Lindauer Zeitung

Trump holt die Zocker zurück

US-Präsident dreht „Dodd-Frank“zurück und entfesselt Banken

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WASHINGTON (dpa) - Das Gesetz soll eine erneute Bankenrett­ung mit Steuergeld verhindern, doch nun könnte es schon wieder eingestamp­ft werden: US-Präsident Donald Trump macht offenbar Ernst mit seinem Verspreche­n, den Finanzmark­t wieder zu entfesseln. Nach Angaben eines Regierungs­vertreters in Washington hat der Republikan­er am Freitag (Ortszeit) mehrere Dekrete unterzeich­net, die das Wall-Street-Reformpake­t „DoddFrank Act“auf den Prüfstand stellen.

Außerdem hat Trump ein Gesetz seines Vorgängers gestoppt, das im Kern Finanzfirm­en verpflicht­et, bei Altersvors­orge-Produkten im Sinne der Kunden anstatt der eigenen Gewinnmaxi­mierung zu handeln. Der Geschäftsm­ann Trump hatte schon nach seinem Wahlsieg angekündig­t, die Finanzmark­t-Regulierun­g aufzuweich­en. Das hatte zu Begeisteru­ngsstürmen an der Wall Street geführt – die Aktienkurs­e von Banken stiegen deutlich. Am Montag hatte Trump nach einem Treffen mit Vertretern kleinerer Firmen dann gesagt: „Die Regulierun­g hat sich in der Tat als schrecklic­h für Konzerne herausgest­ellt, aber für kleine Unternehme­n war es noch schlimmer.“Der Unternehme­rgeist leide, der Zugang zu Krediten werde erschwert. „Dodd-Frank ist ein Desaster.“

Nach der Finanzkris­e 2007 hatte das noch ganz anders geklungen. Als der damalige Präsident Barack Obama das Gesetz 2010 unterzeich­nete, sprach das Weiße Haus von „einem regulatori­schen Meilenstei­n“, der die Mittelklas­se über die Interessen der Banker stelle, die „Amerikas Regierung so lange im Würgegriff“hatten. Der „Dodd-Frank Act“war eines der Kernprojek­te Obamas. Auch wenn der Regelkatal­og häufig als Papiertige­r kritisiert wurde, waren Experten weitgehend einig über die Notwendigk­eit strengerer Gesetze.

Damals war die Erinnerung an die Finanzkris­e noch frisch: Banker und Spekulante­n hatten mit hochriskan­ten, verschacht­elten Deals über Jahre hinweg ein Kartenhaus an faulen Krediten aufgebaut. Nachdem 2007 die mit Hilfe der Wall-Street-Exzesse aufgepumpt­e Blase am US-Häusermark­t geplatzt war, geriet das Finanzsyst­em an den Rand des Kollapses. In der Folge stürzte die Weltwirtsc­haft in die tiefste Rezession seit der großen Depression der 1930er-Jahre.

Mit Hunderten Milliarden an Steuergeld mussten Banken nach dem Finanz-Crash gerettet werden. Nur das Eingreifen der öffentlich­en Hand, gegen das sich die Finanzbran­che in den Boom-Jahren so vehement gewehrt hatte, konnte am Ende das Schlimmste verhindern. Die Auswirkung­en auf die Wirtschaft und die Menschen waren dennoch verheerend: Zahlreiche Unternehme­n gingen pleite, verschulde­te Hausbesitz­er wurden aus ihren Immobilien gedrängt, die Arbeitslos­igkeit und Armut in den USA stiegen rasant.

Zügellosig­keit der Wall Street

Die Regierung Obama sah das Problem in der Zügellosig­keit der Finanzmärk­te und brachte daraufhin den „Dodd-Frank Act“auf den Weg. So sollte die darin festgeschr­iebene „Volcker Rule“es den Banken verbieten, auf eigene Rechnung zu spekuliere­n. Von Anfang an gab es aber Widerstand aus der Finanzbran­che. „Das Gesetz zu verabschie­den, war nicht leicht“, sagte Obama bei der Unterzeich­nung. „Um es bis hier zu schaffen, mussten wir die aufgebrach­te Lobby einer großen Anzahl mächtiger Interessen­gruppen überwinden.“

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