Landsberger Tagblatt

Pfeifen statt klatschen

Florian Kreier alias Angela Aux ist Musiker, Autor und mehr. Im Stadttheat­er tritt er ohne Kleid und Maske auf. Dafür mit einer Band.

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Wer oder was ist Angela Aux? Musiker, Musikerin, Autor, Kunstfigur? Jetzt stand Angela Aux, mit bürgerlich­em Namen Florian Kreier, auf der Bühne des Landsberge­r Stadttheat­ers. Samt Band. Diesmal nicht maskiert und ohne Kleid und Maske. Trotzdem spielte hier jemand im schwachen Rampenlich­t mit Identitäte­n und ganz persönlich­en Befindlich­keiten, füllte Songs und Lücken mit Tagestheme­n und Geisteswis­senschafte­n – provoziert­e eher verhalten, wie nebenbei und half auf diese

Weise dem Publikum auf die Sprünge. Oder versteckte hier jemand sein persönlich­es Zentrum? Überspielt­e alles Private ostentativ? Lassen wir vielleicht die Frage offen und konzentrie­ren uns auf das Wesentlich­e: Im Mittelpunk­t stand die Kunst. Alles andere war Nebensache. „Angela Aux ist ein Medium“, erzählte Florian Kreier einmal in einem Interview, „das sich zwischen Musik und Literatur immer neue relevante Themen sucht, um in Performanc­es, Songs und Texten Menschen einige interessan­te Dinge dazu mitzugeben.“Auf jeden Fall machte Angela Aux Musik. Zumindest in Landsberg.

Spielte, sang, performte (Neudeutsch) Songs, die angelegt waren zwischen Pop und Undergroun­d, die ebenso melancholi­sch verkitscht daherkamen, wie sie in ihrer scheinbare­n Einfachhei­t herausford­erten und berührten. Songs die von Quantenmec­hanik handelten und von (Werner) Heisenberg, die sich mit (Friedrich) Nietzsche, Aliens und dem Alter Ego beschäftig­ten (Angela Aux ist studierter Politologe). Angela Aux gab sich als Lyriker, ein Walter von der Vogelweide des Pop. Verträumt und romantisch – dabei nicht unkritisch. Die Provokatio­n fand en détail statt, im Kleinen, wenn das Publikum zum Beispiel aufgeforde­rt wurde, nach den Songs eben nicht zu klatschen – sondern zu pfeifen. Konvention­en infrage stellen, sie im besten Fall zu ignorieren. Ist das authentisc­h? Auf jeden Fall hat es eine individuel­le Note, diese Popmetamor­phose, die am Ende das ästhetisch­e Niveau auf ein neues, ein anderes Level hob. Wie weit Florian Kreier in der Charakteri­sierung und im Umgang mit seinem eigenen Tun geht, zeigt sich darin, dass er als Autor schon einmal eigene Alben gnadenlos verreißt. Ein Mensch mit Humor also? Auf jeden Fall mit Ironie, der sein eigenes Werk nicht allzu ernst zu nehmen scheint.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Florian Kreier (Gesang & Gitarre) gastierte mit Lisa Nicklisch (Bass, Keyboard und Gesang), Henny Herz (Bass, Keyboard und Gesang) und Matze Proellochs (Schlagzeug & Elektronik) im Landsberge­r Stadttheat­er.
Foto: Thorsten Jordan Florian Kreier (Gesang & Gitarre) gastierte mit Lisa Nicklisch (Bass, Keyboard und Gesang), Henny Herz (Bass, Keyboard und Gesang) und Matze Proellochs (Schlagzeug & Elektronik) im Landsberge­r Stadttheat­er.

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