Kuka will knapp 250 Arbeitsplätze abbauen
Seit sieben Jahren schreibt der kleine Augsburger Systems-Bereich des Unternehmens rote Zahlen. Jetzt greift der Vorstand durch. Doch in der viel größeren Robotersparte läuft es weiter gut.
Der Bau großer Fertigungsanlagen vor allem für die Autoindustrie ist schon lange das Sorgenkind des Augsburger Maschinenbau-Unternehmens Kuka. Seit rund sieben Jahren schreibt der in Augsburg angesiedelte Bereich mit noch etwa 500 Beschäftigten rote Zahlen. Die „Systems“genannte Sparte steht zwar nur für rund vier Prozent des weltweiten Konzernumsatzes und der globalen Beschäftigtenzahl, macht dem Unternehmen aber wegen einer chronischen Unterauslastung große Sorgen, auch wenn das viel größere Robotergeschäft nach wie vor gut läuft. So berichtete unsere Redaktion im Februar, dass Systems ein spürbarer Personalabbau droht. Seit Dienstag ist klar, wie viele Arbeitsplätze die Geschäftsführung in dem Geschäftsfeld einsparen will. Denn in einer Augsburger Werkshalle des Unternehmens
fand eine Informationsveranstaltung der Arbeitgeberseite statt. Dort sprach Kuka-Chef Peter Mohnen zu der Systems-Belegschaft. Wie unsere Redaktion erfuhr, strebt die Unternehmensspitze einen Abbau von knapp der Hälfte der Belegschaft und einen Gehaltsverzicht von rund zehn Prozent an. Die Zahl der Kuka-Mitarbeiter in Augsburg macht insgesamt rund 3750 aus.
Weil die Firma vor allem für die Robotik nach wie vor Fachkräfte sucht, konnten bereits 30 SystemsExperten in anderen Kuka-Bereichen eine neue Arbeit finden. Wie zu erfahren ist, will Mohnen den Stellenabbau möglichst sozialverträglich, also ohne betriebsbedingte Kündigungen, gestalten. Letzteres könne er aber nicht versprechen. Der Manager habe in hohem Maße betroffen gewirkt, heißt es. Er zeigte sich aber entschlossen, Kuka Systems zu restrukturieren.
Mohnen glaubt, dass der Geschäftsbereich mit einem neuen
Konzept eine gute Zukunft hat. Der Umbau der Sparte soll bis 2026 erfolgen. Um Personal abzubauen und damit Kosten zu verringern, greift das Unternehmen auch auf das Instrument der Altersteilzeit zurück. Welche Ausmaße die Krise von Kuka Systems hat, zeigt sich daran, dass der Bereich – wie es
heißt – rund 50 Millionen Euro reinholen müsse, um 2026 wieder profitabel zu sein. Dabei soll das Geschäftsfeld so umgebaut werden, dass die Projektleiter im Gegensatz zur Vergangenheit mehr Verantwortung bekommen und so schneller deutlich wird, wenn etwa Projekte bei Kunden auf der Kostenseite
aus dem Ruder laufen. Noch wird das RestrukturierungsPaket mit der Arbeitnehmerseite, also auch mit der Gewerkschaft IG Metall, verhandelt. Es bleibt damit offen, wie viele Stellen am Ende exakt wegfallen und wie der Gehaltsverzicht genau ausfällt.
Fakt ist, dass die Arbeitszeit der Systems-Beschäftigten ab 1. Juni auf 35 Stunden begrenzt wird und viele Mitarbeiter einige Stunden weniger als bisher tätig sind, was auch mit einem Gehaltsverlust einhergeht. Außerdem werden die Boni von außertariflichen Beschäftigten deutlich gekürzt, wie sich recherchieren lässt.
Mohnen habe bei der Veranstaltung deutlich gemacht, wie ernst die Lage von Kuka Systems ist. Demnach gibt es nach seiner Einschätzung nur zwei Alternativen für den Bereich: Entweder er werde geschlossen oder er müsse endlich erfolgreich sein. Der Konzern-Chef ist aber davon überzeugt, dass Kuka Systems mit einer neuen
Struktur auf profitablen Beinen stehen kann. Bis es so weit ist, verspürt Augsburgs IG-Metall-Chef Roberto Armellini „Bauchschmerzen“angesichts des von der Arbeitgeberseite eingeforderten Gehaltsverzichts von „mindestens“zehn Prozent. So sagte er auf Anfrage: „Wir sind nicht bereit, gutes Geld schlechtem hinterherzuwerfen.“Der Kuka-Betriebsratsvorsitzende Armin Kolb hat ebenfalls Bedenken. Im Gespräch machte er deutlich: „Die Belegschaft muss für unternehmerisches Versagen bluten.“Er beklagt vor allem, in der Vergangenheit habe es an Transparenz gefehlt, was Kuka Systems betrifft. Die massive Unterauslastung hätte früher von den Verantwortlichen der Geschäftsführungen der Sparte deutlich gemacht werden sollen. Für Kolb ist klar: „Der Kuka-Eigentümer Midea trägt keine Verantwortung für die Misere. Im Gegenteil: Die Chinesen unterstützen uns weiter auch in der Restrukturierung.“