700 Muslime starten gemeinsam ins Zuckerfest
Zum Morgengebet in der Landsberger Moschee sind Hunderte Gläubige gekommen, um zusammen den Beginn des Zuckerfests zu feiern. Muslimische Kinder dürfen an dem Tag freinehmen.
Ömer Cülkoso war bereits um fünf Uhr am Morgen an der Moschee der türkisch-islamischen Gemeinde in Landsberg, um dort alles für das Morgengebet vorzubereiten. Dieser Mittwoch ist ein besonderer Tag für ihn und alle Muslime, denn der Fastenmonat Ramadan ist vorbei. Um gemeinsam das Ende des Fastens und den Beginn des Zuckerfestes zu feiern, kommen an der Moschee rund 700 Gläubige für ein Morgengebet zusammen. Im Anschluss wird noch zusammen Tee getrunken, es wurden Bilder gemacht und Süßigkeiten verteilt. Muslimische Kinder können an dem Tag den Schulunterricht aussetzen.
Mit der Menge an Menschen hatte Cülkuso nicht gerechnet. Gewöhnlich seien es an den besonderen Festtagen schon mehr, aber an
dem Morgen habe man auch Teppiche draußen auslegen müssen, um allen einen Platz beim Gebet zu geben. Im oberen Gebetsraum, wo der Vorbeter spricht, hätten sie dann das Fenster geöffnet, damit man ihn auch auf den Hof vor dem Gebäude hört.
„Die Messe hat 20 Minuten gedauert, wir wollten es nicht zu lange machen, damit diejenigen, die draußen sind, nicht im Kalten warten
müssen“, sagt Cülkuso. Im Zuckerfest wird unter anderem die Gemeinschaft gefeiert. Um auch denjenigen ohne Familie die Möglichkeit zu geben, an dem Tag nicht allein zu sein, ist die Messe und das Beisammensein im Anschluss nicht nur für die türkischislamischen Bürger aus der Region. Seit etwa zehn Jahren dürfen auch Asylsuchende etwa zu der Messe kommen. Allgemein seien die Veranstaltungen
der DITIB aber immer international besucht. „Die Menschen kommen zum Beispiel aus Syrien, Afghanistan und auch aus afrikanischen Ländern“, erklärt Cülkuso. Die Moschee am Wiesenring ist die einzige in der direkten Umgebung, die nächste wäre erst in Buchloe oder Schongau.
Während die Gläubigen den Tag gewöhnlich nutzen um Familie und Bekannte zu besuchen, sei das Morgengebet nur verpflichtend für die Männer – Frauen können, müssen aber nicht gehen. Auch einige Kinder laufen nach dem Gebet gelegentlich durch die Gruppen, die sich mit Tee und Baklava versorgen. In Bayern ist es gesetzlich gestattet, dass Kinder aus muslimischen Familien am Zuckerfest nicht in die Schule gehen müssen und einen Antrag auf Freistellung einreichen können. „Die Erziehungsberechtigten sollen bei Versäumnissen
zusammen mit der Schule dafür sorgen, dass die Schülerin oder der Schüler den versäumten Lehrstoff möglichst bald nachholt“, heißt es in einer Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung aus dem Jahr 2015.
Carmen Audilet, Schulrätin im Landkreis Landsberg, war selbst einmal Schulleiterin an einer Schule mit vielen muslimischen Kindern. „Man achtet eigentlich darauf und nimmt Rücksicht.“Das an dem Zuckerfest einige Kinder fehlen, würde im laufenden Schulbetrieb nicht stärker ins Gewicht fallen als Krankschreibungen oder Schüler, die etwa aufgrund von Praktika oder Fahrprüfungen abwesend seien.
Unabhängig davon, wieso Kinder und Jugendliche in der Schule fehlen, bestehe immer die Pflicht, dass die verpassten Inhalte nachgeholt werden.