„Theater ist ein großes Trainingslager“
Sönke Wortmann inszeniert die Komödie „Willkommen“– Neuer Film im Sommer
DÜSSELDORF (dpa) - Filmregisseur Sönke Wortmann (57) zieht es wieder ins Theater. Für das Düsseldorfer Schauspielhaus inszeniert er die Komödie „Willkommen“von Lutz Hübner und Sarah Nemitz, die am Samstag uraufgeführt wird. In dem Stück mischt ein Bewohner seine Wohngemeinschaft mit der Ankündigung auf, sein Zimmer zeitweise an Flüchtlinge zu vermieten. Im Sommer kommt Wortmanns neuer Film „Sommerfest“nach dem Roman von Frank Goosen ins Kino. Dorothea Hülsmeier von der dpa hat mit Wortmann darüber gesprochen, was ihn am Theater besonders reizt – und inwieweit seine Filmarbeit von diesem profitiert.
Sie inszenieren immer mal wieder Theaterstücke. Was hat das Theater, was der Film nicht hat?
Das eine ist der Live-Charakter, den der Film natürlich nicht hat. Das hat Vor- und Nachteile. Filmszenen kann ich als Regisseur so oft wiederholen, bis es gut ist. Und wenn man sie einmal gut hat, muss man nie wieder darüber nachdenken. Einen Theaterabend zu gestalten ist, weil er live ist, schwieriger. Man muss mit den Schauspielern wesentlich mehr proben, damit ein Stück, das eineinhalb Stunden dauert, auch immer wieder reproduzierbar ist.
Was reizt Sie dann so am Theater?
Es gibt einen großen gemeinsamen Nenner, das ist die Schauspielerarbeit. Die mache ich auch beim Film sehr gern. Für mich ist es sozusagen ein großes Trainingslager, hier sechs Wochen mit Schauspielern Rollen zu erkämpfen und auch in der Dialogregie Zeit zu haben, richtig genau zu sein.
Was machen Sie lieber, Theater oder Film?
Man kann das nicht gegeneinander aufwiegen. Es ist nicht so, dass ich das eine lieber mag als das andere. Film ist mir näher, weil ich da viel mehr Erfahrung habe und auch weiß, dass ich ganz andere Illusionen optisch erzeugen kann. Aber der Kern, die Schauspielerarbeit, ist im Theater süffiger.
Arbeiten Sie lieber mit Theateroder Filmschauspielern?
Auch da gibt es ja eine große Schnittmenge. Die besten Theaterschauspieler sind in meinen Augen auch die besseren Filmschauspieler. Theater ist das Grundgerüst, wer das gelernt hat, auf der Schauspielschule war und ein paar Jahre Theater gespielt hat, der ist meistens im Film besser als jemand, der nur gedreht hat.
Das Stück „Frau Müller muss weg“haben Sie erst am Theater inszeniert und später verfilmt. Ist „Willkommen“für Sie auch schon die Vorlage für einen neuen Film?
Ich bin mir noch nicht sicher. Ich habe im Moment noch zu wenig Abstand. Viel hängt davon ab, ob die Zuschauer es annehmen werden. Endgültig beantworten kann ich die Frage erst in ein paar Wochen.
Was hat Sie an diesem Stück so gereizt?
Erst mal reizt es mich, in Düsseldorf mit der neuen Intendanz zu arbeiten. Was ich hier an Stücken gesehen habe – und ich habe die meisten gesehen – find ich wirklich toll, teilweise großartig. Ich bin froh, hier ein Teil des Neuanfangs zu sein. Natürlich ist es auch das Stück. Die Theaterdialoge von Lutz Hübner begeistern mich sehr. Und das Thema Flüchtlinge ist immer noch hochaktuell.