Freud trifft auf Brüder Grimm
Tatort – Der scheidende Schupo (ARD, So., 20.15
Uhr) - Ein Mann steht an einem Holzschredder, aus dessen Trichter ein Männerbein ragt. Als die Polizei eintrifft, sagt er: „Es ist nicht das, wonach es aussieht.“Klar, eine Hommage an den Filmklassiker „Fargo“der Coen-Brüder, in dem es eine ähnliche Szene gibt. Die CoenBrüder sind ein guter Wegweiser, wenn man den Weimar-„Tatort“um das Ermittlerduo Christian Ulmen und Nora Tschirner (Lessing und Dorn) verstehen will. Hier geht es nicht um holzschnittartige Charaktere und um gesellschaftliche Aufregerthemen, die später noch bei Anne Will bierernst besprochen werden. Es geht vielmehr darum, wie meist bei Christian Ulmen, aus dem Einerlei der deutschen Fernsehlandschaften auszubrechen. Im Falle des Weimar„Tatorts“mit schrägen Figuren, mit teils abstruser Handlung, in der mal Sigmund Freud, mal die Brüder Grimm („Ruckedigu, Blut ist im Schuh“) zitiert werden, in der sich feinsinniger Humor und Blödsinn spielend die Klinke geben. Kein Wunder, dass im Gegensatz zum Klamauk-„Tatort“aus Münster der aus Weimar polarisiert. Und der aktuellen Folge „Der scheidende Schupo“hätte die eine oder andere Wendung weniger gutgetan. Unterm Strich bleibt dennoch ein TV-Vergnügen und die Erkenntnis, dass uns das Abseitige meist mehr über das Leben verrät als das Alltägliche. Womit wir wieder bei den Coen-Brüdern wären.