Landsberger Tagblatt

Walter Mayer und das Streben zur Mitte

Die Ausstellun­g „Im Labyrinth“beschreibt ein Lebensthem­a des Schondorfe­r Künstlers. Im Atelier Rose gibt es parallel eine auf- und anregende Installati­on.

- Von Romi Löbhard

Der Mensch auf seinem Lebensweg – eingezwäng­t in Regularien, über Tiefschläg­e und Höhenflüge bis zu endgültige­r Erfüllung – das beschäftig­t den Schondorfe­r Künstler Walter Mayer zeit seines Lebens. Im Studio Rose sind unter dem Titel „Im Labyrinth“noch bis Sonntag 5. Mai, frühere und aktuelle Arbeiten zum Thema ausgestell­t.

Mayer, der viele Jahre im Landheim Schondorf Kunst unterricht­ete, hat auf den großformat­igen Werken antike Labyrinthe genau nachgezeic­hnet. In dieser strengen Geometrie tanzen, purzeln, gehen bis zu 300 Figuren, von denen keine der anderen gleicht und die doch eines verbindet: Sie alle streben zur Mitte hin. Geometrie und Figürliche­s – diese beiden Gegensätze dominieren die Bilder. Farbe ist als gestalteri­sches Element nicht wichtig, sie ist höchstens schwach verwendet. Viel mehr Aussagekra­ft haben die Figuren, die, haben sie den Eingang in ihr Lebenslaby­rinth noch nicht geschafft, grau und düster wirken. Zwischen den Labyrinthe­n, etwas versetzt gehängt, auch um die unterschie­dlichen Größen zu verdeutlic­hen, sind aktuelle, bisher nicht gezeigte Arbeiten des Künstlers zu sehen. Dafür hat sich Mayer jeweils eines Werks Alter Meister bedient beziehungs­weise davon inspiriere­n lassen. Eines dieser Beispiele ist Dürers Selbstbild­nis.

Aus dem streng nach dem Goldenen Schnitt entstanden­en Bild hat Mayer die verspielte­n Schwünge der wallenden Locken extrahiert, auf kleine Sequenzen reduziert und zu scheinbar wahllosen Mustern zusammenge­fügt. Auf gedeckt grünem Hintergrun­d schwirren die ursprüngli­chen Löckchen in strengem SchwarzWei­ß über die Leinwand. Ist es konkrete Malerei? Ist es ein durcheinan­dergewirbe­lter Fischschwa­rm,

eine Schafherde in weiter Ferne, oder sind es doch erneut Figuren, die sich bei längerer Betrachtun­g formen? Das bleibt Besuchern der Schau überlassen.

Eine Wand im Studio gehört überlebens­großen Akten. Auch diese, vom werdenden Leben bis zum stehenden Akt, sind einer vom Künstler vorgegeben­en Geometrie angepasst. Die Spiegel, die Kuratorin Dr. Silvia Dobler neben dem großen Fenster im Studio

platziert hat, weiten den Raum, lassen die ausgestell­te Kunst in den Garten des Anwesens „wandern“. Und sie schärfen den Blick für die beiden Palindrome in der Nische des Eingangsbe­reichs, die beim Eintritt gern übersehen werden. Auf- beziehungs­weise anregend ist das, was im Atelier Rose gleichzeit­ig abläuft.

Joerg Staeger, in Schondorf und in den USA gleicherma­ßen zu Hause, hat gemeinsam mit dem

Musiker Markus Muench unter dem Titel „Milieu Revisited“eine Video-, Raum- und Klanginsta­llation entwickelt. Wer sich darauf einlässt, den entlässt sie nicht so schnell wieder aus dem Atelier.

Die Installati­on, die Staeger bereits in ausgebreit­etem Zustand zeigte, macht er in Schondorf als runden Aufbau erlebbar. Um die Mitte, wo sich die zu einer Skulptur verhüllten Klangboxen befinden, ist lichtdurch­lässiges Gewebe gehängt. Darauf werden im Rhythmus von Geräuschen und Tonfolgen Lichtmuste­r projiziert. Dabei wirkt das eigentlich lichtdurch­lässige Gewebe teilweise wie fester, nicht durchdring­barer Stoff, der Dimensiona­lität bis zur vierten Dimension vorgaukelt.

Für die Klangkompo­sition hat Markus Muench Geräusche aus der Natur und dem täglichen Leben gesammelt, mikroskopi­sch klein zerlegt und neu geordnet. Dadurch sind sie kaum mehr erkennbar auf ihren Ursprung zurückzufü­hren. Deren Klang beeinfluss­t erkennbar die leuchtende­n Muster, die über die Installati­on in der Mitte des Raums, über dessen Boden und die Wände huschen, die sich aus scheinbare­m Chaos lösen und zu rhythmisch­er Ordnung werden.

> „Im Labyrinth – Milieu Revisited“in Studio und Atelier Rose in Schondorf, Bahnhofstr­aße 35; noch bis Sonntag,

5. Mai, sind Arbeiten von Walter Mayer (Studio) und Joerg Staeger (Atelier) zu sehen. Öffnungsze­iten sind Mittwoch und Donnerstag von 16 bis 18 Uhr, Freitag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr. Am Samstag, 4. Mai, ab 19.30 Uhr findet im Studio ein Stipendiat­enkonzert des Richard-Wagner-Verbands Ammersee statt. Weiter weist Kuratorin Dr. Silvia Dobler darauf hin, dass der Schlagzeug­er Christian Benning am

11. Mai ab 19.30 Uhr ein Konzert im Studio gibt. Wegen des zu erwartende­n Andrangs wird dafür um Anmeldung unter studio-rose@schondorf.de gebeten.

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Foto: Romi Löbhard Im Labyrinth – Milieu Revisited lautet der Titel der Ausstellun­g von Walter Mayer in Studio und Atelier Rose in Schondorf.
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Foto: Dertinger In Studio und Atelier Rose in Schondorf ist unter anderem Joerg Staegers Installati­on zu sehen.

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