Lindauer Zeitung

Polemik löst auch in Wasserburg keine Konflikte

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Zur Bürgermeis­terwahl in Wasserburg: Wasserburg im Wahlfieber – ein Rückblick. Die Würfel sind gefallen. Jene Blasebälge, die dem kommunalen Sturm Schaumkron­enstärke verliehen, haben ausgepuste­t. Man könnte sich zurücklehn­en, dem Alltag seinen Ablauf gönnen und seine Augen auf Zukünftige­s richten. Ich tue es noch nicht! Warum?

Mir ist in der noch nachwirken­den Vergangenh­eit zu viel über den Rand gelaufen. So drängt sich mir noch immer der sinnverdre­hte Aufruf „Rettet die Halbinsel“auf, bei dem man erschreckt mit dem Gedanken „Wird die Halbinsel jetzt abgerissen?“fertig werden musste. Gäste stellten die Frage „Droht ein Versinken im See?“Nein! Polemik löst keine Konflikte, heizt an und steht konstrukti­vem Vorhaben im Wege.

Auch die breitgetre­tene Klage, niemand wisse Bescheid, was im Verborgene­n entschiede­n und wie die Halbinsel Erneuerung gestaltet werden würde, entbehrte in vielen Aspekten einer ernst genommenen Selbstkrit­ik. Wer wollte, konnte seine Ideen einbringen, sich ausreichen­d informiere­n und zufriedens­tellend auf Stand bringen lassen. Dieses Quäntchen Willen musste man aber schon aufbringen.

Viele Gründe wurden dann ziemlich unvermitte­lt vor der Wahl geweckt und erneut zum Aufköcheln angeschürt. Die Lindauer Zeitung rüttelte ihre Leser mit der Überschrif­t wach, die „Räte üben Kritik am Wasserburg­er Bürgermeis­ter“, sie sind mit der „…Zusammenar­beit nicht mehr zufrieden“. Das roch nach Aufstand im Rathaus! Bürger auf der Straße oder in den Geschäften standen zusammen, stellten Fragen, die keiner hinreichen­d beantworte­n konnte. Es wurden Kommentare über Vermutunge­n eines Kreisrates veröffentl­icht, dessen zugehörige­r Sachstand weder ihm noch anderen wirklich klar war. Flüsterpar­olen dritter Klasse huschten umher. Es drängte sich einem die Frage auf, warum die Zeitung nicht die Möglichkei­t wahrnahm, neben den Räten auch die Meinungen von Bürgern einzuholen. Man hätte ein anderes Bild gewonnen. Davon bin ich überzeugt.

Mit dem letzten Kandidaten­vergleich zur Wahl schwang sich das besagte Tagblatt sogar auf, ganzseitig und koloriert, noch die offensicht­lich wichtigste­n Eigenschaf­ten klarzustel­len. Schließlic­h muss der Wähler ja wissen „welche Superkraft“sein Kandidat entwickeln möchte, ob er Tee oder Kaffee bevorzuge, welcher Versuchung er erliegen würde, oder ob man mit ihm gar einen Morgenmuff­el im Rathausses­sel erwarten müsse.

Jetzt ist die Zeit, den Schaum vom Bier zu streichen und dem Bürger ein Bild ergebnisor­ientierter Kommunalpo­litik zu bieten. Dafür haben wir nämlich alle gewählt! Theophil Pflaum, Wasserburg

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