Jetzt gibt es Bänke speziell zum Ratschen
Wer einsam ist oder nur einen Gesprächspartner sucht, kann sich dort hinsetzen. Wer nutzt eigentlich noch die Mitfahrbänke im Landkreis Landsberg?
Ein Ort zum Sitzen und Reden: Die „Ratschbank“soll ein Zeichen gegen Einsamkeit setzen und ein Ort der Begegnung sein. In mehreren Gemeinden im Landkreis Landsberg werden derzeit geeignete Sitzbänke ausgewählt, die durch eine Tafel mit der Aufschrift „Ratschbank“gekennzeichnet wird. Wer sich darauf setzt, lädt andere auf ein Gespräch ein und stellt sich auch selbst als Gesprächspartner zur Verfügung. Unsere Redaktion hat sich stellvertretend in Utting umgehört, wo seit ein paar Tagen im Summerpark eine solche Bank steht und stellt die Frage nach einer anderen Bank-Aktion: der Mitfahrbank.
Ein Ort der Begegnung soll sie sein, die Ratschbank im Summerpark steht. „Wer darauf Platz nimmt, signalisiert anderen Menschen, dass er gerne ins Gespräch kommen möchte“, sagt Pajam RaisParsi von der Koordinationsstelle Seniorenpolitisches Gesamtkonzept
im Landratsamt. Die Idee dahinter sei, die Menschen mehr für das Thema Einsamkeit zu sensibilisieren und die Möglichkeit für Gespräche zu schaffen.
Die Initiative, die der Uttinger Seniorenbeauftragte und Gemeinderat Helmut Schiller und Bürgermeister Florian Hoffmann bereits in die Tat umgesetzt haben, geht zurück auf eine bayernweite Aktion gegen Einsamkeit. Sie wurde von den Gesundheitsregionen Plus angestoßen, die im Landratsamt von Teamleiterin Julia Birkhold vertreten wird. „Oft braucht es einfach einen Anstoß, damit Menschen, die sich bislang nicht kennen, aufeinander zugehen und ins Gespräch kommen“, sagt Rais-Parsi. Einen solchen Anstoß sollen die Ratschbänke geben, die überall im Landkreis aufgestellt werden könnten.
Elf von 31 Landkreisgemeinden haben laut Rais-Parsi Tafeln für potenzielle Ratschbänke im Landratsamt bestellt. Von dort wurden bereits 45 Ratschbank-Schilder ausgeliefert. Zwei davon wurden jetzt in Utting montiert. Auch die Gemeinden Dießen, Eching, Fuchstal,
Kaufering, Kinsau, Obermeitingen, Penzing, Schondorf, Schwifting und Unterdießen haben ihre Schilder bereits erhalten.
Pajam Rais-Parsi kann sich gut vorstellen, dass die Ratschbänke auch genutzt werden könnten, um Bürgermeister- oder Seniorenbeirats-Sprechstunden dort abzuhalten und so die Bänke einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die Bänke sollen auf jeden Fall zu einem besonderen Ort der Begegnung werden, an denen sich die Menschen ganz ungezwungen treffen können. „Das kann helfen, soziale Barrieren zu überwinden und einen wichtigen Schritt raus aus der Einsamkeit zu gehen“, hofft RaisParsi. In Utting jedenfalls freuen sich Bürgermeister Florian Hoffmann und Gemeinderat Helmut Schiller über die neuen Ratschbänke, die in ihrer Gemeinde einen wichtigen Beitrag zu einem guten Miteinander leisten sollen und können. „Das ist eine tolle Aktion“, sagt Hoffmann. „Da haben wir nicht lange überlegt und die zwei Ratschbänke im Summerpark und beim alten Feuerwehrhaus errichtet.“
Hoffmann erinnert sich, dass es vor geraumer Zeit im Rahmen des Uttinger Bürgerbudgets schon einmal eine ähnliche Idee gegeben habe, die dann aber doch nicht realisiert wurde. Dass es jetzt in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt geklappt hat, sei auch erfreulich, weil „es die Gemeinde Utting kein Geld gekostet hat.“Die zur Ratschbank umfunktionierten Bänke stehen schon und die angebrachten Schilder wurden der Gemeinde kostenfrei zur Verfügung gestellt.
In einigen Gemeinden im Landkreis stehen seit rund fünf Jahren Mitfahrbänke. Über 40 sind es. Die Idee dahinter: Die gekennzeichneten Bänke werden von Menschen besetzt, die mitgenommen werden wollen. Am Standort der Bänke wird den vorbeifahrenden Autos mithilfe eines Schildes angezeigt, in welche Richtung, genauer gesagt, wohin eine Mitfahrgelegenheit gesucht wird. Vor allem in den Jahren 2019 und 2020 wurden solche Bänke aufgestellt. Dahinter steckte die Initiative mobi-LL, die bei der Mobilitätswende neben dem Ausbau des Radwegenetzes und der Gründung von Carsharing-Gruppen auch auf die Mitfahrbänke setzte. Doch während und nach der Corona-Pandemie kamen keine weiteren Bänke dazu. Initiatorin Sabine Pittroff nennt als Grund dafür die Tatsache, dass für die Menschen im Landkreis Landsberg in der Regel keine Notwendigkeit besteht, die Mitfahrbank zu nutzen. „Viele haben ein eigenes Auto.“Und so werde das Angebot nur sporadisch angenommen und die Mitfahrbänke, wenn überhaupt, als Sitzbänke genutzt. Sie selbst sieht die Mitfahrbank als Ergänzung an und hätte viel lieber die Idee einer App fürs Handy umgesetzt, die Fahrer und Mitfahrer im Landkreis zusammenbringen soll. Das Pilotprojekt stellte Pittroff im November 2020 im Mobilitätsausschuss des Kreistags vor. Doch seither habe sich nichts getan.
Über 40 Mitfahrbänke im Landkreis