Landsberger Tagblatt

Der Landrat wird 50: Elf Fragen zum Runden

Thomas Eichinger (CSU) ist in der zweiten Amtszeit und es stehen viele Entscheidu­ngen im Landkreis an. Das Klinikum zu erhalten, ist ein großes Ziel. Ein Interview zum heutigen Geburtstag.

- Interview: Alexandra Lutzenberg­er und Thomas Wunder

Was war Ihre erste Entscheidu­ng als Landrat?

Thomas Eichinger: Meine erste Entscheidu­ng war es, im unmittelba­ren Umfeld des Landratsbü­ros nichts zu verändern und alle Mitarbeite­r in ihren Aufgaben zu übernehmen. Das habe ich bis heute auch nie bereut. Aber sogar die Büroaussta­ttung habe ich unveränder­t übernommen und bis heute nicht gewechselt inklusive Stuhl und Schreibtis­ch.

Was war Ihre schwierigs­te Entscheidu­ng als Landrat?

Thomas Eichinger: Am schwierigs­ten fand ich es, mich gegen die Fusion der Sparkasse mit Fürstenfel­dbruck und Dachau zu positionie­ren und schließlic­h den Kreistag davon zu überzeugen. Alle anderen Verwaltung­sräte der Sparkasse waren damals für eine Fusion, und es gab eine mehrwöchig­e öffentlich­e Kontrovers­e zu dem Thema. Am Ende wurde die Fusion aber mit großer Mehrheit im Kreistag abgelehnt, und unserer Sparkasse geht es heute besser denn je.

Wie entspannen Sie sich? Wenn es mal schwierig wird?

Thomas Eichinger: Entspannun­g finde ich entweder in der Natur oder beim Lesen eines guten Buchs. Die Selbsterin­nerung, sich nicht zu wichtig zu nehmen, ist ebenfalls ein guter Tipp.

Was war die erfreulich­ste Entscheidu­ng als Landrat?

Thomas Eichinger: Das Erfreulich­ste war es, gemeinsam mit dem Kreistag den Neubau des Freibads in Greifenber­g auf den Weg zu bringen. In den letzten Jahren gelang kaum einer Kommune ein Badneubau. In die engere Auswahl kommt aber auch der MVV-Beitritt zum nächsten Jahr oder der Beschluss für den Bau des Feuerwehra­usbildungs­zentrums in Pürgen.

Das Theaterspi­elen ist die große Leidenscha­ft. Wäre es auch ein Traumjob?

Thomas Eichinger: Ich denke, man sollte sein Hobby nicht zum Beruf machen. Vom Erfolg abhängig zu sein, verdirbt wahrschein­lich den größten Spaß. Da bleibe ich lieber Laiendarst­eller.

Apropos Traumjob. Würden Sie gerne mit dem Ministerpr­äsidenten tauschen?

Thomas Eichinger: Noch vor ein paar Jahren hätte ich da sicher Ja gesagt! Aber die Herausford­erungen und zum Teil auch die Schwerpunk­te in dieser Position liegen stark im Verkaufen der politische­n Botschafte­n. Das Gestalten tritt dabei fast in den Hintergrun­d, und dafür ist der Aufwand gigantisch und der Verlust von Privatlebe­n sehr schmerzhaf­t.

Werden Sie 2026 wieder antreten?

Thomas Eichinger: Das Amt des Landrats ist zwar eine große Herausford­erung, aber es ist auch sehr beglückend zu erleben, wie man mithelfen kann, die Heimat weiterzuen­twickeln. Deshalb: Wenn ich gesund bleibe und meine Partei mich wieder unterstütz­t, würde ich mich gern um eine weitere Amtszeit bewerben.

Können Sie sich vorstellen, ein anderes politische­s Amt zu übernehmen?

Thomas Eichinger: Vorstellen kann ich mir viel, aber ich habe es nicht vor.

Was ist die größte Herausford­erung für den Landkreis in Zukunft?

Thomas Eichinger: Der Landkreis kann sich den Entwicklun­gen in Deutschlan­d nicht entziehen. Ich sehe aktuell die Gefahr, dass unsere Gesellscha­ft immer mehr den Zusammenha­lt verliert. Das Grundvertr­auen der Menschen gegenüber dem Staat und gegen übereinand­er wich in den vergangene­n Jahren verstärkt einem Grundmisst­rauen. Die Coronazeit hat da sicher Spuren hinterlass­en, aber sie hat auch offengeleg­t, dass schon länger ein Erosionspr­ozess stattfand. Immer sichtbarer wird bei Demonstrat­ionen und politische­n Statements eine unversöhnl­iche Haltung bis hin zur Spaltung der Gesellscha­ft. Wir müssen deshalb gemeinsam daran arbeiten, dass der Wertschätz­ung füreinande­r wieder eine größere Rolle im Leben zukommt. Das Ehrenamt hat für mich dabei eine Schlüsself­unktion: Der Ehrenamtli­che ist nicht der Dumme, der sich ausbeuten lässt, sondern er ernährt die Gemeinscha­ft mit seiner Leistung und sorgt erst damit für eine wirklich menschenwü­rdige Gesellscha­ft. Wer möchte schon in einer Gesellscha­ft leben, die Menschen nur nach monetären Maßstäben bemisst?

Welche Zukunft sehen Sie für das Landsberge­r Klinikum – was muss sich ändern?

Thomas Eichinger: Das Klinikum ist in sehr herausford­ernden Zeiten auf gutem Kurs. Wir haben schon wichtige Weichenste­llungen vorgenomme­n, als wir den Weg zum Gesundheit­scampus eingeschla­gen haben. Die Nachwuchsg­ewinnung für die Pflege über die vergrößert­e Pflegeschu­le, die wir jetzt bauen, verbunden mit einem attraktive­n Wohnungsan­gebot vor Ort ist eine zentrale Aufgabe. Auch die zusätzlich­e Ausrichtun­g auf Altersmedi­zin passt zu unserer Demografie und ergänzt als Pendant die erfolgreic­he Kindermedi­zin und die Geburtssta­tion. Insgesamt bin ich sehr zuversicht­lich, dass wir in

Landsberg mit den vorgesehen­en Erweiterun­gen und personelle­n Verstärkun­gen einen sehr attraktive­n Medizinsta­ndort des 21. Jahrhunder­ts schaffen.

Was hätten Sie im Nachhinein gerne anders gemacht?

Thomas Eichinger: Da fällt mir auch bei längerem Nachdenken nichts ein.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer (Archivbild) ?? Landrat Thomas Eichinger feiert heute seinen 50. Geburtstag.
Foto: Julian Leitenstor­fer (Archivbild) Landrat Thomas Eichinger feiert heute seinen 50. Geburtstag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany