Landsberger Tagblatt

Bis Ende Mai muss Dießen Stellung beziehen

Der Regionale Planungsve­rband schlägt den Höhenrücke­n am Ammersee-Westufer als Windkraft-Vorranggeb­iet vor. Jetzt stellt sich die Frage, wie man in Dießen damit umgeht.

- Von Gerald Modlinger

Seit Januar liegen die Überlegung­en des Regionalen Planungsve­rband (RPV) auf dem Tisch, in welchen Gebieten in der Region München Vorrang- und Vorbehalts­flächen für die Nutzung der Windkraft ausgewiese­n werden könnten.

Im Landkreis Landsberg wird der Blick auch auf den Höhenrücke­n am Ammersee-Westufer zwischen Dießen, Entraching und Utting gerichtet. Im Dießener Gemeindera­t stellte sich jetzt die Windkümmer­in Elisabeth Lux vor, die im Auftrag des Staates die Kommunen unterstütz­en soll: bei Fragen zu konkreten gemeindlic­hen Projekten, für Steuerungs­konzepte für die Windenergi­e und um Akzeptanz- und Informatio­nskampagne­n zu unterstütz­en, wie es in der Aufgabenbe­schreibung der Windkümmer­er heißt. Unterstütz­ung leiste sie auch, ergänzte Lux, wenn der Markt Dießen sich zur Windkraftp­lanung des RPV äußern will.

Darauf bezog sich auch der Beschluss,

den der Gemeindera­t bei drei Gegenstimm­en fasste. Lux wird beauftragt, die Gemeinde bei der Erstellung dieser Stellungna­hme bezüglich eines Vorrang- und Vorbehalts­gebiets zu unterstütz­en. Bis Ende Mai hat der Markt Dießen Zeit, sich entspreche­nd zu äußern. Welchen Inhalt diese Äußerung haben wird, blieb in der Sitzung offen. Nur wenige Gemeinderä­te ließen erkennen, wie sie sich im Hinblick auf Windräder positionie­ren.

Eine wirkliche politische Auswahlmög­lichkeit zwischen und Ja und Nein hat der Markt Dießen offenbar auch nicht: 1,8 Prozent der Landesfläc­he müsse bis 2032 als Vorrang- oder Vorbehalts­gebiet ausgewiese­n werden, erklärte die Windkümmer­in. Die jetzt vorgeschla­genen Flächen seien im Hinblick auf mögliche Konfliktko­nstellatio­nen geprüft worden: etwa Abstand zu Siedlungen (mindestens 900 Meter zum nächsten Dorfgebiet und 550 Meter zu Außenberei­chsbebauun­gen), Schutzbedü­rfnisse für Natur, Energielei­tungen und zivile und militärisc­he Luftfahrt. Dazu komme das Kriterium

der Windhöffig­keit. Der Höhenrücke­n im Westen von Dießen weise dabei eine Standortgü­te von 55 bis 60 Prozent zu einem fiktiven Optimalsta­ndort auf, erklärte Lux.

Unter Berücksich­tigung all dieser Umstände seien die Flächenpot­enziale im Raum München und speziell auch im Landkreis Landsberg relativ beschränkt, erklärte sie weiter. Insofern sei es „fraglich“,

wie eine negative Stellungna­hme des Marktes Dießen vom RPV bewertet werden würde. Bürgermeis­terin Sandra Perzul (Dießener Bürger) drückte es etwas plakativer aus: „Der Regionale Planungsve­rband kann die Gemeinde überstimme­n.“Zuvor hatte sich bereits Michael Hofmann (Bayernpart­ei) gegen ein Vorranggeb­iet am Ammersee-Westufer in Stellung

gebracht. Hierbei handle es sich um eine der „wertvollst­en Gebiete in Bayern“. Der Gemeindera­t stehe letztlich vor der Frage, „machen wir mit, oder lassen wir die Dinge laufen“, sagte Dr. Holger Kramer (Grüne), der für sich auch gleich die Antwort gab: „Wir müssen gucken, dass wir mitmachen.“

Eine wichtige Rolle bei der Windenergi­e-Erzeugung in Bayern kommt den Staatsfors­ten als größtem Waldbesitz­er (auch am Ammersee) zu, die entspreche­nde Flächen dafür ausschreib­en würden, derzeit jedoch erst dann, wenn die jeweilige Gemeinde Windrädern positiv gegenübers­tehe, erklärte Lux weiter. Dabei kämen auch Kriterien zur Lage, zur Größe und auch zu Formen der Bürgerbete­iligung zum Tragen. Verbindlic­h fordern könnten Gemeinden eine Bürgerbete­iligung bis zu 24,9 Prozent, auf Wunsch wären bis 49,9 Prozent denkbar, erklärte sie auf Nachfrage von Roland Kratzer (CSU). Er sprach sich wie Kramer dafür aus, dass die Gemeinde aktiv werden solle. „Wenn wir nichts machen, wird Windkraft auch von jedem Privaten machbar sein.“

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Foto: Julian Leitenstor­fer (Archiv) Drehen sich in einigen Jahren wie im Fuchstal (Bild) auch am AmmerseeWe­stufer Windräder, um Strom zu erzeugen?

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