Modern und provokant
Viva Randerscheinungen feiert in Landsberg mit „Rome(o/a) und Julia(n)“Premiere. Am Ende gibt es lautstarke Jubelrufe.
Der soziokulturelle Verein Viva Randerscheinungen fiel schon öfter durch provokante Theaterstücke auf. Und auch das neueste Stück „Rome(o/a) und Julia(n)“, das seine Premiere in der Landsberger Mittelschule feierte, reiht sich in diese Tradition ein. Leicht bekleidete Körper, erotische Szenen, misogyne Männerrollen und eine Vielfalt an Schimpfwörtern waren in den rund zweieinhalb Stunden auf der Bühne zu erleben.
Wer freizügige Kostüme, deftige Sprache und sozialkritische Inhalte verkraften kann, der wird einen Abend voller romantischer Geschichten, witziger Dialoge, mitreißender Gesangseinlagen und liebevoll gestalteter Tanzchoreografien genießen können. Vorgeführt wurden drei Varianten des klassischen
Shakespeare-Dramas „Romeo und Julia“.
Die erste Version spielte in Veronavelvet, einem Varietéclub, in welchem die verlobte und wohlhabende Julia auf die Tänzerin Romea trifft. Eine geheime Liebesaffäre entwickelt sich. Im Veronaversum, einer Zukunftswelt, in der Cyborgs und Menschen keinen Kontakt zueinander haben dürfen, verlieben sich die Cyborg Rome und der Mensch Jules ineinander. Mithilfe von Belvin, Jules Partner, setzt sich das Trio für Selbstbestimmung und ein gemeinsames Miteinander ein. Der letzte Teil spielt im Friseursalon Veronavarium in den 1990er-Jahren. Julian und Romeo sind verliebt. Doch Romeos Eltern wollen, dass dieser Paris Hilton heiratet. Durch die Geschichten navigiert die „Original-Julia“, hervorragend gespielt von Dr. Regina Kläger. Auch wenn die Schauplätze variieren, folge die Geschichte einem Handlungsmuster. „Drama, Tanzbattle, Loveaction und die Giftabstimmung“, fasst es die Darstellerin zusammen. Wobei der letzte
Teil entscheidend für das Ende des jeweiligen Stücks ist. Denn das Publikum darf per Hand abstimmen, ob die gezeigte Variante mit einem Happy End oder in einer Tragödie endet. Dass die Vorstellung die rund 200 Zuschauenden begeistert hat, zeigte sich sowohl am lauten Gelächter als auch am Applaus während des Stücks. Zum Schluss verwandelte sich dieser in Standing Ovations und Jubelrufe. Für die großartige Show erhielten alle Darsteller Rosen. Heraus stachen Emanuel Kasprowicz mit seiner Performance als Clubbesitzer, Carolina Hofmann als rachsüchtiger Cyborg sowie Juliane Thomas, die als Schwester Laurenzia wohl die lautesten Lacher erntete.
Hervorzuheben ist die multimediale Aufbereitung des Stücks. Durch die Video- und Audiosequenzen entsteht nicht nur ein dynamisches Bühnenbild, es erweitert auch den möglichen Zuschauerkreis. Vor jeder Variante wurde ein Video eingespielt, in welchem die folgenden Akte in verständliche Sprache zusammengefasst und begleitet durch Gebärdensprache vorgetragen wurden. So zeigt Viva Randerscheinungen mal wieder, dass der Verein nicht nur von Inklusion spricht, sondern diese lebt.