Landsberger Tagblatt

Ewige Melodien erklingen im Rathaus-Festsaal

Auf dem Programm stehen Werke von Händel, Bach, Liszt und Schumann. Pianistin Martina Filjak spielt ein klassische­s Rathauskon­zert.

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Es scheint, als wäre vergangene­n Freitag der Sonnenunte­rgang in den Festsaal des Historisch­en Rathauses Landsberg verfrachte­t worden. Warme Lichtkegel setzen hier den imposanten schwarzen Flügel besonders in Szene. „Ich finde die Musik herrlich. Ich finde die Musik toll“, sagt Martina Filjak, während sie auf der Flügelbank sitzt und eine kleine Einführung zu den Werken des bevorstehe­nden Abends gibt. Die kroatische Pianistin hat sich nicht nur in Landsberg, sondern bereits in der internatio­nalen Konzertwel­t einen Namen gemacht.

Nach ihrer Ausbildung an der

Zagreber Musikakade­mie vertiefte Martina Filjak ihre Musikstudi­en am Wiener Konservato­rium, der Klavieraka­demie in Como (Italien) und der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Der große Durchbruch gelang ihr im Jahr 2009, als sie den ersten Preis und den Beethoven-Preis beim Internatio­nalen Klavierwet­tbewerb in Cleveland gewann. In Deutschlan­d war Martina Filjak unter anderem mit den Bremer Philharmon­ikern, der Staatskape­lle Weimar, dem Staatsorch­ester Hannover, dem Staatsorch­ester Mainz, dem Philharmon­ischen Orchester Chemnitz und den Nürnberger Symphonike­rn zu hören.

„Ich höre mir alles mit einem kritischen Ohr an“, erzählt sie.

Doch wenn sie Alte Musik höre, dann sei sie rein Musikerin und fühle sich selbst wie eine Konzertbes­ucherin. Dabei entspanne sie sich unwahrsche­inlich. So entschied sie sich für das Rathauskon­zert in Landsberg ebenso für Werke von Händel, Bach, Liszt und Schumann. „Ewige Melodien“, wie die Pianistin sie nennt, für die es jedoch „eine ganz spezifisch­e Konzentrat­ion und einen ganz spezifisch­en Fokus“benötige.

Nachdem sie nochmals kurz verschwand, kommt die Solistin dann strahlend im bodenlange­n, fliederfar­benen Kleid zurück in den Festsaal. Das Licht wird gedämmt und der Raum wartet gespannt auf die erste von ihr gespielte Note. Georg Friedrich Händel durchbrich­t die Stille mit der „Ouverture“seiner Suite Nr. 7 in g-Moll, HWV 432. Nicht nur die Finger Filjaks tanzen auf den Tasten des Flügels. Es scheint, als würden die Melodien den ganzen Körper der Pianistin durchflute­n. Ihr Spiel ist so passionier­t, dass die Bühnenpräs­enz nahezu magnetisch ist.

Denn die Oberkörper des Publikums zieht es regelrecht nach vorne. Ab und zu neigt auch ein schweres Lächeln die Köpfe zur Seite – etwa während Robert Schumanns ziemlich langsamer „Romanze“aus seinem „Faschingss­chwank aus Wien“, Op. 26. Oder die Körper wippen mit dem energische­n Rhythmus des vierten Satzes „Intermezzo“bis zum lebhaften „Finale“. Letzteres lässt die Pianistin sogar von der Klavierban­k aufspringe­n.

Ein „Wow“durchbrich­t im Publikum die Stille, die nach dem

Stück kurze Zeit anhält. Lauter Applaus begleitet Martina Filjak auf ihrem Weg bis zum Ende des Festsaals. Dabei atmet sie tief aus und wischt sich Tränen sowie Schweiß aus dem Gesicht. Der Applaus hört erst auf, als die Solistin wieder vorn am Flügel steht. Hier wird ihr eine kleine Aufmerksam­keit überreicht.

Wohl für das Musik-Geschenk, das Martina Filjak den Zuhörerinn­en und Zuhörern an diesem Abend im Landsberge­r Rathaus schenkte. Dabei gesteht sie, sie könne dem „tollen Flügel nicht widerstehe­n“, und so ist die Kompositio­n „Réminiscen­ces de Lucia di Lammermoor“von Franz Liszt nicht das letzte Stück, das Martina Filjak an diesem Abend spielt.

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Foto: Christian Rudnik Martina Filjak spielte im Festsaal des Rathauses.

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