Wenn der Arbeitgeber unter die Haut geht
Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fitnesskette „Hardys“haben ihren Arbeitgeber ab sofort immer unter der Haut. Das hat einen besonderen Grund.
Ein wenig nervös ist Anna Wagenknecht schon an diesem Samstagvormittag. Schließlich ist sie kurz davor, sich das erste Tattoo ihres Lebens stechen zu lassen. Und das wird ein ganz besonderes sein: Anna Wagenknecht ist eine der Geschäftsführer der HardysKette und wartet im Tattoo-Studio Fuchsbau in Dießen darauf, eine Idee, die vor rund zwei Jahren geboren wurde, wahr werden zu lassen. Aber sie ist nicht alleine, im Fuchsbau herrscht geschäftiges Treiben, und das hat einen außergewöhnlichen Grund.
Bevor sie sich das Hantelmännchen, das Logo der Fitnesskette, unter die Haut stechen lassen, erzählen Anna Wagenknecht und Millanie Gemecke, wie die Idee entstand. Millanie Gemmecke, seit 2000 Mitarbeiterin bei Hardys, hatte sich bei den Gartentagen in Kaltenberg vor zwei Jahren das Logo der Firma ins Gesicht malen lassen. „Das war beim Kinderschminken eine ganz spontane Idee von mir“, erinnert sich Gemmecke zurück. Schon während des Aufmalens habe sie sich gedacht: „Das könnte man sich doch auch tätowieren lassen.“
Dann geschah eine ganze Weile nichts, bis im Rahmen der jüngsten Weihnachtsfeier bei Hardys die Idee wieder aufkeimte. „Es waren gleich so viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begeistert, dass dann ziemlich schnell klar war, es würde eine Tattoo-Party geben“, ergänzt Anna Wagenknecht.
Gesagt, getan, am Samstag war es dann so weit: Im Tattoo-Studio „Fuchsbau“von Nena Dobbins in der Dießener Herrenstraße geben sich Mitarbeitende die Klinke in die Hand. Einer nach dem anderen sucht sich aus den Vorlagen in unterschiedlichen Größen das Logo heraus, das am besten zu der Körperstelle passt, wo das Tattoo entstehen soll. Das Hantelmännchen findet schließlich im Nacken, auf der Hand, am Handgelenk, am Fuß aber auch am Bauch seinen Platz. „Das ist jetzt ein Teil meines Lebens“, sagt Millanie Gemmecke. „Genau wie Familie Klinke und das Hardys.“Ähnlich sieht das auch Jan Vosseler, der seit zweieinhalb Jahren Sportbewegungs-Therapeut
unter anderem im Bereich Onkologie und Personaltrainer bei Hardys ist. Der 38-Jährige hat sich mit dem Hantelmännchen bereits sein achtes Tattoo stechen lassen. Etwa eine halbe Stunde hat es gedauert, bis das Logo seines Arbeitgebers in der Leistengegend fertig ist. Was aber, wenn seine Zeit in der Fitnesskette mit Sitz in Greifenberg einmal zu Ende geht?
„Dann ist das ja trotzdem ein Teil meines Lebens“, sagt Vosseler. „Tattoos stehen ja oft für einen bestimmten
Lebensabschnitt“, ergänzt Sandra Eichner, die seit etwa dreieinhalb Jahren als Trainerin bei Hardys arbeitet. „Mein Faible sind der Kraftsport und Tattoos, und da passt das Hantelmännchen einfach perfekt zu mir.“Die 44-Jährige lässt sich ihr Tattoo zwischen die Schulterblätter stechen. „Wenn ich dann meine Arme mit Hanteln nach oben hebe, ist das wie eine Verlängerung des Logos“, erklärt sie.
Für Franziska Starck, die als
Kosmetikerin in der Hardys-Gruppe arbeitet, ist es das erste professionelle Tattoo, das sie sich zwischen Daumen und Zeigefinger auf die Hand hat stechen lassen. „Das überdeckt jetzt eine Jugendsünde, die ich mir selbst gestochen habe“, sagt sie lachend. Auch für sie ist die Hardys-Familie wichtiger Teil ihres Lebens, daher habe auch sie nicht lange überlegen müssen, an der Aktion teilzunehmen. Genau deswegen hat sich auch Beata Niemiec (der Name ist polnisch und bedeutet übersetzt: Deutsch) entschlossen, mitzumachen. Der 29-jährigen Personaltrainerin sitzt das Logo ab sofort sprichwörtlich im Nacken.
Und dann ist Anna Wagenknecht an der Reihe: Schnell scharen sich die anderen um die Behandlungsliege, auf der die Chefin Platz genommen hat. „Ich habe ein Kind zur Welt gebracht, da werde ich das auch aushalten“, scherzt sie. Ein bisschen Zugzwang habe sie schon verspürt, als klar war, ihre Mitarbeitenden ziehen die Aktion durch. Aber sie habe sich auch aus Überzeugung entschlossen, das Hantelmännchen auf der Innenseite ihres Knöchels zu tragen. „Ich stehe einfach total hinter der Idee“, sagt sie und ergänzt: „Das Thema meiner Bachelorarbeit war, ‘Wie kann ich aus Kunden Fans machen?’. Da passt die Aktion perfekt dazu.“Denn auch drei Mitglieder würden sich das Logo tätowieren lassen, so Wagenknecht. Insgesamt wagen 14 Mitarbeitende, von der Aushilfe über die Büroangestellte bis hin zur Geschäftsführung, den Schritt, sich das HardysLogo unter die Haut setzen zu lassen.