Oh, mein schönes verführtes Lindau
Zu den Plänen für die Hintere Insel: Klagelied eines alten Architekten...
Einen nachhaltigen städtebaulichen Wettbewerb einer in weiten Flächen temporären Gartenschau unterzuordnen, schon jetzt auszuloben und mit solch einschränkenden Vorgaben in eine beabsichtigte Richtung zu lenken, ist fragwürdig. Aufwendige Verkehrsstraßen führen zu teuren Tiefgaragen. Das entspricht nicht dem künftig zu erwartenden Bedarf.
Die nur wenig verkürzten Bahnsteige verhindern ein Zusammenwachsen der Altstadt mit dem neuen Stadtteil „Westinsel“an der wichtigen Fußgängerzone Maximilianstraße. Der Weg über einen Bahnhofsplatz vor den Bahnsteigköpfen ist ein Zugang über die Hintertür. Zur Orientierung und Identifikation fehlt dem neuen Stadtteil „Westinsel“ein städtebaulicher Höhepunkt. Die Straßenanbindung über eine neue Thierschbrücke führt vor allem zum Gelände der Gartenschau.
Auffällig ist, wie unsere Stadtobrigkeit die Wünsche der Bahn nach schnellem Geld durch baldige Grundstücksverkäufe bedient und dabei vitale Interessen Lindaus an einer nachhaltigen Entwicklung des Stadtzentrums Insel beeinträchtigt. ... und seine Vision: Bebauung der Hinteren Insel, angemessen, vielgestaltig, nach jeweiligem künftigen Bedarf, bunt und lebendig, wie die Altstadt, in einem gemeinsamen, verkehrsberuhigten Bereich. Mehr Wohn- und Spielstraßen mit einigen individuellen Parkplätzen und ein bescheidenes Parkhaus im Bereich der alten Post. Ein Platz mit einem wichtigen Gebäude als Anschluss der Westinsel an die Maximilianstraße, wie bei den historischen Erweiterungen der Altstadt.
Teure Baukosten und Mieten können kompensiert werden zum Beispiel durch Verzicht auf ein eigenes Auto. Neue Arbeitsformen können vermischt neben Wohnen ausgeübt werden. Zeit wird gespart, Stress im Stau vermieden. Hier ist alles in guter Qualität nahe vorhanden: ruhiges Wohnen bei frischer Luft, Einkauf, Freizeit und Erholung, Kultur usw.
Die neue Bahnstation Insel gehört hinter die alte Post und weiter westlich, die stillgelegten Postgleise und die (bahn-)freigegebenen Gleise 1 und 2 werden für einen Straßenanschluss an zentraler Stelle genutzt. Eine Straßenanbindung an die Zwanziger Straße vor dem Bahnkörper, ohne neue Thierschbrücke zu einem zentralen Verkehrs- und Wendeplatz „Westend“, von wo aus Fahrgäste der Bahn und der Straße die Altstadt, den Hafen und den neuen Stadtteil „Westinsel“kurz erreichen.
Der bizarre Zuschnitt des Wettbewerbsgebietes bei der alten Post und der Thierschbrücke zeigt, dass hier ganz bestimmte Lösungen vorgegeben, andere Ideen verhindert werden sollten. Heinrich Meyer, Lindau