So wird der Fußball-Keeper zur „lebendigen Mauer“
In Unterdießen stehen an zwei Tagen die Torhüter im Mittelpunkt. Der ehemalige Bundesliga-Torhüter Kai Fritz schult junge Talente an verschiedenen Stationen. Dazu bringen er und sein Team auch eine Ballmaschine mit.
Der Mythos, dass die untalentiertesten Fußballer eines Teams ins Tor müssen, ist zum Glück schon lange Geschichte. Denn das Gegenteil sei der Fall, sagt Kai Fritz, ehemaliger ProfiTorhüter, unter anderem bei der SpVgg Unterhaching oder den Münchener Löwen. In einem zweitägigen Camp in Unterdießen zeigen er und sein Trainerteam den Nachwuchs-Keepern einige Tricks und Kniffe.
Fünf Stationen sind auf dem Platz in Unterdießen aufgebaut, in kleinen Gruppen werden die Nachwuchs-Torhüter im Alter zwischen sechs und 14 Jahren geschult. „Wo ist die lebendige Mauer“, ruft Kai Fritz den Kindern zu. Immer wieder animiert er die Buben und Mädchen, die richtige Haltung einzunehmen, den Winkel zum Stürmer zu verkürzen – und jedes verhinderte Tor wird von der ganzen Gruppe bejubelt. „Die Jungs und Mädels sind wirklich fleißig“, freut sich der Trainer, der auch den SVU für dessen Engagement lobt.
Die Torwarttage mit den „flying golies“, so der Name der Torwartschule,
seien aber nicht ganz uneigennützig, verrät Fabian Schneider, Nachwuchstrainer beim SVU und Initiator. „Gerade im Amateurbereich ist es schwer, Torhüter zu finden.“Das beginne schon in der Jugend – auch, da die richtige Ausbildung fehle. Er selbst bietet Extratraining für die Torhüter an, denn „im normalen Training lässt sich das schwer einbauen“.
Dabei sei gerade für die Keeper die Ausbildung extrem wichtig, wie Kai Fritz sagt. „Torhüter müssen
nicht nur kicken können, sie brauchen auch eine gute AugeHand-Koordination.“Die Anforderungen seien vielfältiger als bei einem Feldspieler, und genau darauf zielen die verschiedenen Stationen ab.
An einer wird das Fangen des Balls im Sprung trainiert, und für ganz viel Spaß sorgt die Ballmaschine, die Kai Fritz mitgebracht hat und von seinem Vater Holger bedient wird. „Das ist echt cool“, freut sich der achtjährige Timo
nach seinen Einsätzen an dieser Station.
Im Vorfeld hatte Holger Fritz die Maschine vorgestellt – mit über 100 Kilometern pro Stunde können die Bälle abgeschossen werden. So schnell waren sie beim Nachwuchstraining nicht, anspruchsvoll war es dennoch. „Ich hatte schon etwas Muskelkater nach dem ersten Tag“, räumt Timo ein. Begeistert vom Camp ist auch der neunjährige Elias, der schon seit zwei Jahren im Tor steht: „Mir machen
alle Stationen Spaß.“Nach der gelungenen Premiere und 30 Kindern sollen die Torwarttage auch im kommenden Jahr wieder in Unterdießen stattfinden. „Der Termin steht schon“, sagt Kai Fritz mit einem Schmunzeln.
Und auf die typische Frage der Eltern, ob aus ihrem Kind denn ein Profi werden könne, hat der ExProfi die passende Standardantwort: „Das weiß man nie.“Aber „am Ball bleiben“lohne sich immer.