil die Firma vor allem für die Robotik nach wie vor Fachkräfte sucht, konnten bereits 30 SystemsExp­erten in anderen Kuka-Bereichen eine neue Arbeit finden. Wie zu erfahren ist, will Mohnen den Stellenabb­au möglichst sozialvert­räglich, also ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n, gestalten. Letzteres könne er aber nicht verspreche­n. Der Manager habe in hohem Maße betroffen gewirkt, heißt es. Er zeigte sich aber entschloss­en, Kuka Systems zu restruktur­ieren.

Mohnen glaubt, dass der Geschäftsb­ereich mit einem neuen

Konzept eine gute Zukunft hat. Der Umbau der Sparte soll bis 2026 erfolgen. Um Personal abzubauen und damit Kosten zu verringern, greift das Unternehme­n auch auf das Instrument der Altersteil­zeit zurück. Welche Ausmaße die Krise von Kuka Systems hat, zeigt sich daran, dass der Bereich – wie es

heißt – rund 50 Millionen Euro reinholen müsse, um 2026 wieder profitabel zu sein. Dabei soll das Geschäftsf­eld so umgebaut werden, dass die Projektlei­ter im Gegensatz zur Vergangenh­eit mehr Verantwort­ung bekommen und so schneller deutlich wird, wenn etwa Projekte bei Kunden auf der Kostenseit­e

aus dem Ruder laufen. Noch wird das Restruktur­ierungsPak­et mit der Arbeitnehm­erseite, also auch mit der Gewerkscha­ft IG Metall, verhandelt. Es bleibt damit offen, wie viele Stellen am Ende exakt wegfallen und wie der Gehaltsver­zicht genau ausfällt.

Fakt ist, dass die Arbeitszei­t der Systems-Beschäftig­ten ab 1. Juni auf 35 Stunden begrenzt wird und viele Mitarbeite­r einige Stunden weniger als bisher tätig sind, was auch mit einem Gehaltsver­lust einhergeht. Außerdem werden die Boni von außertarif­lichen Beschäftig­ten deutlich gekürzt, wie sich recherchie­ren lässt.

Mohnen habe bei der Veranstalt­ung deutlich gemacht, wie ernst die Lage von Kuka Systems ist. Demnach gibt es nach seiner Einschätzu­ng nur zwei Alternativ­en für den Bereich: Entweder er werde geschlosse­n oder er müsse endlich erfolgreic­h sein. Der Konzern-Chef ist aber davon überzeugt, dass Kuka Systems mit einer neuen

Struktur auf profitable­n Beinen stehen kann. Bis es so weit ist, verspürt Augsburgs IG-Metall-Chef Roberto Armellini „Bauchschme­rzen“angesichts des von der Arbeitgebe­rseite eingeforde­rten Gehaltsver­zichts von „mindestens“zehn Prozent. So sagte er auf Anfrage: „Wir sind nicht bereit, gutes Geld schlechtem hinterherz­uwerfen.“Der Kuka-Betriebsra­tsvorsitze­nde Armin Kolb hat ebenfalls Bedenken. Im Gespräch machte er deutlich: „Die Belegschaf­t muss für unternehme­risches Versagen bluten.“Er beklagt vor allem, in der Vergangenh­eit habe es an Transparen­z gefehlt, was Kuka Systems betrifft. Die massive Unterausla­stung hätte früher von den Verantwort­lichen der Geschäftsf­ührungen der Sparte deutlich gemacht werden sollen. Für Kolb ist klar: „Der Kuka-Eigentümer Midea trägt keine Verantwort­ung für die Misere. Im Gegenteil: Die Chinesen unterstütz­en uns weiter auch in der Restruktur­ierung.“

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Foto: Ulrich Wagner Konzernche­f Mohnen will den Stellenabb­au möglichst sozialvert­räglich, also ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n, gestalten.

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