Angreifer versetzt Louvre-Besucher in Schrecken
Militärs wehren Attacke auf weltberühmtes Museum ab – Terrorgeplagte Pariser müssen um Touristen bangen
PARIS - Plötzlich fallen Schüsse am Eingang der unterirdischen Einkaufspassage, durch die jeden Tag Touristenströme zum Pariser Louvre ziehen. „Ich habe wirklich Angst gehabt“, erzählt ein junger Mann dem Sender BFMTV. Menschen seien weggerannt und dabei gestürzt. Es bleibt bei einem Augenblick des Schreckens: Die Kugeln kommen aus dem Gewehr eines Soldaten, sie stoppen einen mit einer Machete bewaffneten Angreifer.
Die vereitelte Attacke während des laufenden Präsidentschaftswahlkampfs weckt in Frankreich sofort die Erinnerung an die Terrorserie der vergangenen Jahre. Und sie trifft eines der bekanntesten Wahrzeichen der Hauptstadt. Der Angreifer, mutmaßlich ein 29-jähriger Ägypter, hatte zwei Rucksäcke dabei, doch Sprengstoff fanden die Spürhunde nicht darin. Auch seine Motive blieben zunächst unklar. Doch sein Ruf „Allahu akbar“(Gott ist groß), den Islamisten häufig bei Attacken nutzen, und der symbolträchtige Ort lassen sofort an einen Anschlag denken. Schnell übernehmen Anti-TerrorSpezialisten der Pariser Staatsanwaltschaft den Fall.
„Das Leben geht weiter“
Hunderte Besucher des Museums werden zunächst an Ort und Stelle festgesetzt und dann nach und nach aus dem Gebäude geführt. Rund um das historische Palais öffnen zwei Stunden nach den Schüssen schon wieder die Geschäfte und Galerien. „Ich will eigentlich heute Nachmittag meinen Kunstkurs im Louvre besuchen“, sagt Huguette Toumine. Die 76 Jahre alte Pariserin macht sich keine Sorgen wegen des Zwischenfalls. „Es ist ja niemand gestorben. Das Leben geht weiter, und ich werde mich nicht zu Hause einschließen.“
Die Stimmung sei schon angespannt, findet die Studentin Cassandra Niccolo. „Aber die Polizei scheint die Situation gut im Griff zu haben.“„Das ist ein erneuter Schock für Paris“, sagt der Belgier Max Fierens, der mit seiner Freundin gerade erst in Paris angekommen ist. „Wir wollen trotzdem versuchen, später den Louvre zu besichtigen.“
Viel Lob gibt es für die Reaktion der Männer in Tarnuniform, die in der Einkaufspassage „Carrousel du Louvre“unterwegs waren. Sie versuchten zunächst, den Angreifer im Nahkampf zu stoppen – als das nicht klappte, feuerte ein Militär fünf Schüsse ab und verletzte ihn schwer.
Die angegriffenen Soldaten gehörten zur „Opération Sentinelle“. Rund 7000 bewaffnete Militärs, die immer in Dreiergruppen unterwegs sind, patrouillieren rund um Bahnhöfe, Touristenattraktionen und Einkaufszentren. Um in den Louvre mit seiner Attraktion, der „Mona Lisa“, zu kommen, müssen die Besucher Metalldetektoren passieren und sich mit einem Sensor abtasten lassen. Neben eigenen Sicherheitskräften des Museums bewachen Soldaten die berühmte Glaspyramide und die Eingangshalle. „Diesen Morgen hat das Aufgebot ziemlich gut funktioniert, denn der Terrorist konnte gestoppt werden“, zitierte die Zeitung „Le Figaro“einen Mitarbeiter.
Dennoch bedeutet der Angriff einen weiteren Schlag für den Tourismus in Paris, wo im vergangenen Jahr fast zwei Millionen Besucher weniger verzeichnet wurden als 2015. Der Louvre ist nach dem Eiffelturm und den Kirchen Notre-Dame und Sacre Coeur das vierte Touristenziel der Hauptstadt. „Jede Großstadt der Welt erlebt diese Bedrohung“, relativierte Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo die Bedeutung, die der Angriff für ihre Stadt hat. Paris war mehrfach Ziel von Attentätern: Im November 2015 waren bei mehrere zeitgleichen Anschlägen insgesamt 130 Menschen ums Leben gekommen. Seither gilt in Frankreich der Ausnahmezustand.
Vor allem ausländische Besucher hatten die Hauptstadt nach den Terorranschlägen gemieden, 2016 sank die Zahl der Hotelbesucher um etwa sechs Prozent. „Wir können die Entwicklungen heute noch nicht abschätzen“, sagt eine Sprecherin des Tourismusbüros.