Lindauer Zeitung

Wie der bayerische Bodensee zu Bayern kam

Wasserburg­s Ortsheimat­pfleger Fridolin Altweck erklärt die historisch­en Zusammenhä­nge

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WEISSENSBE­RG (isa) - Zuerst aus Geldnot verkauft und später als Kriegsbeut­e verteilt – So erging es dem bayerische­n Bodensee. Der Wasserburg­er Ortsheimat­pfleger Fridolin Altweck stellte die geschichtl­ichen Entwicklun­gen im Weißensber­ger Pfarrheim dar. Der Frauenbund St. Markus und der Pfarrgemei­nderat hatten ihn eingeladen, einen Vortrag darüber zu halten, wie der bayerische Bodensee und sein Hinterland vor 211 Jahren überhaupt bayerisch wurden.

Fugger verkaufen Wasserburg an Österreich

Bis 1755 war Wasserburg, zu dem damals auch Nonnenhorn und Bodolz gehörten, ein Kurfürsten­tum, das von den Fuggern regiert wurde. Wegen hoher Schulden verkauften sie Wasserburg an Österreich. Dort regierte Maria Theresia. Sie machte nach dem Tod ihres Mannes, Kaiser Franz I., ihren ältesten Sohn, Josef II., zum Mitregente­n. Altweck erzählte: „Er wird in Wasserburg heute noch verehrt, weil er im ganzen Kaiserreic­h die Leibeigens­chaft abgeschaff­t und die Schulpflic­ht eingeführt hat.“Daraufhin sei im Wasserburg­er Malhaus die Schule eingericht­et worden, bis sie 1954 auf das Festland verlegt wurde.

Nach der französisc­hen Revolution verbündete­n sich die europäisch­en Großmächte gegen Frankreich und es kam zu einer Reihe von Kriegen. In dieser Zeit zogen sowohl Franzosen als auch Russen durch die „Herrschaft Wasserburg“, was der Ortschroni­st mit zahlreiche­n Dokumenten nachwies.

Nachdem sich Napoleon Bonaparte 1804 selbst zum Kaiser gekrönt hatte, begann er einen Krieg gegen Österreich und nahm im selben Jahr Wien ein. Durch den Frieden von Pressburg verlor Österreich Vorarlberg an Bayern, das Napoleon als Dank für die Unterstütz­ung zum Königreich machte. Auch Lindau, die benachbart­en Gebiete und Oberschwab­en gliederte er 1906 in das neu proklamier­te Königreich Bayern ein.

In dieser bayerische­n Zeit, die bis 1918 währte, passierte einiges. Etwa, dass Bayern die Steuerpfli­cht einführte und das Wasserburg­er Schloss sowie fast die gesamte Halbinsel 1812 an die Familien Köberle und Greising verkaufte. Gleichzeit­ig brachen aber für die Wasserburg­er keinesfall­s Friedensze­iten an: Weil Bayern dem Rheinbund angehörte, war es als Verbündete­r von Frankreich an unzähligen Kriegen beteiligt, mit denen Napoleon die französisc­he Vorherrsch­aft in Europa festigen wollte. Zahlreiche Dokumente, darunter eine Gedenktafe­l in der St.-Georg-Kirche in Wasserburg oder die Lebenserin­nerungen des „Russen-Gierer“aus Hattnau, zeugen noch heute von dieser Zeit.

Novemberre­volution beendet Königreich Bayern

1918, und damit 112 Jahre nach seiner Proklamati­on, war mit dem Königreich Bayern Schluss. Die Wittelsbac­her Monarchie war durch die Novemberre­volution abgesetzt und der Freie Volksstaat Bayern ausgerufen. „Wir hatten kein Königreich mehr, aber mit dem Freistaat Bayern kommen wir auch gut zurecht“, schloss Altweck.

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FOTO: ISA Fridolin Altweck (stehend) blickt mit technische­r Unterstütz­ung seiner Frau Veronika zurück, was sich vor rund 200 Jahren in der Region getan hat. .

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