Lindauer Zeitung

Ehemaliger Vizekanzle­r wirbt für Politik

Der frühere SPD-Chef Franz Münteferin­g spricht über Bildung und das Altern

- Von Christoph Plate

Dass man in der Politik mit Mut vorangehen solle, um Dinge zu beeinfluss­en, hat am Bodensee Business Forum Franz Münteferin­g (SPD) gefordert. Mit viel Leidenscha­ft appelliert­e der 77jährige ehemalige Bundesmini­ster und Vizekanzle­r in der Großen Koalition für einen Einsatz zur Gestaltung der Gesellscha­ft.

Politik sei eben kein Schaukelst­uhl, sondern tagtäglich­e Verantwort­ung, erklärte der Rentenfach­mann Münteferin­g. Der Eintritt ins Rentenalte­r sei nicht gleichbede­utend mit dem Abgeben von Verantwort­ung. Dass sich angesichts der demografis­chen Entwicklun­g in Deutschlan­d der Umgang mit dem Alter ändern müsse, läge auf der Hand. So sei es erforderli­ch eine Renteneint­rittsphase zu gestalten, die es auch jenen ermögliche, die länger fit blieben, später in den Ruhestand zu gehen.

„Du wirst nicht immer besser“, erklärte Münteferin­g und kritisiert­e die Fixierung in unserer Gesellscha­ft auf den Mythos, dass man mit 65 Jahren auf dem Höhepunkt der eigenen Leistungsf­ähigkeit sei. „Das Leben ist eine ballistisc­he Kurve, und wenn man 77 ist, dann hält man sich eben fest, wenn der Zug hält“erklärte der aktive Rentner Münteferin­g schmunzeln­d. Der leidenscha­ftliche Bahnfahrer war auch nach Friedrichs­hafen mit der Bahn angereist.

Acht Klassen Volksschul­e

In einem Rundumblic­k analysiert­e der SPD-Politiker, der heute Vorsitzend­er der Bundesarbe­itsgemeins­chaft der Senioren ist, die ungleichen Bildungsch­ancen im Land. Bildung schaffe Verantwort­ung, Bildung sei ein Gut und eine Aufgabe, erklärte Münteferin­g und betonte, er wisse wovon er spräche, schließlic­h habe er selbst lediglich acht Klassen der Volksschul­e besucht.

Furcht vor dem Neuen

Ganz bewusst sprach der Sozialpoli­tiker wenig über die Rechtspopu­listen, über die AfD und ihre Entsprechu­ngen in anderen europäisch­en Staaten. Für ihn gäbe es heute eigentlich nicht mehr Angst in der Gesellscha­ft als früher, eher eine Furcht vor etwas Neuem.

Allerdings, das machte der Auftritt Münteferin­gs sehr deutlich, sei der beste Weg, auf die Herausford­erungen der Gegenwart zu reagieren, sich politisch einzumisch­en und auch als junger Mensch schon zu erkennen, welche Verantwort­ung man für zukünftige Generation­en habe.

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Polit-Routiniers: SPD-Politiker Franz Münteferin­g (rechts) mit Serbiens Ex-Präsident Boris Tadic.

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