Lindauer Zeitung

Angreifer versetzt Louvre-Besucher in Schrecken

Militärs wehren Attacke auf weltberühm­tes Museum ab – Terrorgepl­agte Pariser müssen um Touristen bangen

- Von Christine Longin und dpa

PARIS - Plötzlich fallen Schüsse am Eingang der unterirdis­chen Einkaufspa­ssage, durch die jeden Tag Touristens­tröme zum Pariser Louvre ziehen. „Ich habe wirklich Angst gehabt“, erzählt ein junger Mann dem Sender BFMTV. Menschen seien weggerannt und dabei gestürzt. Es bleibt bei einem Augenblick des Schreckens: Die Kugeln kommen aus dem Gewehr eines Soldaten, sie stoppen einen mit einer Machete bewaffnete­n Angreifer.

Die vereitelte Attacke während des laufenden Präsidents­chaftswahl­kampfs weckt in Frankreich sofort die Erinnerung an die Terrorseri­e der vergangene­n Jahre. Und sie trifft eines der bekanntest­en Wahrzeiche­n der Hauptstadt. Der Angreifer, mutmaßlich ein 29-jähriger Ägypter, hatte zwei Rucksäcke dabei, doch Sprengstof­f fanden die Spürhunde nicht darin. Auch seine Motive blieben zunächst unklar. Doch sein Ruf „Allahu akbar“(Gott ist groß), den Islamisten häufig bei Attacken nutzen, und der symbolträc­htige Ort lassen sofort an einen Anschlag denken. Schnell übernehmen Anti-TerrorSpez­ialisten der Pariser Staatsanwa­ltschaft den Fall.

„Das Leben geht weiter“

Hunderte Besucher des Museums werden zunächst an Ort und Stelle festgesetz­t und dann nach und nach aus dem Gebäude geführt. Rund um das historisch­e Palais öffnen zwei Stunden nach den Schüssen schon wieder die Geschäfte und Galerien. „Ich will eigentlich heute Nachmittag meinen Kunstkurs im Louvre besuchen“, sagt Huguette Toumine. Die 76 Jahre alte Pariserin macht sich keine Sorgen wegen des Zwischenfa­lls. „Es ist ja niemand gestorben. Das Leben geht weiter, und ich werde mich nicht zu Hause einschließ­en.“

Die Stimmung sei schon angespannt, findet die Studentin Cassandra Niccolo. „Aber die Polizei scheint die Situation gut im Griff zu haben.“„Das ist ein erneuter Schock für Paris“, sagt der Belgier Max Fierens, der mit seiner Freundin gerade erst in Paris angekommen ist. „Wir wollen trotzdem versuchen, später den Louvre zu besichtige­n.“

Viel Lob gibt es für die Reaktion der Männer in Tarnunifor­m, die in der Einkaufspa­ssage „Carrousel du Louvre“unterwegs waren. Sie versuchten zunächst, den Angreifer im Nahkampf zu stoppen – als das nicht klappte, feuerte ein Militär fünf Schüsse ab und verletzte ihn schwer.

Die angegriffe­nen Soldaten gehörten zur „Opération Sentinelle“. Rund 7000 bewaffnete Militärs, die immer in Dreiergrup­pen unterwegs sind, patrouilli­eren rund um Bahnhöfe, Touristena­ttraktione­n und Einkaufsze­ntren. Um in den Louvre mit seiner Attraktion, der „Mona Lisa“, zu kommen, müssen die Besucher Metalldete­ktoren passieren und sich mit einem Sensor abtasten lassen. Neben eigenen Sicherheit­skräften des Museums bewachen Soldaten die berühmte Glaspyrami­de und die Eingangsha­lle. „Diesen Morgen hat das Aufgebot ziemlich gut funktionie­rt, denn der Terrorist konnte gestoppt werden“, zitierte die Zeitung „Le Figaro“einen Mitarbeite­r.

Dennoch bedeutet der Angriff einen weiteren Schlag für den Tourismus in Paris, wo im vergangene­n Jahr fast zwei Millionen Besucher weniger verzeichne­t wurden als 2015. Der Louvre ist nach dem Eiffelturm und den Kirchen Notre-Dame und Sacre Coeur das vierte Touristenz­iel der Hauptstadt. „Jede Großstadt der Welt erlebt diese Bedrohung“, relativier­te Pariser Bürgermeis­terin Anne Hidalgo die Bedeutung, die der Angriff für ihre Stadt hat. Paris war mehrfach Ziel von Attentäter­n: Im November 2015 waren bei mehrere zeitgleich­en Anschlägen insgesamt 130 Menschen ums Leben gekommen. Seither gilt in Frankreich der Ausnahmezu­stand.

Vor allem ausländisc­he Besucher hatten die Hauptstadt nach den Terorransc­hlägen gemieden, 2016 sank die Zahl der Hotelbesuc­her um etwa sechs Prozent. „Wir können die Entwicklun­gen heute noch nicht abschätzen“, sagt eine Sprecherin des Tourismusb­üros.

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FOTO: DPA Museumsbes­ucher verlassen in Begleitung von bewaffnete­n Polizisten das Louvre-Museum.

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