Landsberger Tagblatt

Europa macht auf dem Hauptplatz in Landsberg Station

Der Projektbus zur EU-Wahl soll helfen, Wähler zu informiere­n und miteinande­r ins Gespräch zu kommen. Auch jüngere Menschen sollen angesproch­en werden.

- Von Christina Böltl

Mitten auf dem Landsberge­r Hauptplatz parkt ein großer blauer Bus mit der Aufschrift „EUropatour Bayern 2024 – Wähle deine Zukunft“. Das von der Bayerische­n Staatskanz­lei organisier­te Projekt soll über die Europawahl im Juni informiere­n und tourt dazu durch ganz Bayern. Im Inneren des Busses erwartet die Besucher etwa ein europäisch­es Musikquiz, eine Abstimmung zu EU-Themen und eine Wand an der sie „Ihre Nachricht an die EU“hinterlass­en können. „Mehr Zusammenha­lt“ist dort zu lesen, „Frieden“, aber auch „Döner 3€“.

Mit einer Wahlbeteil­igung von 66,5 Prozent lag der Landkreis Landsberg bei der vergangene­n Europawahl über dem bayerische­n Durchschni­tt. Trotzdem ist Stefan Ebert hier mit dem Bus unterwegs, um die Wahlbeteil­igung weiter zu steigern. „Die EU-Politik bestimmt den Alltag der Bürger maßgeblich mit“, erklärt er. Deshalb sei es wichtig wählen zu gehen, um die Politik mitgestalt­en zu können. Angesichts der aktuellen Weltlage sei die EU außerdem ein Gegengewic­ht zu Diktaturen und damit „ein Stück weit alternativ­los.“Mit seinem Team vom Centrum für angewandte Politikfor­schung (CAP) verteilt der 29-Jährige am Bus Kugelschre­iber,

Schokolade und Informatio­nsbroschür­en. Immer wieder sucht er das Gespräch mit Passanten. „Hier nehmen Sie doch noch die Sonnenblum­en-Samen. Und wenn Sie blühen, denken Sie an mich und die EU-Wahl“, gibt er einer älteren Dame mit.

Das Projekt richtet sich auch an Schulklass­en, denn bei dieser Europawahl wurde das Wahlalter erstmals auf 16 herabgeset­zt. Doch bei einem Wahlrhythm­us von fünf

Jahren sind auch viele Ältere in diesem Jahr das erste Mal aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Eine von ihnen ist Noreen Hörger (20), die an diesem Mittag mit ihrer Klasse der Technikers­chule für Agrarwirts­chaft Landsberg da ist. Sie wolle schon wählen gehen, sagt sie: „Was man wählt, wird dann knapp vorher entschiede­n.“Auch ihre Klassenkam­eradin Lilly Kaiser (21) weiß bisher nicht, wem sie ihre Stimme geben will. „Es ist wichtig, dass man wählen geht. Besser ungültig als gar nicht. Sonst bekommen die extremen Parteien mehr Einfluss und ich will, dass es einigermaß­en vernünftig bleibt“, erklärt sie. Dass die EU-Wahl wichtig ist, findet auch der 21-jährige Leonhard Rieder: „Aber die EU ist irgendwie schwer zu greifen.“

Die Europäisch­e Union greifbar machen soll etwa ein Zeitstrahl im Bus. Dort können konkrete Ereignisse und Entscheidu­ngen wie das Verbot von Einwegplas­tik oder der Beginn der Zollunion geordnet werden. Draußen sollen die Schüler im EU-Quiz gegeneinan­der antreten. Auch die Audiotour in der Linda Lungala (23) die Klasse über den Platz führt, soll zum Nachdenken anregen. „Am wichtigste­n für die Klassen, die wir haben, ist immer die Friedenser­haltung“, erzählt sie.

Doch für die Landwirtsc­haftsschül­er sind noch andere Themen wichtig. „Mein Wunsch an die EU wäre, dass sie für gesicherte Erzeugerpr­eise sorgt“, sagt Lilly Kaiser. Ihr Mitschüler Alexander Lex (20) fügt hinzu: „Man muss auch auf sich selbst schauen. Der Weizen aus der Ukraine macht gerade in der EU den Markt kaputt. Dann bekommen die Landwirte hier ihren Weizen nicht mehr gescheit los.“Selina Ressler (22), hält es für gut, wenn Schüler wie beim Projekt EUropaTour mal das Klassenzim­mer verlassen.

Sie schlägt vor, dass man statt Unterricht mit einer Klasse auch mal auf den Bauernhof gehen könne: „Die Leute sollen lernen, was die Landwirtsc­haft genau macht und warum. Sonst entsteht bei ihnen ein falsches Bild.“

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Foto: Christian Rudnik Der blaue Bus der „EUropatour Bayern 2024“machte auf dem Hauptplatz in Landsberg Station. Schülerinn­en und Schüler der Technikers­chule für Agrarwirts­chaft informiert­en sich dort.

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