Von Gemüsebeeten und Outdoor-Wohnen
Die Gartensaison beginnt: Mehr Natur, mehr Selbstversorgung und weniger Balkonkästen. Wir verraten, was in dieser Saison in den Garten kommt und was langsam verschwindet.
Wer im April sät und pflanzt, kann im August ernten und sich über einen blühenden Garten freuen: Dementsprechend regt sich das Leben in den Gärten – und in den Gärtnereien und Baumärkten, das Frühjahr ist aber auch die Zeit der Gartenausstellungen: Sandra Naumann organisiert mit ihrem Mann die Gartentage Kaltenberg, die vom 9. bis 12. Mai auf großem Gelände die Trends der Gartensaison präsentieren. Eine Entwicklung ist ihr besonders aufgefallen: „Selbstversorgung und Hochbeete haben in den letzten Jahren zugenommen.“Dabei sei vielen Hobbygärtnern nicht klar, dass auch mit einem Hochbeet viel Aufwand verbunden sei. Auch die Gärtnerei Dumbsky sieht eine große Nachfrage in diesem Bereich, erzählt Siegfried Dumbsky. Klassisch würden Salat, Radieschen oder Tomaten gepflanzt. Aber auch an Exoten wie Wassermelone, Süßkartoffel oder Ingwer bestehe mittlerweile Interesse.
Elisabeth Haltmayr hat im vergangenen Jahr zum ersten Mal
Süßkartoffeln auf ihrem Garagendach angepflanzt. „Das lief toll. Dieses Jahr machen wir das im großen Beet“, kündigt sie an. Gemeinsam mit ihrem Mann Manfred hat sie sich auf rund 200 Quadratmetern ein Pflanzenparadies geschaffen. Im Gemüsegarten hinter dem Haus stehen vier Hochbeete. Hier wachsen unter anderem Beerensträucher und Bärlauch. Auch die heimischen Paprikasorten „Zipfelmütze“aus Klosterlechfeld und „Roter Augsburger“gedeihen bei den Haltmayrs prächtig.
„So kann man auch Sachen anpflanzen, die man nicht im Supermarkt findet“, erklärt Manfred Haltmayr, Vorsitzender der Gartenfreunde Kaufering. Isabel Aragon-Schenk, die als Vorsitzende der Solidargemeinschaft Landsberger Land die Sonnenäcker betreut, berichtet, dass neben Grundgemüse wie Karotten, Erbsen, Rote Bete oder Salat auch dort die ein oder andere Melone oder Süßkartoffel gepflanzt wird. Einige Menschen könnten mithilfe der Ackerflächen ganz auf Selbstversorgung setzen. Auch bei jungen Familien ohne eigenen Garten seien die Sonnenäcker
beliebt, berichtet Manfred Haltmayr.
In diesem Jahr seien auf dem Acker noch Plätze frei und sie freue sich, wenn Mietinteressierte sich auch jetzt noch bei ihr melden würden, sagt Aragon-Schenk. „Beim Anbau ist es wichtig, auf das richtige Saatgut zu achten“, erklärt sie. Denn viele konventionelle Samen seien bienenschädlich und brächten Pflanzen hervor, deren Samen nicht weiterverwendet werden könnten. Um Bienen zu fördern, verschenke sie jedes Jahr „Bienenweide“-Saatgut, so Aragon-Schenk: „Ich sage den Leuten immer sie sollen auch Blumen pflanzen, nicht nur Gemüse.“
Auch eine „wilde Ecke“, in der man den Garten einfach wuchern ließe, sei gut für Insekten, Amphibien und Vögel, erklärt Susann-Kathrin Huttenloher, die Fachberaterin für Gartenkultur und Landespflege im Landratsamt. Viele Gärtner würden heute eine Blühwiese statt eines Grünstreifens anlegen, meint Naumann. „Oft reicht schon eine Pflegeumstellung“, rät Huttenloher allen, die ihren Garten tierfreundlicher gestalten wollen. Seltener mähen und auch „Unkraut“ mal stehen zu lassen, sei ein guter erster Schritt.
Bei der Hecke könne man ebenfalls auf eine naturnahe Gestaltung achten, erklärt Manfred Haltmayr: „Thuja und Kirschlorbeer haben keinerlei Mehrwert für die Natur.“Deshalb bestehe seine Hecke etwa aus Holunder, Haselnuss, Eberesche und Quitte. Über Efeu und Felsenbirne würden sich die
Vögel in seinem Garten freuen, meint er. Eine tierfreundliche Gestaltung lohne sich und sie hätten auch Holzbienen und Taubenschwänzchen in ihrem Garten entdeckt, ergänzt seine Frau: „Inzwischen summt es hier wieder.“
Der moderne Garten muss zunehmend auch mit Trockenheit und Hitze klarkommen. „Zisternen und Regentonnen machen auf jeden Fall Sinn“, sagt Huttenloher. Wichtig sei aber auch die richtige Bewässerung: „Man kann gießen oder man kann Pflanzen nass machen.“ Wer die Pflanzen unten gieße und den Boden etwa mit Mulch bedecke, könne einiges an Wasser sparen, erklärt sie. Bei Nutzpflanzen reiche oft die Nachtfeuchte aus, die in den Boden eindringen könne, wenn dieser vernünftig gehackt werde, fügt Aragon-Schenk hinzu.
Trotzdem ständen einige trockenheitsempfindliche Arten auf der Verliererseite, meint Huttenloher. Naumann wird konkreter: „Bambus und auch verschiedene Gräser“seien wegen ihres hohen Wasserverbrauchs immer weniger gefragt. Auch die klassischen Balkonkästen würden zunehmend seltener, meint Dumbsky, denn die Gartenbesitzer legten ihren Fokus inzwischen mehr auf die Terrasse.
Den großen Trend zum Wohlfühlen zu Hause mit Outdoor-Küchen, überdachten Terrassen und einer bunten Pflanzenvielfalt sieht Naumann. Bei der Gestaltung dieses Outdoor-Wohnzimmers werde auch darauf geachtet, alte Materialien wiederzuverwerten. Im Sinne der Nachhaltigkeit kämen so zum Beispiel gebrauchte Fliesen zum Einsatz oder alte Trennwände, die man beranken lasse.
Eine tierfreundliche Gestaltung lohne sich, sagen sie.