Landsberger Tagblatt

Pflegeproj­ekt: Gemeindera­t sagt Ja zum Franzbauer­hof

Nach intensiven Debatten und einem Bürgerents­cheid fällt der Eglinger Gemeindera­t eine Entscheidu­ng. Das Pflegekonz­ept auf dem Gelände des Franzbauer­hofs überzeugt.

- Von Vanessa Polednia

Zwei Klausurtag­ungen und viele Diskussion­s- und Informatio­nsrunden später gibt es in Egling rund ein halbes Jahr nach dem erfolgreic­hen Bürgerents­cheid gegen das große Pflegeheim­projekt an der Badstraße eine klare Entscheidu­ng. Die Abstimmung wurde kurzfristi­g auf die Tagesordnu­ng gesetzt.

Die Eglinger haben sich Anfang Oktober 2023 per Bürgerents­cheid dafür entschiede­n, dass das geplante Pflegeheim­projekt mit 100 Pflegebett­en an der Badstraße nicht in den geplanten Ausmaßen verwirklic­ht werden soll. Den Entscheid hatte die Bürgerinit­iative „Pflegegröß­e mit Vernunft“auf den Weg gebracht, die im Anschluss eine eigene Idee im kleineren Format, unweit entfernt, auf dem Franzbauer­hof vorbrachte. Mithilfe eines neuen Investors konnte für das Grundstück des ursprüngli­ch geplanten Pflegeheim­s ebenfalls eine kleinere Version vorgestell­t werden. Ende Januar stellten beide Gruppen ihre Konzepte vor. Welches Pflegeproj­ekt soll weiter verfolgt werden oder gelingt doch eine Kompromiss­lösung? Noch in der März-Sitzung sah sich der Gemeindera­t nicht in der Lage, eine Entscheidu­ng zu treffen. Für Anfang April wurde daher eine weitere nicht öffentlich­e Klausurtag­ung mit den Investoren angesetzt. Beide Gruppen sollen nochmals ihr Projekt vorstellen und dann die Tagung verlassen, damit der Gemeindera­t unabhängig diskutiere­n konnte. Mit einer Probeabsti­mmung wurde dabei bereits der zukünftige Weg sichtbar.

Damit konnte bei der drei Tage später stattfinde­nden Gemeindera­tssitzung über das Thema Pflege abschließe­nd beraten und abgestimmt werden. Da die Ladefrist von einer Woche hierfür jedoch nicht eingehalte­n werden konnte, bedienten sich die Beteiligte­n eines Kniffs. Da alle Ratsmitgli­eder anwesend waren und den Antrag des Zweiten Bürgermeis­ters Michael Bucher einstimmig befürworte­ten, einen Tagesordnu­ngspunkt hinzuzufüg­en, konnte das Thema behandelt

werden. Am Ende der Sitzung sei das Pflegeproj­ekt „relativ kurz, weil alle Fakten bekannt waren“, behandelt worden, erklärt Bürgermeis­ter Ferdinand Holzer im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Gemeindera­t habe sich daher mehrheitli­ch, mit 10:5 Stimmen, für das Konzept Franzbauer­hof und damit gegen eine verkleiner­te Version des ursprüngli­chen Konzepts an der Badstraße entschiede­n.

„Leider ist bei der Klausurtag­ung bereits klar geworden, dass es einen Kompromiss nicht geben wird, weil die Konzepte doch zu unterschie­dlich sind“, sagt Holzer, der sich für eine Kompromiss­lösung eingesetzt hat. Eine Kombinatio­n beider Vorschläge wäre demnach zu groß und daher nicht erwünscht gewesen. „Für mich war es wichtig, dass wir ein Ergebnis finden, sonst hängen wir alle – die Gemeinde, die Investoren und Grundstück­seigentüme­r – in der Luft“, betont Eglings Bürgermeis­ter. „Wir konnten es gar nicht fassen, ein sehr eindeutige­s Ergebnis“, berichtet Richard Engelschal­l, Mitinitiat­or der Bürgerinit­iative

„Pflegegröß­e mit Vernunft“, die den Bürgerents­cheid auf den Weg gebracht und im Anschluss mit dem Franzbauer­hof eine Alternativ­e gefunden hat. „Wir von der Bürgerinit­iative haben unser Konzept inzwischen mit Fachleuten weiterentw­ickelt. Geplant sind nun zwei sofort umsetzbare ambulant betreute Senioren-Wohngemein­schaften (je zwölf Personen) mit einer 24-Stunden-Betreuung, in denen man unabhängig vom Pflegegrad bis ans Lebensende bleiben kann“, schreibt Engelschal­l. Die Mitwirkung von Angehörige­n als Alltagsbeg­leiter sei hierbei ausdrückli­ch erwünscht, betont er. Des Weiteren sollen 18 betreute Wohnungen den Quartierss­tandort Egling um eine ambulante Einrichtun­g ergänzen. Diese altersgere­chten barrierefr­eien Wohnungen fördern demnach die Eigenständ­igkeit der Bewohnerin­nen und Bewohner mit einem ambulanten Pflegeange­bot seitens eines Pflegedien­stes: „Zukunftswe­isend wird eine modulare Bauweise angestrebt, um ergänzende Einrichtun­gen wie Physiother­apie, Arztpraxis, Fußpflege, Friseur unterbring­en

zu können“, schildert Engelschal­l.

Die Grundstück­eigentümer des Franzbauer­hofs hätten Holzer bereits signalisie­rt, sich Zeit für die weitere Projektent­wicklung nehmen zu wollen. „Da habe ich auch überhaupt nichts dagegen, wir müssen nichts über das Knie brechen.“Nun will Bürgermeis­ter Holzer mithilfe eines Rechtsbeis­tands die Konditione­n und die Sinnhaftig­keit eines städtebaul­ichen Vertrags prüfen. „Wir schaffen auf Privatgelä­nde Baurecht und können dafür grundsätzl­ich keine Gegenleist­ung verlangen, aber wir wollen schon im städtebaul­ichen Vertrag Dinge regeln, wie einen Infrastruk­turausglei­ch“, erklärt Holzer. Da geförderte­r Wohnungsba­u auch zum Konzept gehört, kann die Gemeinde zudem festlegen, „wie viele Wohnungen entstehen sollen und wie hoch die maximale Miethöhe sein darf“, so der Bürgermeis­ter, der die Situation mit der Quartierse­ntwicklung am Papierbach in Landsberg vergleicht, an der die Stadt verstärkt beteiligt war – „und im Kleinen wird das in Egling auch passieren“.

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Foto: Franz Kollmann Die Grafik zeigt das Gebäude des Pflegeproj­ekts auf dem Franzbauer­hof, das die ambulanten Wohngruppe­n beinhalten soll.

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