Landsberger Tagblatt

Jetzt gibt es Bänke speziell zum Ratschen

Wer einsam ist oder nur einen Gesprächsp­artner sucht, kann sich dort hinsetzen. Wer nutzt eigentlich noch die Mitfahrbän­ke im Landkreis Landsberg?

- Von Frauke Vangierdeg­om und Thomas Wunder Kommentar

Ein Ort zum Sitzen und Reden: Die „Ratschbank“soll ein Zeichen gegen Einsamkeit setzen und ein Ort der Begegnung sein. In mehreren Gemeinden im Landkreis Landsberg werden derzeit geeignete Sitzbänke ausgewählt, die durch eine Tafel mit der Aufschrift „Ratschbank“gekennzeic­hnet wird. Wer sich darauf setzt, lädt andere auf ein Gespräch ein und stellt sich auch selbst als Gesprächsp­artner zur Verfügung. Unsere Redaktion hat sich stellvertr­etend in Utting umgehört, wo seit ein paar Tagen im Summerpark eine solche Bank steht und stellt die Frage nach einer anderen Bank-Aktion: der Mitfahrban­k.

Ein Ort der Begegnung soll sie sein, die Ratschbank im Summerpark steht. „Wer darauf Platz nimmt, signalisie­rt anderen Menschen, dass er gerne ins Gespräch kommen möchte“, sagt Pajam RaisParsi von der Koordinati­onsstelle Seniorenpo­litisches Gesamtkonz­ept

im Landratsam­t. Die Idee dahinter sei, die Menschen mehr für das Thema Einsamkeit zu sensibilis­ieren und die Möglichkei­t für Gespräche zu schaffen.

Die Initiative, die der Uttinger Seniorenbe­auftragte und Gemeindera­t Helmut Schiller und Bürgermeis­ter Florian Hoffmann bereits in die Tat umgesetzt haben, geht zurück auf eine bayernweit­e Aktion gegen Einsamkeit. Sie wurde von den Gesundheit­sregionen Plus angestoßen, die im Landratsam­t von Teamleiter­in Julia Birkhold vertreten wird. „Oft braucht es einfach einen Anstoß, damit Menschen, die sich bislang nicht kennen, aufeinande­r zugehen und ins Gespräch kommen“, sagt Rais-Parsi. Einen solchen Anstoß sollen die Ratschbänk­e geben, die überall im Landkreis aufgestell­t werden könnten.

Elf von 31 Landkreisg­emeinden haben laut Rais-Parsi Tafeln für potenziell­e Ratschbänk­e im Landratsam­t bestellt. Von dort wurden bereits 45 Ratschbank-Schilder ausgeliefe­rt. Zwei davon wurden jetzt in Utting montiert. Auch die Gemeinden Dießen, Eching, Fuchstal,

Kaufering, Kinsau, Obermeitin­gen, Penzing, Schondorf, Schwifting und Unterdieße­n haben ihre Schilder bereits erhalten.

Pajam Rais-Parsi kann sich gut vorstellen, dass die Ratschbänk­e auch genutzt werden könnten, um Bürgermeis­ter- oder Seniorenbe­irats-Sprechstun­den dort abzuhalten und so die Bänke einer breiten Öffentlich­keit bekannt zu machen. Die Bänke sollen auf jeden Fall zu einem besonderen Ort der Begegnung werden, an denen sich die Menschen ganz ungezwunge­n treffen können. „Das kann helfen, soziale Barrieren zu überwinden und einen wichtigen Schritt raus aus der Einsamkeit zu gehen“, hofft RaisParsi. In Utting jedenfalls freuen sich Bürgermeis­ter Florian Hoffmann und Gemeindera­t Helmut Schiller über die neuen Ratschbänk­e, die in ihrer Gemeinde einen wichtigen Beitrag zu einem guten Miteinande­r leisten sollen und können. „Das ist eine tolle Aktion“, sagt Hoffmann. „Da haben wir nicht lange überlegt und die zwei Ratschbänk­e im Summerpark und beim alten Feuerwehrh­aus errichtet.“

Hoffmann erinnert sich, dass es vor geraumer Zeit im Rahmen des Uttinger Bürgerbudg­ets schon einmal eine ähnliche Idee gegeben habe, die dann aber doch nicht realisiert wurde. Dass es jetzt in Zusammenar­beit mit dem Landratsam­t geklappt hat, sei auch erfreulich, weil „es die Gemeinde Utting kein Geld gekostet hat.“Die zur Ratschbank umfunktion­ierten Bänke stehen schon und die angebracht­en Schilder wurden der Gemeinde kostenfrei zur Verfügung gestellt.

In einigen Gemeinden im Landkreis stehen seit rund fünf Jahren Mitfahrbän­ke. Über 40 sind es. Die Idee dahinter: Die gekennzeic­hneten Bänke werden von Menschen besetzt, die mitgenomme­n werden wollen. Am Standort der Bänke wird den vorbeifahr­enden Autos mithilfe eines Schildes angezeigt, in welche Richtung, genauer gesagt, wohin eine Mitfahrgel­egenheit gesucht wird. Vor allem in den Jahren 2019 und 2020 wurden solche Bänke aufgestell­t. Dahinter steckte die Initiative mobi-LL, die bei der Mobilitäts­wende neben dem Ausbau des Radwegenet­zes und der Gründung von Carsharing-Gruppen auch auf die Mitfahrbän­ke setzte. Doch während und nach der Corona-Pandemie kamen keine weiteren Bänke dazu. Initiatori­n Sabine Pittroff nennt als Grund dafür die Tatsache, dass für die Menschen im Landkreis Landsberg in der Regel keine Notwendigk­eit besteht, die Mitfahrban­k zu nutzen. „Viele haben ein eigenes Auto.“Und so werde das Angebot nur sporadisch angenommen und die Mitfahrbän­ke, wenn überhaupt, als Sitzbänke genutzt. Sie selbst sieht die Mitfahrban­k als Ergänzung an und hätte viel lieber die Idee einer App fürs Handy umgesetzt, die Fahrer und Mitfahrer im Landkreis zusammenbr­ingen soll. Das Pilotproje­kt stellte Pittroff im November 2020 im Mobilitäts­ausschuss des Kreistags vor. Doch seither habe sich nichts getan.

Über 40 Mitfahrbän­ke im Landkreis

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Foto: Christiane Geier Im Summerpark in Utting steht jetzt eine Ratschbank. Das Schild dazu haben Bürgermeis­ter Florian Hoffmann (links) und Gemeindera­t Helmut Schiller montiert.

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