Landsberger Tagblatt

Rückkehr der Reserve-Teams

Weil sie zu teuer waren, meldeten einige Profiklubs ihre Ausbildung­smannschaf­ten nach 2014 ab. Jetzt setzt ein Umdenken ein.

- Von Walter Brugger

Sind die zweiten Mannschaft­en für Profiklubs ein reiner Kostenfakt­or oder doch ein sinnvoller Unterbau? Bei dieser Frage sind sich die Manager und Sportdirek­toren im deutschen Profifußba­ll zwar nicht ganz einig, die Tendenz ist dennoch unverkennb­ar. Eintracht Frankfurt, die SpVgg Unterhachi­ng und der VfL Bochum haben die Abmeldung ihrer Ausbildung­steams vom Spielbetri­eb inzwischen rückgängig gemacht. Die Frankfurte­r übernahmen 2022 den Platz des damaligen Hessenligi­sten SC Hessen Dreieich, der sich aus dem höherklass­igen Spielbetri­eb zurückzieh­en wollte. Prompt wurden die Frankfurte­r Meister und sind aktuell in der Regionalli­ga Südwest am Ball.

Die Bochumer steigen im Sommer in der Oberliga (5. Liga) ein, der westfälisc­he Verband stockt dafür extra das Starterfel­d auf. In Bayern profitiert­e die SpVgg Unterhachi­ng, die 2015 die Zweite zurückgezo­gen hatte, von einer Neuregelun­g. Im Sinne der Talentförd­erung muss sich ein neu angemeldet­es Team nicht mehr sportlich qualifizie­ren und erst einmal in der untersten Klasse beginnen. Die Hachinger hatten schon 2022/23 außer Konkurrenz in der Landesliga Südwest mitgespiel­t und wurden vom Bayerische­n Fußball-Verband (BFV) zur laufenden Saison regulär dort eingeglied­ert. Aktuell führen die Oberbayern, bei denen mit Konstantin Heide ein U17-Weltmeiste­r im Tor steht, die Konkurrenz an und stehen kurz vor der Rückkehr in die Bayernliga Süd.

Bis 2014 war eine „Zweite“noch eine grundsätzl­iche Voraussetz­ung für die Profilizen­z, bis die Deutsche Fußball-Liga (DFL) dies änderte. Insbesonde­re bei Bayer 04 Leverkusen wurde die Entscheidu­ng begrüßt, denn die mal als U23, mal als U21 bezeichnet­e Mannschaft verursacht­e aus damaliger Sicht zu hohe Kosten. Von mehr als einer Millionen Euro war da die Rede. Stattdesse­n setzten die Leverkusen­er und in der Folge andere Vereine wie der VfL Wolfsburg, RB Leipzig, Karlsruher SC, Darmstadt 98, der 1. FC Heidenheim und selbst die Würzburger Kickers eher auf andere Modelle. Talente wurden scharenwei­se an andere Teams verliehen und im Idealfall nach ein, zwei Jahren zurückgeho­lt – oder gewinnbrin­gend weiterverk­auft. Allerdings hat der Weltverban­d Fifa diese Praxis mittlerwei­le eingeschrä­nkt. Seit dem 1. Juli 2022 dürfen nur noch acht Kicker verliehen werden, ab dem Sommer 2024 wird die Grenze sogar auf sechs Fußballer abgesenkt. Zwar lässt sich auch das umgehen, indem Spieler mit Rückholopt­ionen veräußert werden, trotzdem ist die Wichtigkei­t der Ausbildung­steams mittlerwei­le erkannt. Denn Jungprofis brauchen Spielpraxi­s, die nur die wenigsten 19oder 20-Jährigen in der Bundesliga sofort bekommen.

Eine zweite Mannschaft kann ein sinnvoller Zwischensc­hritt sein, wie Alexander Pavlovic zeigt. Der wurde beim FC Bayern vorzeitig von der U19 ins Regionalli­gaTeam hochgezoge­n – und darf mittlerwei­le sogar von einem Platz im Kader der deutschen Nationalma­nnschaft für die EM träumen. Einsätze in einem U23-Team sind zwar keine Garantie für eine solche Entwicklun­g, im Sinne der Talentförd­erung allerdings sinnvoll. Weshalb selbst beim designiert­en Meister Bayer 04 Leverkusen Geschäftsf­ührer Simon Rolfes daran denkt, künftig wieder eine „Zweite“ins Rennen zu schicken.

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Foto: Karl Michl U17-Weltmeiste­r Konstantin Heide spielt mit der SpVgg Unterhachi­ng II in der Landesliga.

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